Davies ärgert sich über Rea: "Er wirkte regelrecht dumm"
Chaz Davies fährt in Assen nach den Kontroversen in der Superpole ein starkes Rennen und wird in der vorletzten Runde Opfer der Technik: Ist die WM gelaufen?
(Motorsport-Total.com) - Die Superbike-Fans in Assen sahen am Samstag einen spannenden ersten Lauf, indem Ducati-Pilot Chaz Davies lange das Feld anführte. Der Brite setzte sich nach dem Start an die Spitze und wehrte sich in den finalen Runden mit allen Mitteln gegen die Angriffe von WM-Leader Jonathan Rea. Bereits in der Superpole kam es zu einem erbitterten Duell der beiden Briten. Im Parc Ferme tobte eine hitzige Diskussion, denn Rea ruinierte Davies' finale Runde. Im Rennen verhinderte ein technischer Defekt an der Ducati Panigale von Davies eine spannende letzte Runde.
© LAT
Chaz Davies diskutierte minutenlang mit Weltmeister Jonathan Rea Zoom
Davies wirkte nach dem Rennen geknickt, denn der Nuller warf ihn in der Meisterschaft weit zurück. 75 Punkte trennen ihn vor dem zweiten Rennen in Assen von Rea. Mit seiner Performance im Rennen war er aber sehr zufrieden: "Es war ein gutes Rennen. Ich konnte an der Spitze meinen Rhythmus fahren. Im Freien Training machten wir einige Änderungen. Ich fühlte mich gut. Es ist immer schwierig, in Assen das Rennen anzuführen. Das Tempo war ziemlich hoch. Ich hatte ein paar Probleme, die mich in einigen Bereichen der Strecke ein bisschen zurückwarfen. Ich wollte keinen Fehler machen und mich auf einen Kampf in der letzten Runde einstellen. Doch soweit kamen wir nicht."
Elektronikdefekt wirft Ducati in der WM zurück
Doch warum rollte die Ducati eine Runde vor Rennende aus? "Der Fehler wird noch untersucht. Es fühlte sich an wie ein Elektronikproblem. Das Motorrad wollte wieder starten, doch dann ging die Zündung an und wieder aus. Das Anzeigeinstrument flackerte. Es war sicher ein Elektronikdefekt", vermutet Davies und fügt hinzu: "Es war kein mechanisches Problem. Ich dachte zuerst, dass ich mich verschaltet habe. Der Motor ging aus. Dann erkannte ich, dass die Elektronik ausging."
"Es wäre eine spannende letzte Runde gewesen. Keine Ahnung, wie es ausgegangen wäre. Das Gute bei der Superbike-WM ist, dass wir eine zweite Chance haben", kommentiert Davies. Rea hingegen war froh, dass er in der letzten Runde keine Angriffe abwehren musste: "Es ist immer schön, wenn man in der letzten Runde etwas Luft hat. Ich wusste nicht, dass er stehengeblieben ist", bemerkt der Kawasaki-Pilot. "Leider hat Chaz viele Punkte verloren, das ist nie ideal. Wir müssen uns aber um uns kümmern. Ich bin mit diesen 25 Punkten sehr zufrieden."
Bereits in Aragon verlor Davies am Samstag 25 Punkte auf Rea. Am Sonntag drehte der Ducati-Pilot den Spieß um und gewann. "Es wäre schön, das zu wiederholen. Doch man weiß nie, wie es wird. Vermutlich wird es ein bisschen wärmer. Das Motorrad wird darauf anders reagieren. Wir müssen am Abend ein paar kleine Änderungen machen. Hoffentlich wird das Motorrad besser", so Davies.
Hitziges Duell im Parc Ferme
© Kawasaki
Jonathan Rea und Chaz Davies lieferten sich ein spannendes Duell Zoom
Das Duell Rea vs. Davies kochte bereits am Vormittag in der Superpole hoch. Rea fuhr eine beeindruckende Rundenzeit, die ihn an die Spitze brachte, und ließ sich feiern, als Davies einen weiteren Versuch starten wollte. "Ich hatte das Gefühl, dass ich noch schneller fahren kann. Jonathan sah zurück und sah mich", schildert Davies den kontroversen Vorfall. Da Rea seine Kawasaki auf der Ideallinie bewegte, musste Davies ausweichen und seine Runde abbrechen.
"Ob er es absichtlich gemacht hat oder nicht? Ich denke, er hat es absichtlich gemacht. Er fuhr in der Mitte der Strecke. Es war eine gefährliche Situation. Wenn ich auf meiner Linie geblieben wäre und getan hätte, als wäre er nicht da, dann würde er jetzt sicher im Krankenhaus liegen", schimpft der sonst so entspannte Ducati-Pilot. "Ich musste meine Runde daraufhin abbrechen. Die Rennleitung sah sich die Szene an. Sie haben eine Entscheidung getroffen. Ich habe ihn nicht angeschwärzt. Sie haben selbst entschieden, dass sie sich das ansehen."
Rea wurde auf Position vier strafversetzt und Tom Sykes erbte die Pole-Position. "Ich habe nicht gefordert, dass er bestraft wird", betont Davies. "Solange er seinen Fehler gesteht, bin ich zufrieden. Im Parc Ferme wollte er es selbst nach fünf Minuten hitziger Diskussionen nicht einsehen. Er war überzeugt, dass er nichts falsch gemacht hat. Schlussendlich entschuldigte er sich bei mir. Doch dafür hat er ziemlich lange gebraucht."
Davies nimmt Handschlag nicht an
"Er verneinte immer wieder, was man eindeutig sah. Er wirkte regelrecht dumm. Dann wollte er den Handschlag", erklärt Davies, der die Geste nicht erwiderte. Warum? "Er brachte 20 Ausreden, bevor er zugab, auf der Ideallinie gefahren zu sein. Zuerst meinte er, er hätte mich nicht gesehen. Dann hieß es, er war nicht auf der Linie. Ich kann mich nicht mehr an seine letzte Ausrede erinnern. Er brachte so viele verschiedene Ausreden. Dann gab er zu, vielleicht auf der Linie gewesen zu sein. Er weiß, wo die Ideallinie ist. In dieser Kurve war er am Eingang nicht auf der Linie, aber am Ausgang schon. Jeder Fahrer nutzt mindestens Dreiviertel der Streckenbreite."
© Ducati
Chaz Davies hatte gute Gründe, den Handschlag nicht anzunehmen Zoom
"Es wäre nicht schön ausgegangen, wenn ich auf meiner Linie geblieben wäre", wiederholt Davies, der Rea beim Vorbeifahren auf den rechten Arm schlug, was beim Weltmeister nicht besonders gut ankam. Rea regte sich über diese Aktion auf, was Davies nicht nachvollziehen kann: "Er bezeichnete das als Schlag? Wenn er meint, dass ich ihn geschlagen habe, dann kann ich ihm ja mal zeigen, was ein richtiger Schlag ist. Nein, Spaß", scherzt Davies und begründet: "Ich wollte seine Aufmerksamkeit bekommen. Er schaute nach links, also in die falsche Richtung. Ich wollte ihn wachrütteln."
"Mit diesen Reifen kann man drei schnelle Runden fahren. Und dann cruist er so herum. Das erwartet man nicht von einem Weltmeister", ärgert sich Davies, der durch den Ausfall in der WM weit zurückfiel. 75 Punkte trennen ihn aktuell von der Spitze. "Es ändert die Herangehensweise nicht. Wir müssen versuchen, weiterhin Rennen zu gewinnen. Gleichzeitig sind wir auf das Pech der Gegner angewiesen. Wir hatten genug Pech", kommentiert der ehemalige Supersport-Weltmeister.