Philipp Öttl: 24 Stunden von Le Mans das perfekte Training für die WSBK in Assen?

Ducati-Pilot Philipp Öttl reist mit leichtem Muskelkater nach Assen: Vor dem WSBK-Trainingsauftakt spricht der Deutsche ausführlich über den Einsatz in Le Mans

(Motorsport-Total.com) - Die Superbike-WM meldet sich nach einer siebenwöchigen Pause zurück und steht vor dem ersten Rennwochenende in Europa. Auf der Traditionsstrecke in Assen findet das dritte Event der WSBK-Saison 2023 statt, bei dem Philipp Öttl (GoEleven-Ducati) die Form der Überseerennen in Australien und Indonesien bestätigen möchte.

Titel-Bild zur News: Philipp Öttl

Philipp Öttl zeigte bei den 24 Stunden von Le Mans eine fehlerfreie Leistung Zoom

Am vergangenen Wochenende nahm Öttl am prestigeträchtigen Langstrecken-Rennen in Le Mans (Frankreich) teil und beendete das Rennen in den Top 5. Zusammen mit Chaz Davies und David Checa fuhr Öttl ein fehlerfreies Rennen und bescherte dem ERC-Ducati-Team ein Spitzenergebnis. Den Einsatz in Le Mans sieht Öttl als perfektes Training für die Superbike-WM an.

"Weil ich wusste, was auf mich zukommt, habe ich länger überlegt, ob ich es mache. Bereits beim ersten Mal war es richtig hart, obwohl die Bedingungen perfekt waren", kommentiert Öttl im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Philipp Öttl sieht 24-Stunden-Rennen als Trainingseinheit an

"Das Motorrad ist eng mit dem WSBK-Bike verwandt, aber immer noch weit weg. Dennoch ist es das beste Training und zudem stand ein gutes Ergebnis in Aussicht", nennt Öttl die Gründe für die Teilnahme in Le Mans.

Kälte und Nebel erschwerten das Fahren. "Dieses Mal waren die Bedingungen schwieriger, besonders in der Nacht. Wir hatten teilweise nur 3°C. Das war schon hart. Ich erlebte einige Safety-Car-Phasen und fuhr den Start. Das waren Situationen, in denen ich viel dazugelernt habe", erklärt Öttl.

"Ich weiß jetzt, dass ich einen Le-Mans-Start hinbekomme. Dadurch werde ich zu einem kompletteren Rennfahrer. Wir waren wieder schnell und es hat Spaß gemacht", berichtet der Deutsche und fügt hinzu: "Die Elektronik ist ähnlich zum WSBK-Bike, ich sitze auf einem Motorrad und kann auf der Rennstrecke fahren - in erster Linie ist es für mich Training."

Philipp Öttl

Philipp Öttl sammelte in Le Mans viele Erfahrungen Zoom

Ex-Vizeweltmeister Chaz Davies teilt sein Wissen mit Philipp Öttl

Von seinen routinierten Teamkollegen konnte Öttl einige Dinge lernen. "Checa hat sehr viel Erfahrung in der Langstrecken-WM. Chaz ist ebenfalls erfahren, aber anders. Er war bereits Vize-Weltmeister bei den Superbikes, hat jetzt aber erst sein erstes 24-Stunden-Rennen beendet. Von den beiden kann ich so viel lernen, das macht Spaß und hilft für die Zukunft, um ein noch besserer Rennfahrer zu sein. Man schätzt Situationen anders ein. Man wird als Rennfahrer robuster", schildert Öttl.

"Unser Ziel war ein Top-5-Ergebnis und das haben wir erreicht. Fahrerisch müssen wir uns nichts vorwerfen lassen. Wir zählten zu den Schnellsten. Wir haben keine Fehler gemacht", zeigt sich Öttl zufrieden. Doch einige technische Aspekte warfen das Ducati-Team zurück.

Philipp Öttl; Chaz Davies

Starke Fahrerpaarung: David Checa, Philipp Öttl und Chaz Davies Zoom

Problem mit dem Schnelltanksystem kostet wertvolle Zeit

Beim Tanken ließ das Team viel Zeit liegen. "Die Betankung war das Problem", bestätigt Öttl. "Wir wollten den vorgeschriebenen Stäubli-Stutzen modifizieren, aber man darf das Teil nicht ändern. Deshalb lief das Benzin zu langsam in den Tank und wir haben pro Stopp zehn Sekunden verloren."

"Es ist hart, wenn es schlussendlich am Betanken liegt, weil das kein Problem darstellen sollte. Ein Podium in Le Mans wäre eine schöne Sache gewesen, vor allem mit Ducati", bemerkt der deutsche WSBK-Pilot.

Ducati jetzt auch in der Langstrecken-WM ein Anwärter

Das Top-5-Ergebnis war die Bestätigung, dass die Ducati Panigale V4R nicht nur in Sprintrennen gut funktioniert. "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass unser Motorrad abkackt. Ich bin selbst im letzten Stint jedes Mal bis in den Drehzahlbegrenzer gefahren, weil ich gespürt habe, dass das Motorrad das aushält", kommentiert Öttl.

Das EWC-Projekt wird von Ducati unterstützt, doch im Vergleich zu den japanischen Herstellern gibt es einige Unterschiede. "Wir waren recht gut aufgestellt. Sie unterstützen uns, es war ein Techniker von Ducati vor Ort", erklärt Öttl.

"Das Team entwickelt aber auch viele Dinge selbst, weil es von Ducati bestimmte Teile nicht gibt für die Langstrecke, wie einen großen Tank zum Beispiel. Es gibt Teile, die für 2.000 Kilometer ausgelegt sind, doch wir benötigen Teile für 4.000 Kilometer. Das Team ist in einigen Bereichen auf sich selbst angewiesen", verdeutlicht Öttl.

Zuversicht für den Europaauftakt der Superbike-WM

Bei den beiden WSBK-Events in Australien und Indonesien sammelte Öttl 23 Punkte und ist damit WM-Elfter. "Im Moment würde ich die bisherige Saison als sehr positiv bewerten. Ein Top-5-Ergebnis in der Superbike-WM ist schon richtig gut", blickt er auf den fünften Platz in Australien zurück.

"Das zweite Wochenende war schwieriger, doch im Vorjahr hatte ich in Mandalika einen schweren Sturz, der mich ein bisschen abgeschreckt hat", erklärt er mit Blick auf das Indonesien-Wochenende. "Assen ist eine Strecke, die ich sehr mag. Ich bin gut vorbereitet, auch wenn ich noch ein paar Schmerzen habe von Le Mans. Ich denke, das Wochenende wird gut", gibt sich Öttl optimistisch vor dem Europaauftakt der Superbike-WM.

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