• 21.06.2009 12:59

  • von Marco Helgert

Spies siegt mit Kopf und Taktik

Unter schwierigen Bedingungen startete die Superbike-Meute in Misano in Rennen 1 - Ben Spies ließ taktisch nichts anbrennen und gewann vor einem starken Shane Byrne

(Motorsport-Total.com) - Auf Ben Spies hätten vor dem Rennen nur wenige getippt, denn die Fahrbahn war noch feucht und im Regenwarmup war der Yamaha-Pilot eher langsam unterwegs. Doch zu Beginn rollte er clever mit und wartete auf besser Bedingungen. Als die kamen, wechselte er zum richtigen Zeitpunkt das Motorrad und fuhr überlegen zum Sieg. Shane Byrne folgte auf Platz zwei, vor allem im Regen gehörte das Rennen ihm. Michel Fabrizio wurde Dritter und verwehrte damit Jakub Smrz den Podestplatz.

Titel-Bild zur News: Ben Spies

Ben Spies ging im ersten Rennen keine unnötigen Risiken ein

Das erste Regenopfer gab es schon vor dem Start: Troy Corser. Der BMW Fahrer verlor die Kontrolle über das Motorrad in der Aufwärmrunde. Dabei war Corser gerade im Regen besonders stark unterwegs. Beim Start selbst ging dann aber - fast überraschend - größtenteils alles gut. Shane Byrne (Ducati) setzte sich an die Spitze und sofort auch wenig ab. Alle Beteiligten waren aber sehr vorsichtig. Pole-Setter Jakub Smrz (Ducati) hielt Rang zwei vor Ben Spies (Yamaha) und Carlos Checa (Honda).#w1#

Mit Riesenschritten enteilte Byrne vorn nun dem Feld. Smrz wiederum konnte zwar nicht mit dem Markenkollegen mithalten, setzte sich aber vom Verfolgerfeld ab. Dort hatte Michel Fabrizio (Ducati) die Führung übernommen, Spies, Noriyuki Haga (Ducati) und Jonathan Rea (Honda) hielten aber gut Kontakt - wobei Rea noch eine Durchfahrtsstrafe antreten musste.

Nach fünf Runden zeigte sich bereits an einigen Stellen eine fast trockene Fahrspur, sogar die Sonne wollte schon durch die Wolken blinzeln. Das stellte die Fahrer, die auf Regenreifen unterwegs waren, vor kleine Probleme. Für Fabrizio wurde bereits das zweite Motorrad vorbereitet, denn seit 2009 gibt es Flag-to-Flag-Rennen auch in der Superbike-WM.

Nach knapp zehn Runden war der Punkt gekommen, an dem die Rundenzeiten wieder anstiegen. Bis dahin hatte sich Ruben Xaus auf der zweiten BMW schon auf Rang sechs nach vorn gearbeitet. Shinya Nakano (Aprilia) war nun der erste Fahrer, der auf ein Motorrad mit Trockenreifen wechselte. Auch Haga wechselte bald darauf, verwendete am Vorderrad dabei geschnittene Slicks.

An der Spitze war Byrne weiter schneller als der Rest, Smrz aber verlor an Boden - die Verfolger waren schon wieder dran. Noch waren die Trockenreifen auch nicht entscheidend schneller, auch wenn sich die Regenreifen allmählich sichtbar auflösten. In Runde 13 ging Spies zum Wechsel an die Box, dann auch Rea, Luca Scassa (Kawasaki) und Tom Sykes (Yamaha). Smrz fiel unterdessen schon zurück auf Rang drei, da Checa ihn überholte.

Nach 14 Runden waren die Trockenreifen mehrere Sekunden pro Runde schneller, auch die Führenden mussten nun zum Wechsel, wenn sie nicht zu viel Zeit verlieren wollten. Smrz wechselte nun, hatte den Faden aber nach vorn schon zuvor verloren. Checa wechselte ebenso, doch sein Ersatzmotorrad sprang nicht an - dieses Problem hatte Teamkollege Rea schon zuvor.

In Runde 17 kam Byrne an die Box, Xaus aber blieb draußen - und führte damit erstmals für BMW ein Superbike-WM-Rennen. Doch die Konkurrenz auf Slicks fuhr bereits mehr als fünf Sekunden je Runde schneller. Weiter hinten im Feld stellte Max Biaggi seine Aprilia ab - wieder ein technischer Defekt.

Sieben Runden vor Schluss war Spies auf dem Weg zum Sieg, denn Shane Byrne konnte ihn auf Trockenreifen nicht mehr halten. Vor ihm war nur noch Xaus, dessen Regenreifen aber allmählich in Fetzen lag. Auch Jamie Hacking versuchte es weiter mit Regenreifen. Doch beide waren für die Gegner nur noch leichte Kost.

Fünf Runden vor Schluss gab Xaus das Regenreifenabenteuer dann auf - fing sich beim Wechsel aber noch eine Durchfahrtsstrafe ein. Damit war auch die Reihenfolge auf der Strecke wieder bereinigt. Spies führte vor Byrne, dahinter Fabrizio und Smrz. Zwischen allen waren mehrere Sekunden Abstand. Der letzter "Wechsler" war dann Hacking, der vier Runden vor dem Ende noch einmal seine Crew aufsuchte.

Haga wiederum machte Druck auf Kagayama, während auch Smrz weiter vom Podestplatz träumte und auf Fabrizio mit großen Schritten aufholte - fast zwei Sekunden je Runde war der Tscheche schneller! In der letzten Runde war er direkt am Italiener dran, auf der Linie fehlte nur ein halber Meter auf den ersehnten Podestplatz!

Ergebnis, Rennen 1:
01. 19 Spies B. (Yamaha YZF R1) - 24 Runden
02. 67 Byrne S. (Ducati 1098R) - +7.931
03. 84 Fabrizio M. (Ducati 1098R) - +11.836
04. 96 Smrz J. (Ducati 1098R) - +11.886
05. 41 Haga N. (Ducati 1098R) - +31.670
06. 71 Kagayama Y. (Suzuki GSX-R 1000 K9) - +33.241
07. 65 Rea J. (Honda CBR1000RR) - +35.772
08. 66 Sykes T. (Yamaha YZF R1) - +41.931
09. 56 Nakano S. (Aprilia RSV4 Factory) - +51.507
10. 14 Lagrive M. (Honda CBR1000RR) - +59.921
11. 7 Checa C. (Honda CBR1000RR) - +1:04.285
12. 91 Haslam L. (Honda CBR1000RR) - +1:04.313
13. 3 Biaggi M. (Aprilia RSV4 Factory) - +1:19.822
14. 111 Xaus R. (BMW S1000 RR) - +1:22.412
15. 53 Polita A. (Suzuki GSX-R 1000 K9) - +1:31.635
16. 2 Hacking J. (Kawasaki ZX 10R) - +1:39.830
17. 23 Parkes B. (Kawasaki ZX 10R) - +1:42.964
18. 10 Nieto F. (Suzuki GSX-R 1000 K9) - +1:43.303
19. 57 Lanzi L. (Ducati 1098R) - +1 Runde
20. 77 Iannuzzo V. (Honda CBR1000RR) - +1 Runde
21. 94 Checa D. (Yamaha YZF R1) - +1 Runde
22. 36 Lavilla G. (Ducati 1098R) - +1 Runde
23. 25 Salom D. (Kawasaki ZX 10R) - +1 Runde

Nicht gewertet:
Scassa L. (Kawasaki ZX 10R) - 20 Runden
Baiocco M. (Kawasaki ZX 10R) - 15 Runden
Corser T. (BMW S1000 RR) - keine Runde
Kiyonari R. (Honda CBR1000RR) - keine Runde

Nicht gestartet:
Hopkins J. (Honda CBR1000RR)

Ausgeschlossen:
Resch R. (Suzuki GSX-R 1000 K9)