• 25.11.2014 21:50

Kristensen: "Ich hatte 35 fast perfekte Jahre im Motorsport"

Tom Kristensen blickt vor seinem letzten Start als Profirennfahrer mit Stolz zurück und freut sich auf die Zukunft: "Gibt im Leben auch noch andere schöne Dinge"

(Motorsport-Total.com) - Am Wochenende steht in Form der 6 Stunden von Sao Paulo das Saisonfinale der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf dem Programm. Doch während viele der in Interlagos an den Start gehenden Piloten am 12. April 2015 wieder Vollgas geben werden, um beim WEC-Saisonauftakt 2015 um Punkte zu kämpfen, geht für einen nicht nur die Saison 2014 zu Ende.

Titel-Bild zur News: Tom Kristensen

Tom Kristensen tritt am Sonntag in Sao Paulo in den Rennfahrer-Ruhestand Zoom

Für "Mister Le Mans" Tom Kristensen markiert das letzte WEC-Rennen 2014 das letzte Rennen als Profirennfahrer. Vor wenigen Tagen hat der Däne seinen Rücktritt offiziell gemacht. In Zukunft will er seine Freizeit genießen und wird nur noch sporadisch hinter dem Lenkrad sitzen. Im Interview spricht Kristensen über die Gründe für seinen Rücktritt und die zahlreichen Rückmeldungen, über seine eigenen Zukunftspläne und über die Zukunft des Dänen-Camps in Le Mans.

Frage: "Tom, du hast auf einer Pressekonferenz am Mittwoch das Ende deiner Profikarriere verkündet und dabei sehr entspannt gewirkt. Wie leicht ist dir dieser Schritt gefallen?"
Tom Kristensen: "Ich hatte ein inneres Empfinden, das in den vergangenen Monaten immer stärker geworden ist. Es war das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Karriere zu beenden. Ich bin sehr glücklich und stolz auf das, was ich erreicht habe und ich fühle mich sehr privilegiert, denn ich durfte für großartige Teams und mit tollen Teamkollegen arbeiten. Natürlich ist das jetzt ein großer Schritt, aber ich bin immer meinem Gefühl gefolgt und es wird mich auch jetzt nicht täuschen. Allan McNish und 'Dindo' Capello haben mir bestätigt, wie schwierig eine solche Entscheidung ist, aber zugleich bin ich glücklich und werde sicher meine Freizeit genießen können."

Frage: "Hast du es bereits verinnerlicht, dass deine Karriere nach dem WEC-Saisonfinale vorbei sein wird?"
Kristensen: "Natürlich ist es nicht einfach, das Ende meiner Karriere wirklich zu begreifen. Ich werde es sicher vermissen, nicht mehr regelmäßig im Rennwagen zu sitzen. Mir war es aber wichtig, die Entscheidung zu treffen, solange ich in einer starken Position bin. Auch in der nächsten Zukunft fahre ich noch das ein oder andere Rennen, zum Beispiel das Race of Champions oder historische Veranstaltungen. Ich freue mich auch sehr auf meine neue Rolle bei Audi und mehr Zeit für Familie und Freunde. Ich hatte 35 fast perfekte Jahre im Motorsport, aber ich bin mir sicher, dass es im Leben auch noch andere schöne Dinge gibt."

Loic Duval, Lucas di Grassi, Tom Kristensen

Stilecht: Die Karriere von "Mister Le Mans" geht mit der Startnummer 1 zu Ende Zoom

Frage: "Was waren die emotionalsten Bekundungen, die dich erreicht haben?"
Kristensen: "Es war unglaublich, die vielen positiven Rückmeldungen zu sehen und alle waren sehr mitfühlend. Die Nachricht zum Rücktritt auf meiner Facebook-Seite hat mehr als 45.000 'Gefällt mir'-Klicks und 3.500 direkte Kommentare bewirkt. Ich schulde vielen Menschen großen Dank, allen voran den Fans. Ich habe eine Flut an Bekundungen erhalten, die mich sehr berührt haben - von der Schulklasse meines Sohnes Oswald über Jacky Ickx und aktuelle Rennfahrerkollegen bis hin zu Politikern und Mitgliedern des Königshauses."

Frage: "Jahr für Jahr sind Tausende deiner Landsleute nach Le Mans gepilgert, um dich fahren zu sehen. Es gab ein eigenes Dänen-Camp an der Strecke, das du jedes Jahr besucht hast. Was wird nun daraus?"
Kristensen: "Meine Landsleute haben wirklich einen riesigen Enthusiasmus gezeigt, aber ich bin mir sicher, dass sie sich auch in Zukunft stark engagieren werden. Ich werde sie auch in den nächsten Jahren in Le Mans besuchen. Jetzt habe ich sogar viel mehr Zeit für sie und für alle Audi-Fans. Es gibt noch viele andere dänische Rennfahrer in Le Mans, die ihren Applaus und ihren Zuspruch verdient haben."