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  • 04.11.2022 13:00

  • von Filippo Einaudi, Übersetzung: Roland Hildebrandt

VW Rallye Golf (1989): Als Wolfsburg den Delta herausforderte

Der Rallye-Golf war eine Variante des aufgeladenen Golf GTI G60, der von 1989 bis 1991 in einer Auflage von 5.000 Stück produziert wurde

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Wie viele andere populäre Autos wurde auch der VW Golf praktisch seit seiner Entstehung privat im Rennsport eingesetzt. Volkswagen hatte schon auf Basis der ersten Generation des Golf in den 1970er-Jahren begonnen, Rallyefahrzeuge zu entwickeln. International feierte der Golf II als GTI 16V große Erfolge und gewann die Weltmeisterschaft der Gruppe A. Auch ein zweimotoriger Golf für das Bergrennen auf den Pikes Peak wurde gebaut.

Titel-Bild zur News: Volkswagen Rallye Golf 1989

Volkswagen Rallye Golf 1989 Zoom

Ende der 1980er-Jahre beschloss das Unternehmen jedoch, eine offizielle Variante einzuführen, um den Erfolg des Rallyesports zu Werbezwecken zu nutzen. Das Auto, an das sich viele noch erinnern, hieß Rallye-Golf und wurde im VW-Werk Brüssel in einer Stückzahl von 5.000 Exemplaren produziert, die schnell zu einem Kultobjekt wurden.

Ein GTI mit Ecken und Kanten

Der Rallye-Golf basiert auf dem Golf II, der langlebigsten Generation mit den meisten ungewöhnlichen Varianten (darunter der Golf Country mit Allradantrieb und Höherlegung), der damals auch ein Labor für originelle technische Lösungen war.

Zu den letzteren gehörte der G60-Motor, ein Aggregat, das auf der Basis des 1,8-Liter-Motors des GTI aufgebaut war, aber zusätzlich einen Spiralkompressor besaß, dessen Kanal genau die Form eines "G" hatte. Auf dieser Grundlage wurden die Rennversion und die Straßenversion, die genau zur Homologation diente, hergestellt.

Um ihn in einer wettbewerbsfähigen Kategorie zu halten, reduzierte Volkswagen den Hubraum von 1.781 auf 1.760 ccm, sodass er in die 1700er-Klasse passte, stattete ihn aber mit einem größeren Ladeluftkühler aus, um den leichten Leistungsabfall durch den geringeren Hubraum auszugleichen.

Der Straßenwagen hatte die gleiche Leistung wie der GTI, nämlich 160 PS, aber aufgrund des Syncro-Allradantriebs verlor er etwas an Geschwindigkeit (von 216 auf 209 km/h) und Beschleunigung (von 8,3 auf 8,6 Sekunden von 0-100 km/h).


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Der größte Unterschied liegt in der Optik, die nicht nur durch die vergrößerte Karosserie mit den abgerundeten Kotflügeln, sondern auch durch die eckigen Scheinwerfer, die das runde Scheinwerferpaar des GTI ersetzen, gekennzeichnet ist. Insgesamt erinnerte das Outfit an den Lancia Delta Integrale, ein Auto, mit dem er sich tatsächlich zu messen gedachte.

Nicht wenige, aber begehrt

Der Rallye kostete ab 1989 in Deutschland satte 46.000 DM, weit über 10.000 Mark mehr als ein normaler GTI, dennoch war er ein Hit. Zur Ausstattung gehören ABS, Servolenkung und ein Sportlenkrad sowie 15-Zoll-Alufelgen mit 205/50 R15-Reifen.

Hinzu kamen elektrisch verstellbare Außenspiegel, speziell auf die Karosserie abgestimmte Stoßfänger mit Frontspoiler und Kühlluftführung für die vorderen Bremsen, ein Heckspoiler ebenfalls in der gleichen Farbe sowie auf Wunsch elektrisch verstellbare Recaro-Sportsitze. Heute werden für ein gut erhaltenes Exemplar Preise von 26.000 Euro und mehr erzielt.

Von 1989 bis 1991 entstanden im Volkswagen Werk Brüssel 5.000 Fahrzeuge dieses Typs. Damit war die notwendige Stückzahl für die Homologation als Serientourenwagen der Gruppe 1 erreicht. Die reinrassige Rennversion des Rallye-Golf mit über 270 PS Motorleistung wurde bei Volkswagen Motorsport in Hannover gebaut.

Das 1990 produzierte Fahrzeug mit dem Kennzeichen WOB - VX 44 wurde werkseitig bei verschiedenen Rallyes eingesetzt und im Jahr 2015 von Grund auf restauriert. In seinem heutigen Zustand ist der Wagen eine Hommage an den VW Rallye Golf G60, mit dem Erwin Weber 1991 Deutscher Rallyemeister wurde.

Einen ähnlich wilden Rallye-Golf hat sein Eigentümer Christian Stahl für den Rennsport modifiziert: Den originalen Motor ersetzte der 210 PS starke Motor des Golf GTI Limited Edition, einem Fahrzeug, das von Volkswagen Motorsport in einer Auflage von lediglich 71 Fahrzeugen gefertigt worden war. Die Leistung dieses 210 PS-Motors wurde von der Firma Hohenester (Tuning) nochmals auf 260 PS gesteigert.

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Ein Jahr nach Einführung des Rallye Golf, also 1991, kam der ebenfalls allradgetriebene Golf GTI G60 syncro auf den Markt. Er entspricht technisch dem Rallye-Golf. Der Stahlsche Rallye-Golf hat ein Decarbon-Gewindefahrwerk und für die Sicherheit der Insassen sorgen 6-Punktgurte sowie eine OMP-Sicherheitszelle.

1996 fuhren Christian Stahl und Thomas Steinacker zwei Gesamtsiege mit dem Rallye-Golf ein. So auch den Castrol-Haugg Cup, die älteste Tourenwagen-Serie Deutschlands. Sie wird hauptsächlich auf dem Nürburgring ausgetragen.

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