• 08.03.2008 19:04

  • von Britta Weddige

Superleague: Neuer Hit oder wieder nur Flop?

Alle Infos zur neuen Superleague Formula: Passt das Konzept jetzt, um aus der neuen Serie einen größeren Erfolg zu machen als aus der Premier1?

(Motorsport-Total.com) - Im März gibt es die ersten Testfahrten in der neuen Superleague Formula. Die Idee, die hinter der neuen Serie steckt, ist nicht neu. 2001 wurde die Fußball und Motorsport verbindende Serie Premier1 ins Leben gerufen. Doch das ganze entwickelte sich zum Megaflop. Erst gab es immer wieder Verschiebungen, dann versank die Premier1 wieder sang- und klanglos in der Versenkung.

Titel-Bild zur News: RSC Anderlecht

Superleague Formula: Wieder nur ein Hirngespinst eines Visionärs?

Alex Andreu, der Chef der neuen Superleague Formula, ist überzeugt, dass die neue Serie - anders als der Vorgänger - das Zeug hat, ein Erfolg zu werden. Der Spanier will mit der Superleague nicht vordergründig eine weitere Motorsportserie ins Leben rufen, sondern vor allem eine Marketingplattform für Fußballklubs. Das Konzept: Die Klubs übernehmen sozusagen die Patenschaft für einen der Boliden, die bei Rennen auf der ganzen Welt gegeneinander antreten.#w1#

Weltweite Aufmerksamkeit für Fußballklubs

"Es wäre schwierig, den Fußball über eine andere Sportart als den Motorsport zu vermarkten", sagte Andreu gegenüber 'autosport.com'. "Manche englischen Fans hätten es gern, wenn ihr Klub sich im Cricket oder so engagiert, aber die Reichweite wäre zu beschränkt. Man braucht also zwei große, globale Sportarten, die sich zusammentun."

"Bisher können die Fußballklubs ihr Marketing nur ausweiten und weltweit auf sich aufmerksam machen, wenn sie mit ihrem Team auftreten", erklärte der Sportmarketingexperte weiter. "Mit der Superleague Formula ist das nicht mehr nötig. Man kann weltweites Marketing betreiben, ohne die Spieler dafür in der Welt herumzuschicken." Zudem könnten die Klubs ihren Sponsoren nun auch Werbeflächen auf Formelrennern anbieten, nicht nur auf Trikots und Werbebanden.

Die Fußballfans sollen ein völlig neues Zusammengehörigkeitsgefühl bekommen: "Manche Klubs spielen vielleicht jahrelang nicht gegeneinander, weil sie sich nicht für die Champions League qualifiziert haben", erläuterte Andreu. "Hier haben sie die Möglichkeit, bei jedem Rennen gegeneinander anzutreten. Die Fans können sagen: 'Oh, wir wurden von Juventus geschlagen, aber wir versuchen es nächste Woche wieder!'" Zudem kann der am anderen Ende der Welt lebende Borussia-Fan seinem Klub zumindest an der Rennstrecke zujubeln, wenn er schon keine Gelegenheit hat, ins Stadion zu gehen.

Unterschiede zur Premier1

Klingt alles schön und gut, doch das war auch 2001 schon der Plan mit der Premier1. Andreu ist sich sicher, dass es diesmal kein Flop wird: "Der Unterschied zu damals ist - eine Idee reicht nicht. Man muss ein Konzept entwickeln. Wir arbeiten nun sein vier Jahren an dem Konzept. Wir sind erst an die Öffentlichkeit gegangen, als wir bereit dazu waren. Vor einem Jahr hätte ich selbst noch gesagt, dass nichts daraus wird. Wir hatten keine Freigabe durch die FIA, wir hatten keinen Kalender, wir hatten noch nicht mit dem Bau der Fahrzeuge begonnen und wir hatten noch nicht genügend Klubs an Bord. Jetzt läuft alles und wir haben es fast geschafft."

Der Rubel soll rollen

13 Klubs haben bereits für die Superleague Formula gemeldet: AC Mailand, RSC Anderlecht, Borussia Dortmund, Corinthians São Paulo, FC Basel, Flamengo Rio de Janeiro, Galatasaray Istanbul, PSV Eindhoven, FC Sevilla, FC Porto, FC Valencia und Olympiacos Piräus. Weitere sollen demnächst präsentiert werden. Die Klubs haben Fünfjahresverträge unterschrieben. Welche Piloten die Boliden steuern sollen, steht noch nicht fest.

Die Klubs sollen - wenn es gut läuft - richtig Geld verdienen können. Das Budget der Serie stammt aus Sponsorengeldern, Lizenzgebühren und TV-Rechten. Die eingenommen Gelder werden dann aufgeteilt zwischen den Rennteams, den Fußballklubs und den Organisatoren. In den ersten drei Jahren soll pro Rennwochenende eine Million Euro an Preisgeldern ausgeschüttet werden, ab dem vierten Jahr 1,5 Millionen Euro. Der Sieger des ersten Rennens bekommt 100.000 Euro - das Preisgeld soll Fahrer und Teams zusätzlich motivieren.

Hitech für die Entwicklung verantwortlich

Borussia Dortmund

Borussia Dortmund hat als deutscher Verein für die Superleague gemeldet Zoom

Gefahren wird mit Einheitsautos, die bei Elan in den USA gebaut werden. Im Heck sitzt ein 750-PS-V12-Motor von Menard in Großbritannien. Bei den Tests hat Hitech, das Meisterteam aus der Britischen Formel 3, die Aufgabe, den Prototypen weiterzuentwickeln.

"Ich stehe seit mehreren Jahren mit Robin Webb von der Superleague Formula in Kontakt und unsere ursprüngliche Idee war, ein Team in der Serie starten zu lassen", erklärte Hitech-Teamchef David Hayle. "Daraus wurde dann der Plan entwickelt, das Testprogramm zu übernehmen. Das Design des Autos ist sehr gut durchdacht und ich bin vom Gesamtpaket sehr beeindruckt."

Das Projekt sei eine hervorragende Ergänzung zur bisherigen Arbeit des Teams in der Formel 3, wenn auch eine ganz andere Herausforderung, fuhr Hayle fort: "Wir bauen hier ein Auto zusammen, das in der gesamten Serie gefahren wird. Unser Ziel ist, alle möglichen Fehlerquellen auszumerzen, eine gute Basisabstimmung zu entwickeln und extreme Zuverlässigkeit zu garantieren." Hitech wird den Prototypen in den kommenden vier Monaten eingehenden Tests unterziehen. Die 20 endgültigen Rennboliden werden dann in der britischen Niederlassung von Elan zusammengebaut.

Für den Einsatz der Fahrzeuge am Rennwochenende sind dann Rennteams zuständig, beispielsweise wird Astromega sich um die Boliden des RSC Anderlecht und von Flamengo Rio de Janeiro kümmern. Die Rennteams werden von der Serienleitung ausgewählt und dann den Klubs vorgeschlagen. Sagt der Fußballklub zu, schlägt das Team einen Fahrer vor. Stimmt der Fußballklub auch der Fahrerwahl zu, soll alles Weitere wie in einem normalen Rennteam ablaufen.

Das Rennwochenende

Vor der Qualifikation soll es ein zwei- oder dreistündiges Vorqualifying geben. Für die offizielle Qualifikation werden die 20 Teams per Los in zwei Gruppen zu jeweils zehn Teams aufgeteilt. Die vier schnellsten Teams jeder Gruppe treten dann in einem K.O.-Modus gegeneinander an, um die Startplätze acht bis eins auszufahren.

Am Rennsonntag soll es dann zwei Rennen à 50 Minuten geben. Die Startaufstellung des ersten Rennens wird durch die Qualifikation entschieden. Im zweiten Rennen wird mit komplett umgekehrter Startreihenfolge gefahren. Für Überholmanöver gibt es übrigens Extrapunkte - das soll die Piloten ermutigen, auf der Strecke etwas zu riskieren.

"Das Wichtigste ist das Entertainment", erklärte Andreu. "Unser Motto ist: 'Es ist mehr als ein Rennen.' Es soll ein Wochenende voller Unterhaltung für die ganze Familie sein, wo Mama sich eine Massage gönnen oder die Nägel richten lassen kann, während Papa den Rennwagen zuschaut."

Eines hat die Superleague ihrer Vorgängerserie jetzt schon voraus: Die ersten Testfahrten sind bereits bewältigt! Aber: Die Skepsis bleibt. Denn wenn man bei Borussia Dortmund anruft, um Informationen zu erfragen, stellt man nur fest, dass der Verein selbst auch nicht mehr weiß als ein interessierter Leser, der die bisherigen Pressemitteilungen der Serie kennt. Und interessierte Fahrermanager, die ihre Schützlinge in der neuen Serie unterbringen wollen, berichten davon, dass sie nicht einmal zu Promoter Andreu durchgestellt werden. Professionalität sieht anders aus.

Flamengo Rio de Janeiro Superleague

Immerhin hat der Superleague-Panoz schon Testkilometer auf dem Buckel Zoom

Man muss der Superleague freilich lassen, dass das Projekt wesentlich konkreter zu sein scheint als Premier1, denn damals wie heute wurden eifrig jede Woche neue Lackierungen und Teams präsentiert, aber keine Fahrer und keine Hintergründe. Nur zu einem Streckentest hat es Premier1 nie gebracht. Vielleicht geht es also doch wie geplant in diesem Sommer mit der Fußball/Motorsport-Kombination los. Wir sind gespannt.

Das Chassis:

Die Teams treten mit einem Panoz-Einheitschassis an, das von Elan in den USA entwickelt wurde. Der Superleague Formula DP09B hat folgende technischen Spezifikationen:

Gesamtbreite mit Felgen: 2000 mm
Radstand: 3156 mm
Gesamtlänge: 4600 mm
Maximale Höhe: 995 mm
Breite Frontflügel: 1400 mm
Breite Heckflügel: 1000 mm
Karosseriebreite: 1400 mm
Gewicht: 675 kg

Der Motor:

Zylinder: 12
Hubraum: 4,2 Liter
Konfiguration: 60-Grad-V-Anordnung
Gewicht: 140 kg
Maximale Leistung: 750 PS bei 11.750 Umdrehungen
Maximale Drehzahl: 12.000
Maximales Drehmoment: 510 Newtonmeter (9.500 bis 10.500)

Sonstiges:

Das Sechsganggetriebe kommt von Hewland, die Kupplung von AP, die Bremssysteme liefert Brembo. Ein offizieller Reifenlieferant wurde noch nicht benannt. Die Showcars sind mit Avon-Pneus bereift, es deutet sich aber an, dass Michelin Ausrüster wird.