Melandri gewinnt Windschattenschlacht in Monza

Marco Melandri (BMW) setzt sich in Monza im ersten Lauf im Kampf gegen Tom Sykes (Kawasaki) und Eugene Laverty (Aprilia) durch und feiert seinen ersten Saisonsieg

(Motorsport-Total.com) - Im ersten Rennen der Superbike-WM in Monza entwickelte sich die erwartete Windschattenschlacht. In der letzten Runde lieferten sich Marco Melandri (BMW), Tom Sykes (Kawasaki) und Eugene Laverty (Aprilia) einen engen Kampf um den Sieg. Die Entscheidung fiel in der letzten Kurve: Melandri schnappte sich Laverty in der Parabolica und setzte sich im Zielsprint durch. Es war der erste Saisonsieg für den Italiener, der einen umjubelten Heimsieg feierte. Melandri gewann zum ersten Mal seit seinem 250er-Sieg in Mugello im Jahr 2002 auf heimischem Boden.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri feierte in Monza einen umjubelten Heimsieg Zoom

Auch Sykes schnappte sich in der Parabolica noch Laverty und verwies den Aprilia-Werksfahrer auf den dritten Platz. Sein Teamkollege Sylvain Guintoli mischte lange an der Spitze mit und musste sich am Ende mit Platz vier zufriedengeben. Damit verteidigte der Franzose seine WM-Führung. Ducati war auf der schnellen Strecke wie erwartet chancenlos. Der Deutsche Max Neukirchner sah die karierte Flagge als Zwölfter.

Das Wetter war im königlichen Park für den ersten Lauf optimal: Die Sonne schien vom Himmel und die Strecke war trocken. Die Gefahr von Regen hing nicht an der Luft. Als die Lichter der Startampel erloschen, setzte sich beim Sprint zur ersten Schikane Laverty durch und übernahm vor Jonathan Rea (Honda) die Führung. Pole-Setter Sykes büßte einige Meter ein und sortierte sich als Dritter ein. Dahinter folgten Melandri und Guintoli. Alle Fahrer kamen gut durch die engen ersten beiden Schikanen.


Fotos: Superbike-WM in Monza, Sonntag


Am Ende der ersten Runde konnte sich Laverty schon um wenige Meter absetzen. Dagegen wurde Rea auf der Zielgeraden von Syks und Melandri praktisch stehengelassen. Rea verlor in der Folge weitere Positionen. Die CBR1000RR war auf der Geraden zu langsam. Es bildete sich in der zweiten Runde ein Spitzentrio. Melandri und Sykes konnten Laverty im Windschatten einholen. Auch Guintoli pirschte sich an dieses Trio heran und machte daraus ein Quartett.

Tom Sykes

Tom Sykes verpasste hauchdünn den Sieg im Zielsprint Zoom

Guintoli war auf dem Vormarsch, denn er konnte sich zu Beginn der vierten Runde gleich Sykes für Platz drei schnappen. In der zweiten Schikane verpasste Sykes anschließend den Bremspunkt deutlich und er musste aufmachen und über die asphaltierte Auslaufzone ausweichen. Er reihte sich als Vierter wieder ein, hatte aber einige Meter verloren. In der Verfolgergruppe kämpften Chaz Davies (BMW), Rea und Davide Giugliano (Althea-Aprilia) um Platz fünf. Im Mittelfeld erhielt Rookie Jules Cluzel (Crescent-Suzuki) eine Durchfahrtsstrafe, die ihn aussichtslos zurückwarf.

In der achten Runde gab es eine Verschiebung an der Spitze: Guintoli schnappte sich Melandri für Platz zwei. Damit herrschte in Italien eine Aprilia-Doppelführung. Am Ende der Runde überholte der Franzose am Eingang der Parabolica Laverty und führte erstmals das Rennen an. Melandri zog mit und verdrängte Laverty auf Rang drei. Die ersten Taktikspielchen der Windschattenschlacht hatten begonnen.

Spitzenquartett alleine auf weiter Flur

In der Verfolgergruppe gewann Davies bei Rennhalbzeit die Oberhand, denn Rea und Giugliano verpassten den Bremspunkt für die erste Schikane und fuhren geradeaus. Dadurch gingen einige Meter verloren und der BMW-Pilot lag alleine auf Platz fünf. Rea war auf Rang acht zurückgefallen. Von der Rennleitung bekam Rea zudem mitgeteilt, dass er zwei Fahrer passieren lassen muss. In der elften Runde übernahm Melandri in der zweiten Schikane erstmals die Führung von Guintoli. Dagegen musste Laverty leicht auf das Top-Trio abreißen lassen.

Vier Runden vor dem Ende wurde es an der Spitze heißer. Guintoli und Sykes überholten Melandri auf der Zielgeraden. In der zweiten Schikane übernahm Sykes erstmals die Führung. Der Brite versuchte sich abzusetzen, doch er kam nicht weg. In der vorletzten Runde drückte sich Laverty in der ersten Lesmo-Kurve an Melandri vorbei zu Platz zwei. Guintoli konnte als Vierter nicht mehr eingreifen und hatte einige Motorradlängen Abstand.

Entscheidung in der letzten Kurve

Laverty ging schließlich als Führender in die letzte Runde. Melandri hing an dessen Hinterrad und Syks war Dritter. In der zweiten Schikane quetschte sich Melandri an Laverty vorbei und war wieder vorne. Laverty schlug in der Bremszone zur Ascari-Schikane wieder zurück. Die Entscheidung fiel in der berühmten Parabolica. Melandri drückte sich innen an Laverty vorbei. Dieser musste leicht aufmachen und Sykes nutzte die Lücke und stach innen hinein.

Eugene Laverty

Eugene Laverty verlor das Rennen in der Parabolica-Kurve Zoom

Die drei Motorräder beschleunigten im Rutscher aus der Kurve hinaus und sprinteten auf den Zielstrich zu. Praktisch nebeneinander überfuhren sie den Strich. Der Zeitenmonitor zeigte das Ergebnis: Melandri hatte um 0,085 Sekunden die Nase vor Sykes. Laverty musste sich um 0,107 Sekunden geschlagen geben. Seine Taktik in der Windschattenschlacht war nicht aufgegangen. Für Melandri war es der erste Saisonsieg in diesem Jahr.

"Ein Sieg in Monza ist sensationell", jubelt der Italiener. "Nach einem schwierigen Start haben wir jetzt ein gutes Motorrad. Ich habe mir über den Speed der Aprilia Sorgen gemacht. Vier Runden vor Schluss konnte ich etwas wegziehen, aber sie holten mich wieder ein. In der letzten Runde wollte ich nicht, dass es so endet wie 2011. Ich bin an Eugene vorbei, habe ihn aber nicht gesehen. Ich habe nur noch gehofft, dass sich der Sieg ausgeht." In der WM verbesserte sich Melandri dadurch auf Position fünf.

"Ein Sieg in Monza ist sensationell." Marco Melandri

Sykes nahm die knappe Niederlage gelassen, denn das Rennen hatte ihm viel Spaß gemacht. "Die Kawasaki ist in vielen Bereichen sehr gut. Es war eine sensationelle letzte Runde. Ich habe alles gegeben und konnte noch Eugene schnappen. Es war ein fantastisches Rennen." Laverty war über Platz drei auch nicht allzu enttäuscht: "Es wäre schön gewesen, wenn ich mehr Punkte holen hätte können. In der letzten Runde ist es nicht aufgegangen. Wir haben uns mehrmals überholt, es waren fantastische Kämpfe. In der Parabolica musste ich aufmachen, sonst wäre es für Marco und mich eng geworden."

Zwei Sekunden dahinter sah Guintoli die Zielflagge als Vierter und führt damit weiterhin die WM an. Davies fuhr eine einsame zweite Rennhälfte und belegte Rang fünf. Dahinter folgte Michel Fabrizio (Red-Devils-Aprilia). Eine größere Gruppe kämpfte um Position sieben. Schließlich setzte sich Loris Baz (Kawasaki) gegen Rea und Leon Camier (Crescent-Suzuki) durch.

Die letzten WM-Punkte gingen an Giugliano, Ayrton Badovini (Alstare-Ducati), Max Neukirchner (MR-Ducati), Fabrizio Lai (Crescent-Suzuki), Kosuke Akiyoshi (Honda) und Federico Sandi (Pedercini-Kawasaki). Zwei Fahrer kamen am Ende des Feldes ins Ziel und gingen leer aus. Das waren Mark Aitchison (Liberty-Ducati) und Cluzel nach seiner Durchfahrtsstraße. Vittorio Iannuzzo (Grillini-BMW) war der einzige Ausfall im Rennen. Seine S1000RR rollte mit Defekt aus. Guintoli hat nach Lauf eins in der WM einen Vorsprung von 21 Punkten auf Sykes.