Mangelndes Interesse: Fogarty wünscht sich einen Bad Boy

Superbike-Legende Carl Fogarty analysiert, warum das Interesse der britischen Fans seit den 1990ern so stark nachgelassen hat

(Motorsport-Total.com) - Die Superbike-WM hatte in Australien einen sehr guten Start in die neue Saison. Die Fans wurden bei beiden Rennen bis zur Ziellinie gut unterhalten. Drei unterschiedliche Marken beendeten die Rennen beinahe gleichauf. Offensichtlich haben die Regeländerungen das Feld näher zusammengebracht. Dennoch ist das Interesse an der Serie deutlich geringer als vor vielen Jahren.

Titel-Bild zur News: Carl Fogarty

Carl Fogarty: "Momentan kämpfen nur noch Briten gegeneinander"

Die Hochzeit der Superbike-WM waren die späten 1990er, als Carl Fogarty die britische Fahne hoch hielt und mit seiner Werks-Ducati gegen die Castrol-Hondas kämpfte. Damals fuhren die Superbike-Piloten meist vor vollen Rängen. Doch in den vergangenen Jahren fanden nur wenige Fans den Weg zu den Rennen. Vor allem in Großbritannien hat das Interesse stark nachgelassen, obwohl man mit Jonathan Rea, Tom Sykes, Chaz Davies, Leon Haslam, Leon Camier und Alex Lowes sechs sehr starke Fahrer im Feld hat.

"Das mangelnde Interesse der Briten erstaunt mich, weil wir fünf oder sechs siegfähige Fahrer haben. Selbst ich interessiere mich nicht besonders stark für die Serie und wundere mich, warum das so ist", grübelt Fogarty. Im Gespräch mit dem 'Racer' sucht der viermalige Champion nach den Gründen: "Ich hinterfragte das mangelnde Interesse zur Halbzeit der vergangenen Saison. Die Leute nannten einige Gründe: die TV-Übertragungen, die nicht mehr so gut sind wie in der Vergangenheit, der Mangel an Persönlichkeiten, das Fehlen des Rennwochenendes in Brands Hatch, die Regeln und selbst 'zu viele Briten' war ein Argument."


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"Scheinbar fehlt der Serie ein Bad Boy", bemerkt Fogarty. "Als ich aktiv war, gab es immer einen Kampf zwischen einem guten und einem bösen Fahrer. Es gab einen mächtigen US-Amerikaner, einen mächtigen Australier und so weiter. Nun kämpfen nur noch Briten gegeneinander", vergleicht der langjährige Ducati-Werkspilot. "Es muss ein großmäuliger US-Amerikaner oder ein Australier her, der das Medieninteresse auf sich zieht."

Michael van der Mark, Troy Bayliss

Den Superbike-Fans wurden beim Saisonauftakt spannende Rennen geboten Zoom

Doch auch die Veränderungen im Grand-Prix-Sport haben der Superbike-WM das Leben erschwert. Die Umstellung von den Zwei- zu den Viertaktern hat sich stark auf die Superbike-WM ausgewirkt: "Seit 2003 tut sich die Superbike-WM schwer. Damals fand der Wechsel von den 500ern-Zweitaktern zur MotoGP statt", bestätigt Fogarty, der das Wettrüsten der Hersteller sehr kritisch sieht.

"Zwischenzeitlich wurde das Reglement immer offener. Wir erreichten beinahe den Stand der 1990er, als die Regeln für die Superbikes sehr offen waren und zwischenzeitlich sogar Karbonbremsen eingesetzt wurden. Ende 2002 verließen viele Fahrer die Superbike-WM und wechselten in die MotoGP. Edwards, Haga und Bayliss entschieden sich für die MotoGP. Das war für die Superbike-WM nicht besonders positiv. Ich wurde durch die Superbike-WM bekannt, doch in den 1990ern war es anders. Damals war es die einzige Viertaktserie", schildert "Foggy".