Rea: "Ride-by-Wire" macht den Unterschied

Bei der Elektronik hat Ten-Kate-Honda große Fortschritte erzielt - Das "Ride-by-Wire"-System macht für Jonathan Rea den größten Unterschied aus

(Motorsport-Total.com) - Seit 2009 fährt Jonathan Rea für Ten-Kate-Honda in der Superbike-WM. Abgesehen von einigen Siegen war der Brite bisher aber kein ernsthafter WM-Anwärter. Dafür hat sich speziell in jüngerer Vergangenheit gezeigt, dass sonst niemand mit der Honda so schnell fahren kann. Ohne Rea wäre das Spitzenteam sowie der japanische Hersteller derzeit verloren. Das technische Niveau in der Superbike-WM ist in den vergangenen Jahren ebenfalls gestiegen. Alle Hersteller und Teams feilen an Details. Das führte zu einem ausgeglichenen Feld, wie wir es in diesem Jahr erleben. Bei Honda wurde in den vergangenen zwölf Monaten intensiv am "Ride-by-Wire"-System gearbeitet.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea

Zwei Rennen konnte Jonathan Rea in diesem Jahr bereits gewinnen

Im Laufe des Vorjahres wurde die elektronische Gaskontrolle vom Reglement freigegeben. Speziell die Motorräder mit Reihenvierzylindern haben dadurch einen Vorteil und konnten einige Nachteile der Kraftübertragung gegenüber Triebwerken in V-Form gutmachen. Als Honda dieses System im Vorjahr einführte, konnte Rea gleich in Imola gewinnen. In der laufenden Saison ist der 25-Jährige von Verletzungen verschont geblieben und er konnte bisher zwei Siege (Assen & Donington) erobern.

Ten Kate sind große Fortschritte bei der CBR1000RR gelungen. "Es gibt große Unterschiede", berichtet Rea bei 'Cycle News' über die Verbesserungen der vergangenen zwölf Monate. "Im Vorjahr haben wir beim 'Ride-by-Wire' nur an der Oberfläche gekratzt. Ich verwende die Kupplung nur noch in der Boxengasse, wenn ich den ersten Gang einlege. Dann benutze ich die Kupplung erst wieder, wenn ich zurück an die Box komme und in den Leerlauf schalte. Die Gangwechsel erfolgen automatisch, wenn ich etwas Druck auf den Hebel ausübe."


Fotos: Superbike-WM in Silverstone


"Das verringert die Arbeit für den Fahrer und man kann sich komplett auf das Fahren konzentrieren. Es macht auch die Gangwechsel weicher. Es fühlt sich fast wie ein Automatikgetriebe in einem Auto an", vergleicht Rea. Die Motordrehzahl wird in unteren Gängen auch automatisch angepasst, womit das Fahrwerk ruhiger ist. Das hilft speziell bei der Traktion am Kurvenausgang. "Wir können sehr viel mit dem elektronischen System machen. Wenn man am Kurvenausgang mit einer Kabelverbindung das Gas um einen Prozent aufdreht, dann wird ein Prozent der Kraft an das Hinterrad abgegeben."

"Man kann eine Traktionskontrolle oder was auch immer verwenden, um die Power zu kontrollieren, aber prinzipiell geschieht das so. Das 'Ride-by-Wire' kann man so programmieren, dass fünf Prozent Gasöffnung nur zwei Prozent Power abgeben. Alles wird in jeder Streckenpassage viel kontrollierbarer." Obwohl Ten Kate mit Cosworth zusammenarbeitet, ist die Elektronik nicht so hochgestochen, wie jene der Werksteams von BMW und Aprilia. Trotzdem setzt auch Rea auf die Traktionskontrolle.

"Ja ich verwende sie aus Sicherheitsgründen. Mein Motorrad ist aber nicht so wie die Ducati oder die Aprilia, wo man sie so programmieren kann, dass man das Gas voll aufreißen kann und das Motorrad macht alles von alleine", vergleicht Rea. "Selbst mit der Traktionskontrolle muss ich sanft mit dem Gas umgehen, aber mir gefällt dieses Gefühl. Ich habe immer noch den Einfluss und kontrolliere das Motorrad. Das gefällt mir besser als wenn er Computer alles erledigt."

Die Fireblade ist bei Richtungswechseln stark

Abgesehen von der Elektronik sind Ten Kate mit der Fireblade auch weitere Fortschritte gelungen. In den Rennen ist oft ersichtlich, dass Rea in den Kurven schneller ist und beinahe auf Konkurrenten aufläuft. Auf den Geraden büßt er allerdings oft auf BMW und Aprilia etwas ein. "Richtungswechsel zählen zu den Stärken der Fireblade. Mein Motorrad hat ein sehr gutes Handling. Der Motor ist der einzige Schwachpunkt des Bikes."

"Ein weiterer Faktor, warum wir in diesem Jahr konkurrenzfähiger sind, ist die direkte Zusammenarbeit mit Öhlins im Gegensatz zum Kundenmaterial von Andriani. Wir können mehr verstellen. Ich bekomme langsam ein Gefühl für die Werks-Gabel. Es hat in den ersten Rennen lange gedauert, sich daran zu gewöhnen." In der WM liegt Rea nach zehn Wochenenden auf dem fünften Platz und hat 70,5 Punkte Rückstand auf Leader Max Biaggi (Aprilia).

Rechnerisch ist der WM-Titel noch möglich, aber in der Praxis wird sich ein anderer Fahrer die Krone aufsetzen. Dennoch ist Rea mit den technischen Fortschritten zufrieden. "Unser Motorrad ist sehr nutzerfreundlich. Vielleicht so gar zu nutzerfreundlich zu den Reifen, denn wenn es kalt ist, dann gibt es Probleme, weil wir nicht genug Stress auf die Reifen ausüben."