• 27.09.2010 11:15

  • von Roman Wittemeier

Biaggi: Von Emotionen und Gratulationen

Max Biaggi wird nach seinem vorzeitigen Titelgewinn in der Superbike-WM in Italien gefeiert - Gratulationen aus dem Fahrerlager eher verhalten

(Motorsport-Total.com) - Italien hat die Superbike-Weltmeisterschaft fest in der Hand. Nachdem sich Max Biaggi ausgerechnet in Imola vorzeitig zum Champion krönen konnte, sah man auf den Tribünen und auf der Strecke nur noch ein italienisches Fahnenmeer. Die Tifosi jubelten und sangen sogar eine Hymne für den 39-Jährigen, der mit seiner Aprilia zum ersten italienischen Meistertitel in der 21-jährigen Geschichte der Serie fuhr.

Titel-Bild zur News: Max Biaggi

In Portugal im März feierte Max Biaggi seinen ersten Doppelsieg des Jahres

"Mein Körper steckt voller Emotionen", so Biaggi nach seinem Triumph in Imola. "Es ist ein unglaublicher Erfolg für mich und emotional ein sehr schöner Moment. Ich hätte es nicht schon in Imola erwartet, daher habe ich mich auch nicht darauf vorbereitet." Allerdings war für die Aprilia-Party gesorgt. Die Italiener hatten schon am Samstagabend das komplette Fahrerlager zum Feiern eingeladen. Gekommen war unter anderem James Toseland, der spontan seine Gesangskünste präsentierte.#w1#

"Ich habe diesen Tag herbeigesehnt", meint Biaggi, der 13 Jahre nach seinem letzten von insgesamt vier 250er-WM-Titeln nun wieder Weltmeister ist. "Ich hatte in den vergangenen Jahren oft das Gefühl, dass ich nicht das passende Umfeld hatte, um die verdienten Erfolge einfahren zu können. Das ist ein Grund, warum ich mich für die Superbikes entscheiden habe und mir bekannte Leute mitbrachte. Es geht nicht nur um Speed, Reifen und Motor. Es geht auch darum, Freude zu haben mit dem Team, sich heimisch zu fühlen."

"Die Saison war nicht einfach. Viele Fahrer waren extrem schnell. Wenn die konstanter gewesen wären, dann wäre es gefährlich geworden", sinniert Biaggi. "Die besten Momente waren sicherlich die Doppelsiege in Monza und Misano. Es ist ganz toll, vor den Augen der italienischen Fans zu siegen. Aber noch ist es nicht vorbei. Wir wollen nun auch noch sicherstellen, dass wir mit der RSV4 den Herstellertitel für Aprilia gewinnen."

Max Biaggi

Streitpunkt Aprilia RSV4: Serienmaschine oder doch Prototyp? Zoom

"Aprilia ist ein Teil meines Lebens, ein sehr wichtiger sogar. Hier hat alles angefangen, mit diesem Team habe ich drei Weltmeistertitel in der 250er-Klasse gewonnen. Daher habe ich eine ganz besondere Verbindung zu dieser Marke. Unser neues Abenteuer in der Superbike-WM scheint wie ein Märchen zu sein. Es ist eine große Herausforderung, die wir meistern, und zugleich fantastisch. Was wir hier tun ist das, wovon ich schon lange geträumt habe", streut Biaggi seinem Arbeitgeber Rosen.

"Wir haben ein außerordentlich gutes Resultat geholt", fasst Roberto Colaninno zusammen. Der Geschäftsführer der Piaggio-Gruppe, zu der auch Aprilia gehört, erklärt weiter: "Es ist erst unser zweites Jahr in der Supberike-WM. Dieser Erfolg zeigt wieder einmal, wie gut unser Technik-Know-how im Bereich Zweiradsport ist. Ein besseren Tag als heute könnte ich mir kaum vorstellen. Wir haben den Titel auf einer italienischen Strecke mit einem italienischen Bike, einem italienischen Fahrer und einem italienischen Hauptsponsor geholt. Das macht uns sehr stolz."


Fotos: Superbike-WM in Imola


Stolz versprüht auch der neue Titelträger, der es in acht Jahren in der Königsklasse des Grand-Prix-Sports (zuerst 500er-Klasse, dann MotoGP) dreimal zum Vizechampion brachte. "Die Maschinen sind mit denen der Grand-Prix-Serie nicht zu vergleichen. Ich musste meinen Fahrstil komplett umstellen", erklärt Biaggi, der sich im Fahrerlager schon damals nicht viele Freunde machte. Vor allem mit Valentino Rossi entwickelte "Mad Max" eine Intimfeindschaft.

Und auch die Superbikeszene nimmt den Titelgewinn des Römers nicht sonderlich fröhlich auf, der 39-Jährige eckt oft mit Arroganz und Überheblichkeit an. Viele Mitglieder anderer Teams schüttelten Biaggi zwar die Hand, aber euphorische Gratulationen blieben zumeist aus. "Gratulation zum Titel, aber mir tut es für Leon Haslam sehr leid", bringt Imola-Doppelsieger Carlos Checa die Stimmung stellvertretend für viele Piloten auf den Punkt.