Saisonhighlight Imola: Alle jagen Jonathan Rea

In Imola ist WM-Leader und Vorjahressieger Jonathan Rea erneut der Favorit - Findet Tom Sykes zu alter Stärke oder dürfen die Tifosi einen Ducati-Sieg bejubeln?

(Motorsport-Total.com) - Nach den Rennwochenenden auf Phillip Island, in Buriram, in Aragon und in Assen zieht der Superbike-WM-Zirkus weiter zum Traditionsevent nach Imola. Das Autodromo Internazionale Enzo e Dino Ferrari ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Superbike-WM-Kalenders. Der knapp fünf Kilometer lange Kurs war in der Vergangenheit immer wieder für spannende Rennen gut.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea, Tom Sykes

Gelingt WM-Leader Jonathan Rea (65) in Imola der nächste Doppelerfolg? Zoom

Vorjahressieger Jonathan Rea reist als WM-Leader und klarer Favorit zur fünften Station. Der Kawasaki-Pilot führt die Fahrerwertung momentan mit 190 von 200 möglichen Punkten an. Bisher fuhr Rea sechs Siege und zwei zweite Plätze ein. Folgt in Imola der nächste Doppelschlag? "Ich mag den Kurs in Imola sehr. Es ist ein technisch anspruchsvoller Kurs", analysiert Rea nüchtern.

"Es gibt viele Bereiche, in denen man mit einer anderen Fahrtechnik viel Zeit gutmachen kann, vor allem in der Piratella und der Acque Minerali", erklärt der WM-Führende, der gute Erinnerungen an Imola und Italien hat: "Ich bin immer gern in Italien. Es ist schön, zu einer Strecke zu reisen, auf der ich im vergangenen Jahr und in den Jahren zuvor immer schnell war."

Die Stimmung auf den Rängen macht Imola zu einem der Saisonhighlights. Die Leidenschaft der Tifosi begeistert auch die Fahrer. Haslam geht nach sieben Jahren mit japanischen oder deutschen Maschinen in der laufenden Saison wieder mit einem italienischen Superbike an den Start. "Die Atmosphäre und die Geschichte der Strecke sorgen bei mir immer für Gänsehaut", unterstreicht der Aprilia-Pilot. "Ich weiß, dass das Team in den freien Wochen gearbeitet hat. Ich bin gespannt, wieder auf die Strecke zu gehen."

Ducati: Davies-Sieg beim Giugliano-Comeback?

Große Vorfreude herrscht auch bei Ducati. Seit Aragon befindet sich das Werksteam der Italiener im Aufwind. Der Sieg von Chaz Davies in Aragon hat für neue Motivation gesorgt. In der Fahrerwertung liegt der Brite nur noch 17 Punkte hinter Landsmann Haslam. "Ich freue mich sehr auf Imola", betont Davies vor dem Ducati-Heimrennen. Bereits im Vorjahr zeigte er mit der damals leicht unterlegenen Panigale starke Leistungen.

Chaz Davies

Voll motiviert: Chaz Davies möchte den Ducatisti in Imola Siege schenken Zoom

"Wir hatten im vergangenen Jahr zwei gute Rennen. Ich konnte zwei zweite Plätze einfahren. Damals hatten wir mit dem Motorrad noch einige Probleme. Ich hoffe, dass wir ein Jahr später dank der Erfahrung mit der Panigale ein gutes Wochenende zeigen können", berichtet Davies. "Imola fühlt sich Jahr für Jahr wie das beste Rennen der Saison an, was auf die gute Atmosphäre zurückzuführen ist. Die Unterstützung der Fans ist etwas Besonderes, vor allem für einen Ducati-Fahrer. Das steigert sicher den Druck, doch ich mag das."

"Ich möchte wie bei den vergangenen Rennwochenenden zwei Mal auf dem Podium stehen. Wenn mehr möglich ist, werde ich mehr anstreben", verspricht Davies den Ducatisti. Die Meisterschaft hat der WM-Dritte noch nicht abgeschrieben, auch wenn er nach vier Rennwochenenden bereits 67 Punkte zurückliegt. "Ich denke, wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt der Meisterschaft. Es ist an der Zeit, Rennen zu gewinnen und Punkte aufzuholen."

Davide Giugliano

Wie fit ist Ducati-Werkspilot Davide Giugliano beim Comeback? Zoom

Teamkollege Davide Giugliano kehrt nach der schweren Verletzung, die er sich beim Vorsaisontest in Australien zuzog, beim Ducati-Heimrennen in Imola wieder zurück. "Es ist toll, in Imola zurückzukehren. Es ist mein Heimrennen. Die Erwartungen sind hoch. Die Fans werden mich zusätzlich antreiben", erklärt der Italiener. "Ich mag den Kurs und im vergangenen Jahr waren wir hier schnell, auch wenn ich am Renntag nicht die Ergebnisse einfahren konnte, die wir verdient hatten."

"Ich denke, wir sollten in diesem Jahr stärker sein. Ich steige erstmals seit drei Monaten auf die Maschine. Ich muss hart arbeiten, um mein Gefühl für die Panigale wiederzufinden. Physisch fühle ich mich gut, doch in den vergangenen zwei Monaten konnte ich nicht wie gewohnt trainieren. Ich war nur im Schwimmbad und bei der Reha", berichtet Giugliano. "Offensichtlich bin ich also nicht so fit wie auf Phillip Island. Wenn ich auf das Motorrad steige werden wir mehr wissen."

Tom Sykes noch ohne Sieg

Ex-Champion Tom Sykes steht in Imola unter Druck. Bisher konnte sich der amtierende Vizeweltmeister teamintern nicht durchsetzen. In der Fahrerwertung liegt der Brite bereits mehr als 100 Punkte zurück. Sykes tut sich mit der 2015er-Kawasaki schwer, das Tempo von Rea über eine Renndistanz mitzugehen. Zusammen mit seiner Crew tüftelt Sykes unermüdlich, um die ZX-10R auf seine Bedürfnisse anzupassen.

"Momentan gibt es zwei Dinge, die mich einbremsen, doch wenn wir diese beiden Sachen in den Griff bekommen, dann bin ich zuversichtlich, dass ich wieder zu alter Stärke finde", bemerkt Sykes. "Ich gehe mit der gleichen Einstellung nach Imola wie immer. Ich möchte kämpfen. Dafür wünsche ich mir ein Paket, mit dem ich die anderen Fahrer auch gegen Rennende herausfordern kann. Das fehlte uns bisher, doch in der Vergangenheit war das der Fall."


Fotos: Superbike-WM in Assen


Für Aprilia-Pilot Jordi Torres ist Imola Neuland. Der Kurs war in den vergangenen Jahren nicht Bestandteil des Grand-Prix-Kalenders. "Imola ist für mich eine neue Strecke. Ich habe mich mit Videospielen und -aufnahmen so gut es geht vorbereitet", erklärt der Spanier, der in den ersten Freien Trainings etwas Zeit benötigt, um den anspruchsvollen Kurs kennenzulernen.

"Es ist nicht einfach, solch einen komplexen Kurs zu lernen. Ich werde versuchen, den Spitzenfahrern zu folgen, auch wenn es durch meine fehlenden Streckenkenntnisse schwierig wird. Auf jeden Fall werden wir weiter am Feintuning der Aprilia arbeiten, um beim Bremsen und der Elektronik Fortschritte zu erzielen", so Torres, der momentan die meiste Zeit in den Bremszonen verliert.

Der Weltmeister hofft auf ein Erfolgserlebnis

Weltmeister Sylvain Guintoli kämpft seit dem Wechsel zu Honda mit stumpfen Waffen. Doch im vergangenen Jahr gewann Rea mit der Fireblade in Imola beide Läufe. Platzt bei Guintoli endlich der Knoten? "Es scheint, als ob Imola der Honda liegt, weil Johnny im vergangenen Jahr ein starkes Wochenende hatte. Es ist ein sehr technischer und physisch anspruchsvoller Kurs. Er verlangt dem Fahrer und dem Motorrad einiges ab", analysiert Guintoli. "Ich habe seit Assen hart trainiert. Es ist ein toller Kurs, der seine eigene Persönlichkeit hat. Das schenkt uns Fahrern einen zusätzlichen Schuss Adrenalin."

Michael van der Mark

Michael van der Mark feierte beim Heim-Event in Assen zwei Podestplätze Zoom

Teamkollege Michael van der Mark reist als WM-Siebter zur fünften Station der Saison. Der Holländer liegt nur fünf Punkte hinter Weltmeister Guintoli. "Ich bin ein paar Tage eher nach Italien gereist und habe mir San Marino angeschaut. Das war nach dem anstrengenden Assen-Wochenende sehr entspannend", bemerkt der Ten-Kate-Pilot, der beim Heim-Event zwei dritte Plätze feierte.

Geht die Erfolgsstory in Imola weiter? "Ich mag den Kurs sehr, doch er wird mit dem Superbike anders sein als mit der Supersport-Maschine im vergangenen Jahr. Ich hoffe, wir bekommen die Fireblade so gut hin wie Jonathan Rea im vergangenen Jahr. Da wir ziemlich unterschiedliche Einstellungen verwenden wird es sicher nicht einfach. In Assen haben wir aber etwas gefunden. Deswegen hoffen wir, in Italien noch näher heranzukommen", so van der Mark.

Suzuki auch in Imola nur im Mittelfeld?

Hoffnungen machen sich auch die Crescent-Suzuki-Piloten. Seit dem Wechsel der Elektronik tun sich Alex Lowes und Randy de Puniet schwer. Die Euphorie von Australien ist mittlerweile verflogen. Lowes reist nur als WM-Elfter nach Imola. "Nach der dreiwöchigen Pause freue ich mich auf Imola und möchte versuchen, mit meiner Suzuki näher an die Spitze heranzukommen", erklärt der Brite. "Ich mag den Kurs, weil er so technisch ist. Es kann Schwierigkeiten bereiten, das Motorrad abzustimmen, doch ich mag die Herausforderung. Die Atmosphäre und die Geschichte sind toll. Die Fans sind sehr leidenschaftlich. Es ist ein toller Austragungsort."

Randy de Puniet

Nur 15 WM-Punkte aus acht Rennen: Randy de Puniet ist nur WM-16. Zoom

Teamkollege de Puniet ist mit dem Kurs in Imola nicht allzu gut vertraut. "Imola ist für mich wie eine neue Strecke. Ich fuhr 16 Jahre lang nicht dort. Beim letzten Mal saß ich auf einem relativ kleinen Motorrad", erklärt der Franzose, der 1999 beim 125er-Grand-Prix an den Start ging. Die Erfahrungen von damals werden de Puniet vermutlich wenig nützen.

"Es ist nicht zu vergleichen", stellt er klar. "Der Kurs ist interessant, weil es hoch und runter geht. Nach drei schwierigen Rennwochenenden hoffe ich auf ein gutes Wochenende. Das Team hat seit Assen sehr hart gearbeitet, um die Elektronik voranzubringen. Es scheint, als hätten wir eine Lösung erarbeitet. Ich hoffe, dass wir in Imola unser wahres Potenzial zeigen können."