• 31.10.2013 14:48

Rea: "Motorrad hat sich nicht verbessert"

Von Verletzungen geplagt macht sich Jonathan Rea für die kommende Saison Mut: Dem Ten-Kate-Honda-Team steht über den Winter viel Arbeit bevor

(Motorsport-Total.com) - Jonathan Rea zählt in jedem Jahr zu den WM-Mitfavoriten, doch in der Saison 2013 war der Brite weiter denn je von seinem großen Ziel entfernt. Technisch konnte die Honda CBR1000RR nicht mit der Konkurrenz von Kawasaki und Aprilia mithalten. Eine Baustelle war die Elektronik. Zudem gab es auch Verletzungen. Sein Teamkollege Leon Haslam brach sich in Assen das linke Bein und auch Rea wurde nicht verschont. Auf dem Nürburgring rutschte der 26-Jährige auf einem Ölfleck aus und brach sich den linken Oberschenkel. Die Saison war vorzeitig vorbei.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea

Jonathan Rea kann sich mit einem Sieg trösten und hofft auf das nächste Jahr Zoom

Nach einiger Rehabilitationszeit stieg Rea nach dem Saisonfinale in Jerez wieder auf seine Honda und absolvierte einen Test. Technisch gesehen wartet auf die Ten-Kate-Mannschaft viel Arbeit, wenn man Weltmeister Tom Sykes im nächsten Jahr herausfordern will. Als positive Note blieb 2013 der Heimsieg in Silverstone. Damit konnte Rea in jedem seiner fünf Jahre in der Superbike-WM mindestens ein Rennen gewinnen. Im Interview spricht er über seine Verletzung, die Situation im Honda-Team und die Hoffnungen für 2014.

Frage: "Johnny, was ist dir nach deinem Sturz am Nürburgring durch den Kopf gegangen, als du realisiert hast, dass dein Bein gebrochen war?"
Rea: "Ich wusste, dass mein Bein gebrochen war, als die Ärzte kamen und es sich ansahen. Es war durch meine Lederkombi leicht zu sehen, dass mein Bein nicht gerade wie normal war. Es sah so aus, dass die Mitte des Knochens auf einem Stein liegen würde, 45 Grad abgewinkelt - aber in die falsche Richtung."

Frage: "Du hattest praktisch sofort eine Operation. Hast du dir damals ein Datum für dein Comeback gesetzt, oder ist das erst später gekommen?"
Rea: "Ich hatte keinen Comeback-Termin geplant, denn ich wusste, dass so eine Verletzung schwerwiegend ist. Außerdem näherten wir uns dem Saisonende. Es braucht viel Energie, um einen Oberschenkelknochen zu brechen. Das macht die Genesung nur noch schwieriger. Gemeinsam mit meinem Coach Darren Roberts und Doktor Ross Barker, der ein orthopädischer Chirurg im Nobles-Krankenhaus auf der Isle of Man ist, haben wir daran gearbeitet, dass der Oberschenkelmuskel und die rückseitige Oberschenkelmuskulatur ihre Stärke behalten. Gleichzeitig wollten wir die Beweglichkeit des Knies behalten. Es wurde ein Vollzeit-Job."


Fotostrecke: Statistiken zur Superbike-WM 2013

Frage: "Wie bereit warst du - körperlich und mental - für den Test in Jerez? Hättest du während dem Rennwochenende fahren können?"
Rea: "Ich hätte eigentlich schon viel früher fahren können, aber es ist ein Unterschied, ob man körperlich fahren kann, oder ob man sicher fahren kann. Vor dem Jerez-Test hatte ich einen Biodex-Scan und wir konnten sehen, dass mein linkes Bein um 30 Prozent schwächer war. Der Knochen war noch nicht vollständig nachgewachsen. Im Motorradsport herrscht viel Druck, dass man nach einer ernsthaften Verletzung zu schnell zurückkehrt, bevor man nicht zu 100 Prozent fit ist. Ich bin ein professioneller Athlet, aber ein weiterer Zwischenfall für mein Bein hätte zu diesem Zeitpunkt große Auswirkungen auf meine Vorbereitungen für 2014 gehabt."

Viel Arbeit an der Honda nötig

Frage: "Wie war das Motorrad für den Jerez-Test abgestimmt? Startest du mit einem bekannten Setup?"
Rea: "Ich startete mit meiner Basisabstimmung vom Nürburgring und meiner Grundabstimmung der Elektronik, die wir bei Saisonhalbzeit gefunden hatten. Das waren bekannte Größen. Während dem Test nahmen wir Änderungen an der Geometrie vor, die Chris (Pike, Crew-Chief; Anm. d. Red.) laut Feedback von Michel Fabrizio geplant hatte. Für mich waren sie aber nicht positiv. Meine Jungs gaben mir aber ein viel besseres Gefühl vom Gasgriff bei der Beschleunigung und wenn man das Gas zudreht. Daran können wir beim nächsten Test weiterarbeiten."

Jonathan Rea

Honda beendete die Hersteller-Weltmeisterschaft auf dem fünften Platz Zoom

Frage: "Wie eng standest du mit deinem Team während deiner Rehabilitation in Kontakt? Hat sich das Bike während deiner Abwesenheit verbessert?"
Rea: "Ich stand viel mit meinem Teammanager in Kontakt, auch weil wir über meine Zukunft und die Verletzung gesprochen haben. Nach den Untersuchungen der Ärzte informierte ich auch mein Team und Honda. Mein Crew-Chief Chris hat mich von der Strecke mit Neuigkeiten bezüglich der Performance auf dem Laufenden gehalten. Für mich hat sich das Motorrad während meiner Abwesenheit eigentlich nicht verbessert. Das heißt, dass wir im Winter hart arbeiten müssen."

Frage: "Das Motorrad änderte sich vom Ende der Vorsaison stark, aber es ist immer noch nicht ausgereizt?"
Rea: "Die Motorradwelt entwickelt sich immer weiter. Wir hatten für diese Saison einen großen Entwicklungsplan. Das Problem war, dass wir bis zum Saisonstart nicht viele Teile, die wir dringend brauchten, erhalten hatten. Die ersten Rennen waren deshalb sehr schwierig für uns. Das technische Level des Motorrades war in dieser Saison nicht so wie ich es erwartet hatte. Ein Rennmotorrad wird aber immer weiterentwickelt, wenn man versucht schneller und schneller zu fahren."

"Wir müssen in diesem Winter eine lange Liste abarbeiten, aber diesmal ist es eher möglich zu schaffen." Jonathan Rea

Frage: "Das Team hat vor und nach dem Testverbot einige Tests geplant. An welchen Dingen werdet ihr arbeiten?"
Rea: "Wir müssen in diesem Winter eine lange Liste abarbeiten, aber diesmal ist es eher möglich zu schaffen. Ich bete für trockene Tage, denn es gibt das Testverbot und Tests in Übersee sind verboten. Jede Runde wird für uns zählen!"

Frage: "Als du dich auf der Isle of Man erholt hast, hast du einen neuen Vertrag mit dem Honda-Team für 2014 unterschrieben. Du hattest aber auch andere Optionen. Was hat dich schließlich zu einem sechsten Jahr auf der CBR1000RR bewogen?"
Rea: "Als ich alle Optionen darlegte, sah ich mir die positiven und negativen Aspekte an. Es war klar, dass Honda in der Superbike-WM die beste Option ist. Honda Europa war in meiner Karriere immer gut zu mir. Ihr Glaube an mich war klar. Ich fühle, dass ich bei Honda wirklich gewollt werde. Ich kenne auch unsere Schwächen, was positiv ist, denn wir können an ihnen für 2014 arbeiten."