Zwei- vs. Vierzylinder: Spannungen kündigen sich an

Durch die neuen Regeln gehört Ducati zu den Favoriten: MV Agusta ärgert sich über den Hubraumvorteil der Zweizylinder

(Motorsport-Total.com) - Seit der Gründung der Superbike-WM versucht Ducati, mit den V2-Superbikes made in Bologna die Vierzylinder zu bezwingen. Seitdem gibt es eine Duskussion über den Hubraumvorteil der Zweizylinder. In den 1990ern dominierten die Italiener mit der 916/996/998, bis Honda ebenfalls einen V2 ins Rennen schickte. Zu dieser Zeit hatten die Twins ein Drittel mehr Hubraum als die hoch drehenden Vierzylinder. Später wuchs der Hubraum der Vierzylinder ebenfalls auf 1.000 Kubikzentimeter an.

Titel-Bild zur News: Chaz Davies

Findet Ducati in der neuen Superbike-Saison zu alter Stärke zurück? Zoom

Von 2004 bis 2007 gab es für die Twins keinen Hubraumvorteil. Um mit den Vierzylinder-Bikes mithalten zu können, durfte Ducati an den V2-Motoren der 999 intensivere Tuningmaßnahmen durchführen. Dadurch stiegen die Kosten in die Höhe. Auf Bestreben der Zweizylinder-Hersteller dürfen die V2-Motoren seit 2008 mehr Hubraum haben als die Vierzylinder. Doch der Hubraumvorteil von 200 Kubikzentimetern entspricht verglichen mit den Vierzylindermotoren nur noch einem Fünftel.

Dennoch entwickeln sich vor dem Saisonstart Spannungen. MV-Agusta-Chef Giovanni Castiglioni würde es begrüßen, wenn die Zweizylinder gar keinen Hubraumvorteil hätten. Die Regeländerungen für 2015 steigern die Chancen von Ducati, da das Feld durch das seriennahe Reglement zusammenrückt. Der Topspeed-Nachteil der Panigale sollte der Vergangenheit angehören.

MV Agusta wettert gegen Ducati

"Die Homologation der Zweizylinder ist nicht fair. Wir vertreten die Meinung, dass Hersteller mit einer V2-Maschine bevorzugt werden. Das ist ziemlich seltsam, aber so ist es", ärgert sich MAV-Chef Castiglioni im Gespräch mit dem 'Racer'. "Ich verstehe nicht, warum die Zweizylindermaschinen mehr Hubraum haben dürfen als die Vierzylinder."

Superbike-Technikdirektor Scott Smart war bei der Erstellung der 2015er-Regeln bemüht, für Chancengleichheit zu sorgen. Dass Ducati in der neuen Saison zu alter Stärke findet, möchte Smart nicht auf die Regeländerungen zurückführen: "Zweifellos wird Ducati zu den stärksten Teams in der Saison 2015 gehören. Das hat aber verschiedene Ursachen: Die 2014er-Maschine wurde mit Blick auf 2015 entwickelt. Sie haben beinahe drei Mal so viel getestet wie die anderen Teams. Sie haben die 2015er-Elektronik und alles andere ausgiebig getestet. Zudem setzen sie auf die gleichen Fahrer wie 2014."

Chaz Davies

Umfangreiche Tests: Ducati hat sich intensiv für die neue Saison vorbereitet Zoom

"Sie befinden sich also in einer perfekten Situation, um zu Beginn der Saison schnell zu sein", analysiert Ex-Racer Smart. "Es ist nicht auf die Regeln zurückzuführen. Sie sind momentan einfach am besten vorbereitet. Jedes Team, das sich so intensiv vorbereitet hat, sollte so schnell sein. Die Vierzylindermaschinen werden im Vergleich zur vergangenen Saison etwa 20 PS weniger haben. Ducati wird vermutlich acht bis zehn PS verloren haben."

Perfekte Balance unmöglich?

Der Superbike-WM-Technikdirektor begrüßt die Markenvielfalt und die unterschiedlichen Konzepte in der Serie. Dass es immer Diskussionen über die Balance des Reglement geben wird, weiß der Brite: "Wir möchten so viele Hersteller wie möglich in der Serie haben. Zudem möchten wir Vierzylinder und Zweizylinder sehen. Es wird immer jemanden geben, der denkt, die Balance besser hinzubekommen. Man kann nicht immer alle Leute zufriedenstellen."

Zudem schaut Smart kritisch auf die vergangenen Jahre, in denen die Vierzylinder dominant waren: "Weder Giovanni Castiglioni noch irgendjemand anderes hat in den vergangenen Jahren Maßnahmen gefordert, die Vierzylinder einzubremsen, als die Zweizylinder abgeschlagen waren", bemerkt Smart, der vom neuen Reglement überzeugt ist.

Carlos Checa

Carlos Checa ist der bisher letzte Fahrer, der mit einem V2 ein Rennen gewann Zoom

Superbike-Legende Carl Fogarty bescherte Ducati in den 1990ern vier WM-Titel. 1994, 1995, 1998 und 1999 triumphierte der Brite und ließ die Ducatisti jubeln. Der bisher letzten Ducati-Sieg liegt mehr als zweieinhalb Jahre zurück. "Ducati ist der wichtigste Hersteller in dieser Klasse. Es mag es nicht, zu beobachten, wie sie sich schwer tun. Das war in den vergangenen Jahren der Fall", bedauert "Foggy", der 2015 einiges erwartet: "Ich schaue gespannt auf Chaz Davies. Ich mag ihn. Er ist ein guter Fahrer und Giugliano wird ihn hart fordern."

Buell kann die Diskussion nicht nachvollziehen

Mit EBR geht in der Superbike-WM ein weiterer Hersteller mit V2-Bikes an den Start. "Die neuen Regeln sollten keine großen Änderungen verursachen, weil die Teams sehr professionell sind und wissen, was sie zu tun haben", erwartet Geschäftsführer Erik Buell. Die Grundsatzdiskussion über den Hubraum kann der US-Amerikaner nicht nachvollziehen.

"Ich denke, beide Konzepte liegen eng beieinander. Im vergangenen Jahr hatten die Vierzylinder einen Vorteil, doch Ducati schlug sich sehr gut. Sie haben ein sehr gutes Team, gute Fahrer und eine gute Herangehensweise. Obwohl das Potenzial des Motors niedriger war, konnten sie eine gute Show zeigen und waren konkurrenzfähig", erklärt Buell.

Aaron Yates

EBR schickt ebenfalls ein Superbike mit V2-Motor an den Start Zoom

"Im vergangenen Jahr hatten es die Zweizylinder etwas schwer. Ich denke, dass die Regeln deshalb geändert wurden. Es gab keine drastischen Änderungen, doch das Kräfteverhältnis könnte sich ein bisschen verschieben. Ich erwarte aber keine dramatischen Änderungen", so Buell, der einen einheitlichen Hubraum ablehent: "Ein Zweizylindermotor hat viele wundervolle Charaktereigenschaften. Doch im Rennsport, wo es um absolute Spitzenleistung geht, sind die Vierzylinder im Vorteil."

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