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Monza: "Ein großes Casino"
Es war ein "merkwürdiger" Renntag in Monza: Pirelli kontert die Kritik, das Liberty-Team überdenkt die Zukunft im Rennsport und viele Leute sind sauer
(Motorsport-Total.com) - Der Renntag in Monza fiel buchstäblich ins Wasser. Aufgrund der feuchten Streckenverhältnisse flogen einige Fahrer zu Beginn des ersten Laufes in der Parabolica spektakulär von der Strecke. Nach dem Abbruch wurde lange diskutiert, ob man fahren soll oder nicht. Schließlich setzte starker Regen ein und der Lauf wurde endgültig abgesagt. Die Fans auf den Tribünen waren nicht zufrieden, aber die Sicherheit geht vor, denn auf den langen Geraden erreichen die Motorräder weit über 300 km/h. Zu Beginn von Lauf zwei wurde ebenfalls diskutiert. Einige Fahrer wollten starten, andere nicht. Als schließlich zwei Aufwärmrunden absolviert worden waren, wurde der Start wieder abgeblasen.

© Honda
Viel Rennaction bekamen die Fans in Monza nicht geboten
Rund zehn Minuten später ging es erneut auf eine Aufwärmrunde und das Rennen wurde gestartet. Nach acht Runden wurde abgebrochen. Weltmeister Carlos Checa sagt über die Situation am Renntag: "Im ersten Rennen meinten die meisten Fahrer, dass es bei den gemischten Bedingungen zu gefährlich war. Einige Streckenabschnitte trockneten, während andere sehr nass waren. Man konnte nicht mit Slicks fahren, aber es war für Regenreifen nicht nass genug. Als es dann richtig regnete, war ich bereit für ein Regenrennen, aber die Rennleitung entschied sich zur Absage."
Dennoch sorgten die ersten Runden des ersten Laufes - die nicht gewertet wurden - für das Bild des Tages, denn Checa schleppte seinen WM-Konkurrenten Max Biaggi zurück an die Box. "Ich habe ihm geholfen, weil sein Motorrad ausgegangen war. Wir sind zwar Rivalen, aber keine Feinde. Ich hätte das auch für jeden anderen Fahrer getan", so der Spanier.
Abgesehen von der Sicherheit gab es auch ein Reifenproblem. Die Regenreifen hätten bei den gemischten Bedingungen nur drei, vier Runden gehalten. Pirelli schnitt Rillen in Slicks und stattete jeden Fahrer für beide Rennen mit je einem Pneu aus. Obwohl unter dem Strich nur acht gewertete Runden absolviert wurden, gab es einige Leute, die sauer waren. So brach sich John Hopkins bei einem Sturz den Fuß. Das Liberty-Ducati-Team, das derzeit das größte im Fahrerlager ist, war mit den Organisatoren überhaupt nicht einverstanden.
Liberty überdenkt Zukunft im Rennsport
Am Sonntagabend gab das Team eine Mitteilung heraus, in der es heißt: "Es ist der klare Eindruck entstanden, dass die Superbike-WM einen ihrer schlechtesten Tage hatte. Es wurde die Öffentlichkeit, die Fans des Liberty-Teams und der Sport generell verachtet. Es ist nicht akzeptabel, dass die fundamentalen Entscheidungen mit einer Oberflächlichkeit, die nicht einmal einer Moped-Meisterschaft gerecht wird, getroffen wurden."

© Kawasaki
Die Fans auf den Tribünen quittierten die Absage mit einem Pfeifkonzert Zoom
"Andere Kategorien hätten sich diese Farce nie erlaubt. Wenn man alle diese Situationen bedenkt, dann wird das Teammanagement seine Zukunft im Rennsport überdenken." Dazu ist auch anzumerken, dass in Assen Brett McCormick, ein Fahrer des Teams, schwer verunglückt ist. Auch wenn die Fans auf den Tribünen und vor den TV-Geräten enttäuscht waren, ist der Sicherheitsaspekt auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke ein nachvollziehbares Argument.
Pirelli kontert Kritik
In die Kritik gekommen ist auch Reifenpartner Pirelli. Aber auch in der MotoGP hat sich bei Bridgestone gezeigt, dass es keine idealen Reifen für halbtrockene, halbnasse Streckenverhältnisse gibt. In der Superpole am Samstag flogen von den Reifen einige Gummistücke heraus, weshalb es zu einer Fahrerbesprechung kam, in der entschieden wurde, dass im Regen nicht mit den Regenreifen gefahren werden könne.

© Suzuki
Faher wie Carlos Checa und Leon Camier diskutierten lange, ob sie fahren sollen Zoom
Pirelli ist sauer und kontert die Kritik der Fahrer. Die Schuld liegt bei ihnen. "Zunächst möchte ich eine wichtige Anmerkung zur Superpole machen", sagt Pirelli-Boss Giorgio Barbier. "Pirelli hat den Teams geraten, die Intermediates zu verwenden, die ihnen zur Verfügung standen. Dieser Ratschlag wurde komplett ignoriert, weil alle Fahrer Regenreifen verwendeten. Der Grund dafür war, dass die Strecke in einigen Abschnitten komplett trocken, in anderen aber aufgrund der Bäume noch komplett nass war."
"Die Regenreifen funktionieren bei einer Betriebstemperatur von 50 bis 60 Grad sehr gut. Da die zwei folgenden Geraden aber komplett trocken waren, erreichten sie Temperaturen von über 200 Grad", nennt Barbier die Gründe für die Auflösungserscheinungen der Pneus. "Dadurch schmolz die Mischung in der Reifenmitte. Ich möchte an dieser Stelle auch festhalten, dass in den Pirelli-Reifen ein Stahlgürtel verbaut ist. Dadurch können sie unmöglich platzen."
Die Superstock-Klassen absolvierten ihre Rennen. Vorne hatten die Fahrer Regenreifen und hinten Intermediates aufgezogen. Deshalb ist Barbier überzeugt, dass auch die Superbiker fahren hätten können. "Obwohl sie zwei Intermediates zur Verfügung hatten, wollten sie nur die Slicks verwenden. Als das Rennen begann, war klar, dass auch unter diesen Bedingungen ein gutes Rennen hätte stattfinden können", ist der Pirelli-Boss überzeugt.
Teamchefs: Entscheidung okay, aber zu spät getroffen
Abgesehen von der harten Kritik der Liberty-Mannschaft stehen andere Teammanager hinter den Entscheidungen der Rennleitung. "Glücklicherweise passiert das nicht oft", meint Jack Valentine vom Crescent-Suzuki-Team. "Wäre die Strecke komplett nass gewesen und es hätte geregnet, dann hätten die Regenreifen maximal fünf, sechs Runden gehalten. Die Absage von Rennen eins und der Abbruch von Lauf zwei waren die richtigen Entscheidungen, obwohl die Fans natürlich nicht glücklich waren."
Auch Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua, der sich selten ein Blatt vor den Mund nimmt, sieht es ähnlich: "Es war aufgrund der Bedingungen und der Unentschlossenheit der Organisatoren ein merkwürdiger Tag. Ich finde, es hat viel zu lange gedauert, bis Entscheidungen getroffen wurden. Herausgekommen ist ein kurzes Rennen, das etwas, oder auch gar nichts war. Die Unfälle in jüngster Zeit haben die Fahrer vielleicht vorsichtiger bei diesen Verhältnissen gemacht. Ich stimme ihnen zu, auch wenn es nicht gut für die Zuseher war."
Rea: Es war nicht sicher genug
Jonathan Rea hat in Assen bei ähnlichen Streckenbedingungen ein Rennen gewonnen. Unvergessen ist auch die Regenschlacht am Nürburgring im Vorjahr, als er seine Honda ins Kiesbett warf und dennoch Vierter wurde. Im verkürzten zweiten Lauf wurde der Brite als Sechster gewertet. "Es war ein verrücktes Wochenende. Wie man hier sagt: Es war ein großes Casino. Das Wetter spielte verrückt und es erinnerte etwas an Assen."

© Honda
Der Brite Jonathan Rea spicht vom Monza-Wochenende als "großes Casino" Zoom
"Das Problem hier ist, dass man über 330 km/h auf den Geraden erreicht. Die Mitte des Regenreifens verschleißt zu stark. Es war deshalb überhaupt nicht sicher, im Nassen zu fahren. Deshalb wurde Lauf eins abgesagt. Lauf zwei wurde als Trockenrennen erklärt, aber die Parabolica war komplett nass. Zu Beginn mussten wir sehr vorsichtig sein", schildert Rea. "Mit Platz sechs bin ich zufrieden, aber auf den langen Geraden sind wir nicht schnell genug, um Aprilia und BMW herauszufordern."
Was bleibt von diesem Wochenende? Am schlimmsten hat es Hopkins erwischt. Wann der US-Amerikaner wieder auf seiner Suzuki sitzen wird, ist derzeit nicht klar. Die Rennleitung und Pirelli wurden kritisiert. Das Liberty-Team ist sauer und die Fans haben keine Rennen gesehen. In der WM hat sich nichts verändert: Max Biaggi führt zwei Punkte vor Checa und sechs vor Sykes. Pieter Breddels, der technische Koordinator bei Ten-Kate-Honda, bringt es auf den Punkt: "Was gibt es noch zu sagen? Fahren wir nach Donington!" Bereits am kommenden Wochenende wird in Großbritannien gefahren. Das Wetter auf der Insel ist weltberühmt...

