V8STAR Teil 1: In zwölf Monaten von der Idee zum Auto

Die V8STAR-Serie war eine hektische Geburt: Wie in weniger als einem Jahr eine Idee in die Tat umgesetzt wurde und welche Gefahren sich anbahnten

(Motorsport-Total.com) - Am 17. November 2003 wurde die V8STAR-Serie eingestellt. Grund genug für 'Motorsport-Total.com', anlässlich der 15-jährigen Jahrestags auf eine der beliebtesten Tourenwagenserien ihrer Zeit zurückzublicken. Auf Basis exklusiver Gespräche zeichnen wir den Weg der Meisterschaft von den bescheidenen Anfängen bis zum plötzlichen Ende nach. Heute: Die zügige Umsetzung einer Idee von einem weißen Blatt Papier aus.

Titel-Bild zur News: V8STAR

Die V8STAR-Serie entstand in Rekordzeit: Nur ein Jahr bis zum Prototyp Zoom

Die Idee entstand kurz nach dem letzten Rennen der STW-Meisterschaft. Auf der Essen Motor Show 1999 präsentierten der frühere Ford-Motorsportchef Lothar Pinske, BMW-Ingenieur Thomas Ammerschläger und der frühere Rennfahrer und AMG-Berater Dieter Glemser dem späteren Strippenzieher der V8STAR-Serie ihren Plan. Der ehemalige DTM-Pilot Altfrid Heger sollte die zentrale Rolle dabei spielen, eine herstellerunabhängige Tourenwagenserie nach NASCAR-Vorbild aufzubauen.

Das waren die zarten Anfänge der bulligen V8STAR. Einer Rennserie, der viele Motorsport-Fans im deutschsprachigen Raum bis heute nachtrauern. Eine Meisterschaft, die schnell so populär wurde, dass es so mancher in der DTM mit der Angst zu tun bekam. Der letzte Versuch, eine Toplevel-Rennserie auf deutschem Boden ohne Herstellerbeteiligung zu etablieren.

Schon früh zeigten sich Probleme, die letztlich der Meisterschaft zum Verhängnis werden sollten: Mercedes untersagte Glemser die Mitwirkung an der Tourenwagenserie, schließlich hat sich die Marke gerade für die neu aufgezogene DTM verpflichtet. Die Ankündigung einer weiteren V8-Tourenwagenmeisterschaft, noch ganz ohne Hersteller-Beteiligung, wurde im DTM-Umfeld als Bedrohung wahrgenommen. Dieses Spannungsfeld zu den Herstellern sollte sich durch die ganze Geschichte der V8STAR ziehen.

Einheitsmotor nicht der ursprüngliche Plan

Dennoch: Heger, der gerade den fließenden Übergang vom Rennfahrer zum Motorsport-Manager vollzog, setzte alle Hebel in Bewegung und konnte nach harter Arbeit die Hopf-Holding mit zwei motorsportbesessenen Halbbrüdern als Gesellschafter für sich gewinnen. Binnen kurzer Zeit musste er ein überzeugendes Konzept erstellen, zwischenzeitlich machte Heger noch einen Oval-Lehrgang bei Richard Petty in den USA. Denn von Anfang an sah das Konzept vor, auch im Oval zu fahren. Schon ein Jahr nach der ursprünglichen Idee - auf der Essen Motor Show 2000 - wurde das Konzept vorgestellt.

Als Geschäftsführer installierte Heger den ehemaligen Rennfahrer Max Welti, der unter anderem beim Sauber-Team als Rennleiter gearbeitet hat. "Ich habe ihn für den besten Fachmann gehalten tue das immer noch", begründet Heger. "Ich musste einen Geschäftsführer für die Gesellschaft finden. Bei den Kandidaten war unter anderem ein Fußballer dabei. Aber ich wollte jemanden aus dem Motorsport. Max war unheimlich gut vernetzt und brachte die richtige Einstellung und Erfahrung mit."


Fotostrecke: Erinnerungen an die V8STAR

Ursprünglich waren für die V8STAR (eigentlich: V8-S.T.A.R. für Silhouette Touring Automobile Racing) nicht mit Einheitsmotoren vorgesehen. Es sollten serienmäßige V8-Aggregate der jeweiligen Hersteller zum Rennmotor gemacht, in ein Einheitschassis mit Gitterrohrrahmen eingepflanzt und schließlich mit der jeweiligen Silhouette des Herstellers versehen werden. Die Idee mit verschiedenen Motoren wurde nach kurzer Zeit verworfen - es wäre zu viel Arbeit gewesen, sie auf ein Niveau zu bringen. Um sich von der DTM abzugrenzen, die von 2000 bis 2003 auf Coupes setzte, fiel bei der Karosserie die Wahl auf Fahrzeuge aus der oberen Mittelklasse.

Alle diese Entscheidungen fielen in einem hektischen Jahr 2000. Binnen eines halben Jahres musste aus der Idee auf dem Papier ein fertiges Rennauto entstehen. "Wir haben im April und Mai Kontakt zu Rennteams aufgenommen. Im Oktober wollten wir einen Prototyp präsentieren. Das war richtig sportlich", erinnert sich Altfrid Heger.

Das Konzept stand nun fest: Der Gitterrohrrahmen und die Mittelklasse-Silhouetten blieben, an die Stelle der unterschiedlichen Motoren trat ein 5,7-Liter-Ford-V8 von Roush Performance. Einheitsreifen kamen von Goodyear. Ganz bewusst setzte man auf echtes "Oldschool"-Racing - vielleicht mit Ausnahme des sequenziellen Sechsganggetriebes von Holinger, so viel Moderne musste dann doch sein.

Altfrid Heger

Für Altfrid Heger war die V8STAR der Einstieg ins Motorsportmanagement Zoom

Der Weg zum ersten Prototyp

Dennoch war die V8STAR mitnichten Low-Tech, wie der ehemalige Chef der Serie verrät: "Wir waren in einigen Dingen unserer Zeit voraus. Die weit nach hinten gerichtete Sitzposition und den Trend zum Silhouetten-Konzept hat die DTM erst mit der Zeit übernommen." Auch sicherheitstechnischen waren die Boliden auf modernstem Stand.

Es galt nun, die letzten Partner zu gewinnen. Zwei Firmen hatten sich bereiterklärt, die Gitterrohrrahmen zu fertigen: Die Firma Nitec, ein Ableger von Zakspeed, und die bekannte italienische Schmiede Dallara. Zakspeed war gerade mit einem DTM-Projekt bei Volvo in Schweden abgeblitzt und suchte nach einem neuen Betätigungsfeld neben den Viper-Einsätzen auf der Nürburgring-Nordschleife. Dank dieser Tatsache und um die Produktion in Deutschland zu halten, fiel die Wahl auf Nitec.

Der Berg an Aufgaben war noch immer riesig: Alle Zuliefererteile mussten pünktlich fertig werden. Als Partner konnten nur Firmen in Betracht kommen, die eine hochwertige Ersatzteilversorgung garantieren konnten. So kam es beispielsweise zu einem Vertrag mit Ferrari, die die Lenkung bereitstellten. Nach zahlreichen Überstunden im Büro waren letztlich im Spätsommer 2000 alle Verträge unter Dach und Fach und der erste Prototyp im Aufbau. Das Abenteuer V8STAR hatte aber gerade erst begonnen.

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