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Das neue Qualifying: "Warten wir erst einmal ab..."
Stimmen zum neuen Qualifikations-Modus der WTCC: Wie sinnvoll ist die Ausschüttung von WM-Punkten im Zeittraining? Und tritt nun endlich Besserung ein?
(Motorsport-Total.com) - In diesem Jahr führt die WTCC einen neuen Qualifying-Modus ein, um das ungeliebte System aus der vergangenen Saison abzulösen. 2011 war das Ergebnis des ersten Teilabschnitts (Q1) maßgeblich für die Startaufstellung des zweiten Rennens eines Wochenendes, wobei Langsamfahren den Schlüssel zum Erfolg bedeutete - wer sich in Q1 auf Rang zehn klassierte, startete später von der Pole-Position.

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Ab 2012 wird im zweiten Quali-Abschnitt entschieden, wer von vorne losfahren darf
Dieser Umstand hatte zur Folge, dass in der ersten Einheit meist nicht mit Vollgas gefahren wurde. Die Fahrer nahmen vielmehr bewusst Tempo heraus, um sich für die Startaufstellung des zweiten WM-Laufs in eine gute Ausgangsposition zu bringen. Dieses "Zocken" stieß jedoch nicht auf große Gegenliebe bei den Beteiligten, vor allem Weltmeister Yvan Muller (Chevrolet) war ein Kritiker.
Der Franzose steigerte sich laut eigener Aussage so sehr in die Materie hinein, dass er zu Beginn der vergangenen Saison nicht auf seinem üblichen Niveau agierte. "Das dumme Qualifying beschäftigte mich so sehr. Es kostete mich viel Energie und Zeit. Ich brauchte drei Events, bis ich die Qualifikation verdrängt hatte. Danach war all dies aber trotzdem noch in meinem Hinterkopf", erläutert Muller.
Die WTCC-Fahrer sind gespannt...
Damit ist nun allerdings Schluss, denn zum Saisonauftakt 2012 führt der Automobil-Weltverband (FIA) einen neuen Modus ein. Dieser sieht vor, dass die Startaufstellung beider Rennen auf dem Ergebnis von Q2 basiert. Die große Neuerung: Die Top 10 aus Q2 werden beim Start zum zweiten WM-Lauf in umgekehrter Reihenfolge losgeschickt. Zudem erhalten die schnellsten Fünf noch einige Zähler.

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Yvan Muller konnte sich mit dem Modus von 2011 überhaupt nicht anfreunden Zoom
Ist dieser neue Ansatz nun also das Gelbe vom Ei? Muller zeigt sich vorsichtig optimistisch: "Ja, es ist ein guter Modus, aber warten wir erst einmal ab, wie er funktioniert. Jetzt spielt auf jeden Fall wieder die sportliche Komponente eine große Rolle. Das sollte für Spannung sorgen, denn der Wettbewerb ist zurück", meint der alte und neue Weltmeister. Tiago Monteiro (Sunred) teilt diese Ansicht durchaus.
"Die Verantwortlichen tun alles dafür, um eine gute Lösung zu finden. Einfach ist das sicher nicht, doch ich bin da noch ganz unvoreingenommen", sagt der Portugiese. "Ich habe mich bisher aber noch nicht allzu intensiv damit beschäftigt und weiß daher auch noch nicht, wie es sein wird. Es scheint dem System von 2010 recht ähnlich zu sein, nur etwas komplizierter", hält Monteiro erklärend fest.
Das Qualifying als Zünglein an der Waage?
Dass ab 2012 zusätzlich noch WM-Punkte ausgeschüttet werden, bezeichnet der ehemalige Formel-1-Pilot (Tiago Monteiro in der Formel-1-Datenbank!) als "seltsam" und bewertet den neuen Modus als "nichts Gewöhnliches". Ist das aber gut oder schlecht? "Es ist nicht dramatisch", erklärt Monteiro und fügt hinzu: "Es muss halt sinnvoll sein. Wenn man allerdings einige Punkte für die Qualifikation vergibt, sollten es vielleicht ein paar mehr sein."

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Roberto Ravaglia (Foto) und Eric Neve machten sich für ein neues System stark Zoom
Das Reglement sieht in diesem Jahr vor, dass die Top 5 aus Q2 mit Zählern nach dem Schlüssel 5-4-3-2-1 bedacht werden, was im Vergleich zum Rennschema 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1 wie ein Tropfen auf den heißen Stein anmutet. Im Hinblick auf den engen WM-Ausgang 2011, wobei drei Zähler den Unterschied ausmachten, könnten eben diese Qualifikations-Punkte 2012 die Entscheidung bringen.
Die Verantwortlichen der WTCC-Rennställe stehen der Änderung auf jeden Fall positiv gegenüber. "Ich freue mich darüber", sagt ROAL-Teamchef Roberto Ravaglia. "Ich war nämlich einer der größten Befürworter für eine solche Lösung. Gemeinsam mit Eric Neve machte ich mich in der Tourenwagen-Kommission dafür stark. Ich denke, jetzt dürfte es schwierig werden, um die Startplätze zu zocken."
Die Teamchefs begrüßen die Änderungen
"Im vergangenen Jahr war es einfach ein Pokerspiel. Jetzt kommt es wieder auf die Rundenzeit an", erläutert der Italiener. Bamboo-Oberhaupt Richard Coleman pflichtet seinem Kollegen bei. "In meinen Augen ist das neue System ein Schritt nach vorne. Der alte Modus, der langsames Fahren belohnte, war nicht so prickelnd. Aus sportlicher Sicht sollten wir in diesem Jahr also einen Fortschritt erleben."

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Bamboo-Teamchef Richard Coleman wünscht sich eine ganz normale Quali Zoom
"Ich bin mir aber nicht so sicher, ob es für die Fans und die Zuschauer einfacher zu durchschauen ist", meint der Brite. Die Ausschüttung von WM-Punkten sei ein "schöner Anreiz", doch man könne freilich darüber streiten, ob es zu wenige oder zu viele Zähler seien. Einig ist man sich im Fahrerlager indes darin, dass der Modus der Generation 2011 völlig zu recht bereits nach einem Jahr abgelöst wird.
Das bewusste langsame Fahren "war nicht im Sinne des Sports", wie es Monteiro ausdrückt. Deshalb werde man 2012 gewiss eine Verbesserung sehen. Für Coleman ist jedoch auch das neue System nicht die ultimative Lösung für die Tourenwagen-WM. "Ich als Motorsport-Purist sage: Wir sollten im Qualifying nur eine Session haben und der Schnellste geht von der Pole-Position ins Rennen. Punkt."

