"Müssen die BMW besser verstehen" - Folger-Teamchef sieht noch viel Potenzial

Jonas Folger und das Bonovo-BMW-Team arbeiten fieberhaft daran, die neue BMW M1000RR besser abzustimmen: Teamchef Michael Galinski gibt exklusive Einblicke

(Motorsport-Total.com) - Jonas Folger holte sich in der vergangenen Saison souverän den IDM-Titel und gewann in der Superbike-Klasse alle Rennen. Folger startete mit einer Yamaha R1 für das Team von Michael Galinski. Zusammen mit Galinskis Crew und Sponsor Bonovo Action entstand für 2021 ein WSBK-Projekt - beim Material entschied sich das Team aber für BMW und setzt eine neue M1000RR ein.

Titel-Bild zur News: Jonas Folger

Jonas Folger beklagt Probleme beim Bremsen in Schräglage Zoom

Beim Saisonauftakt in Aragon hatte das Bonovo-Team einige Mühe, die richtige Abstimmung zu finden. Folger berichtete von Problemen beim Bremsen in die Kurven. Nach einem enttäuschenden 16. Platz im ersten Rennen kam Folger im zweiten Lauf auf halbnasser Strecke als Achter ins Ziel und hatte durchaus Chancen, Sechster zu werden (zu seiner Reaktion).

Wir haben uns mit Teamchef Michael Galinski getroffen, um zu erfahren, wie das Team mit den Herausforderungen in der Superbike-WM umgeht. Galinski ist überzeugt, dass die Ergebnisse in Aragon nicht das Ende der Fahnenstange sind.

Ergebnisse vom Barcelona-Test stimmen den Teamchef optimistisch

"In Barcelona hat sich Jonas wohlgefühlt und war schnell", erinnert sich Galinski an den WSBK-Test Anfang April, bei dem Folger Spitzenzeiten fuhr. "Zuvor in Jerez und in Aragon war es schwieriger. Aber klar, wir müssen das Motorrad besser machen. Wir müssen besser verstehen, wie die BMW reagiert, wenn wir Änderungen vornehmen."

Folgers Probleme am Kurveneingang wurden laut Galinski missverstanden: "Es hat nichts mit der Bremse zu tun, wie fälschlicherweise behauptet wurde. Die BMW reagiert sensibel, wenn man hart bremst und dann mit gezogener Bremse in eine enge Kurve einbiegt. Das müssen wir besser hinbekommen."

Jonas Folger

Mit einem besseren Gefühl ist Jonas Folger durchaus ein Kandidat für Podestplätze Zoom

"Es ist immer ein kleiner Kompromiss. Ich erwarte, dass wir auch in Estoril noch nicht zu den Favoriten zählen werden. Aber dass es geht, hat Tom Sykes bewiesen", schaut der Bonovo-BMW-Teamchef auf die Ergebnisse von BMW-Werkspilot Tom Sykes.

Warum Jonas Folger nicht die Abstimmung von Tom Sykes kopieren kann

Das Folger-Team kann die Daten vom Werksteam einsehen. "Der Austausch zwischen den Teams ist gut", kommentiert Galinski. "Wir sehen die Daten. Doch was Sykes fährt, können wir nicht 1:1 übernehmen. Ansonsten würden wir die gleiche Abstimmung verwenden."

"Tom Sykes fährt sehr hart und brutal. Er braucht sehr harte Federn. Teilweise drückt er extrem stark auf die Daumenbremse und rutscht so in die Kurve hinein", analysiert Ex-Racer Galinski.

Tom Sykes

Tom Sykes kann die Probleme der BMW am besten umfahren Zoom

"Sykes macht viele Sachen, die mich an den BSB-Style erinnern. Damit kommt er gut zurecht", stellt Galinski fest. "Jonas braucht aber ein Motorrad, mit dem er sich wohl fühlt, mit dem er normal bremsen und in die Kurven einbiegen kann."

Familiäres Umfeld wichtig für Jonas Folger

In Michael Galinskis Team findet Jonas Folger ein sehr familiäres Umfeld vor. Mit seinem Mechaniker Sergio Sickau verbindet Jonas Folger eine langjährige Freundschaft. Zusammen reisen sie mit dem Transporter/Caravan-Gespann von Rennen zu Rennen. Und auch unter den anderen Teammitgliedern geht es freundschaftlich zu.

Ein familiäres Umfeld bringt aber auch Gefahren mit sich. "Natürlich kann die Situation schnell kippen. Wenn man ein familiäres Umfeld hat und es gut läuft, dann fühlt man sich natürlich sehr wohl. Doch wenn man dauerhaft den Erfolgen hinterher fährt, dann wird es schwieriger sein für beide Seiten. Doch wir sind ein Team", bekräftigt Teamchef Michael Galinski.

Jonas Folger

Nicht selbstverständlich im WM-Fahrerlager: Im Bonovo-Team geht es freundschaftlich zu Zoom

"Wir haben uns zusammen auf diese Aufgabe eingelassen und werden sie auch zusammen meistern. Gut ist, dass der Jürgen Röder von Bonovo die Sache genau so sieht. Es ist unser Lernjahr", so Galinski.

"Natürlich ist Jonas Folger kein Fahrer, der ein Lernjahr braucht. Doch es wäre noch schlimmer, wenn wir einen Sponsor im Hintergrund hätten, der ständig Druck macht auf uns als Team, der dann zwangsläufig bei Jonas landen würde. Dann würden wir in eine Spirale kommen", bemerkt der Teamchef.

Wenn der Teamchef selbst aktiver Rennfahrer war

Eine große Hilfe ist auch, dass der Teamchef ganz genau weiß, wie sich der Fahrer bei Misserfolgen fühlt. "Wenn man selbst gefahren ist, dann weiß man, was da draußen abgeht", erklärt Galinski und stellt klar: "Dass der Jonas es kann, steht außer Frage."

"Es liegt an uns, das Paket besser zusammenzubekommen. An manchen Stellen muss Jonas vielleicht ein bisschen seinen Stil ändern", analysiert der Teamchef und fügt hinzu: "Wir müssen zusammen versuchen, mit der BMW nach vorn zu kommen."

Jonas Folger

Eingespielte Truppe: Jonas Folger mit seiner Crew Zoom

An diesem Wochenende gastiert die Superbike-WM in Estoril (zur TV-Übersicht mit Zeitplan). Folger erwartet, dass der Kurs der BMW nicht allzu gut liegt. Doch nach dem Abstecher nach Portugal sollte es besser werden. "Es kommen Strecken, die uns besser liegen sollten, wie Misano oder Donington, die flüssiger sind. Dann wird sich Jonas auch wohler fühlen", erwartet Galinski.

Neueste Kommentare