• 07.04.2024 10:53

  • von Roland Hildebrandt

VW Polo 86C 2F (1990-1994): Klassiker der Zukunft?

Kleinwagen, die jeder früher mal hatte, kommen immer gut an: So wie die zweite Generation des VW Polo nach dem Facelift von 1990

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Titel-Bild zur News: VW Polo II Facelift (1990-1994)

VW Polo II Facelift (1990-1994) Zoom

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Unsereiner fährt ja desöfteren alte Autos aus den Sammlungen der Hersteller. Damit Sie, werter Leser, etwas Spannendes zu lesen haben. Doch auf welche Modelle gibt es die meisten Reaktionen off- wie online? Nicht etwa auf einen Mercedes 300 SL Flügeltürer oder Porsche 911. Sondern auf die Kleinwagen von früher.

Ob Opel Corsa, Ford Fiesta, Fiat Uno, Peugeot 205 oder sogar Toyota Starlet: Viele erinnern sich mit schönen Gefühlen an ihr erstes Auto oder das Auto der Mutter respektive anderer Familienmitglieder, in dem man aufgewachsen ist.

Für viele war er das erste Auto

Und nicht zuletzt sind genau diese Brot-und-Butter-Vehikel von einst inzwischen selten geworden, betrachtet man die gebauten Stückzahlen. 5,3 Millionen Peugeot 205, 8,8 Millionen Fiat Uno, um nur zwei Beispiele zu nennen. Doch wo sind sie alle hin? Gefühlt sieht man manch teurere Oldtimer viel öfter.

Nun, Kleinwagen wurden oft verbraucht, spätestens in studentischer Letzthand ohne Geld für Reparaturen. Rost spielte eine weitere Rolle. Und ihre millionenfache Verbreitung. Da es so viele gab, hielt es keiner für nötig, einen Citroën AX oder Peugeot 106 aufzuheben. Es sei denn, es handelte sich um die heißen Sportversionen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Warum sich nicht einen VW Polo der zweiten Generation nach dem großen Facelift von 1990 zulegen, intern 86C 2F genannt? Sie gibt es noch häufiger als die Vorfacelift-86C und sie bieten durchaus handfeste Vorteile. Gewiss, die Optik ist Geschmackssache.

Polo G40 mit 113 PS

Sehen wir uns an, was VW vor 34 Jahren (!) mit dem beliebten Polo anstellte. So beliebt, dass der eigentlich deutlich vor 1994 eingeplante Polo III nach hinten verschoben wurde. Im Oktober 1990 wurde der Polo nach neun Produktionsjahren gründlich überarbeitet. An der Front fielen neue Rechteckscheinwerfer auf, es gab neue aerodynamisch gestaltete, integrierte Stoßfänger und einen neuen Kühlergrill, auch der Innenraum wurde umfassend optimiert.

Ein neues Armaturenbrett bot viele Ablagen, der Radioschacht lag nun benutzerfreundlich hoch, Heizung und Lüftung wurden fortan über moderne Drehregler bedient. Der Pilot schaute nun auf eine neu gestaltete Instrumenteneinheit. Die Heckscheibe war bei allen Karosserievarianten bündig eingeklebt, was in Verbindung mit der abgerundeten Front eine Verbesserung des cW-Wertes um zehn Prozent erbringen sollte.


Fotostrecke: VW Polo II Facelift (1990-1994)

Im Januar 1991 folgte der heißeste aller Polo II: Nach rund 2.000 Exemplaren des GT G40 hieß der stärkste Polo nur noch G40. Der wieder mit dem charakteristischen G-Lader beatmete Motor leistete jetzt 113 PS und war serienmäßig mit einem Katalysator ausgerüstet. Auffällig waren vor allem die roten Zierstreifen in den Stoßfängern, das G40-Emblem an Kühlergrill und Heckklappe, die Sportsitze im Le-Mans-Karo auf - und der Tacho, der bis zu 240 km/h anzeigte. Gesteuert wurde mit einem Dreispeichen-Sport-Lederlenkrad, der Schaltknauf war wie die Hülle der Schaltstange mit Leder bezogen.

Basismodell wog nur 765 Kilogramm

Fox, CL und GT wurden im August 1991 ein letztes Mal überarbeitet und erhielten Versteifungen in den Türen zum Schutz bei Seitenaufprall. Den besonders günstigen Fox (18.090 DM zum Modelljahr 1993) gab es nun mit einer stabilen Kofferraumabdeckung. Der CL bekam ein Dreispeichenlenkrad und bot im Kofferraum eine Halterung für Verbandkasten und Warndreieck. 1994 rollte nach gut 1,7 Millionen Exemplaren der letzte Polo II vom Band.

Klar, nach heutigen Maßstäben bietet der Polo II 86C 2F keine Sicherheit. Dafür bimmelt und piept aber auch nix. Und weil meist auch nix an Ausstattung drin ist (teilweise nicht mal eine Zeituhr), wiegt der Polo auch nix: 765 Kilogramm das Steilheck als Basismodell mit 45 PS, so der Katalog von 1993. Weitere Optionen: 55 oder 75 PS.

Wahlweise gibt es auch ein "Coupé", bei dem es sich mehr um ein Schrägheck handelt. Die "Coupé-SUV" von heute lassen grüßen. Und für konservative Geschmächer den Derby (später Polo Classic oder Polo Stufenheck), den es mit Facelift aber offiziell nicht in Deutschland gab. Fünftürig wurde die zweite Polo-Generation nie angeboten, das schaffte erst der Nachfolger.

VW Polo II Facelift (1990-1994)

VW Polo II Facelift (1990-1994) Zoom

Mit dem oft anzutreffenden Basisbenziner (tatsächlich gab es auch einen Diesel mit 48 PS, der aber so selten ist wie der G40) bedarf es Geduld: 20,5 Sekunden auf Tempo 100. Aber braucht es das im Polo mit H-Kennzeichen? Natürlich nicht. Mehr Auto braucht aber auch niemand für ein bis zwei Stunden Autowandern am Sonntag. Fahren pur mit extrem niedrigen Typklassen bei der Versicherung. Sympathiepunkte obendrauf dank Weißt-Du-noch-Faktor und knuffiger Optik. Speziell in zeitgeistigen 90er-Farben wie Karibikgrün.

Oder vielleicht einen dieser Kleinwagen?

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Die Technik ist solide, jede Dorfwerkstatt wird Ihnen dafür die Füße küssen. Gut, im Fall von Rost eher weniger. Aber der zweite Polo oxidiert einem nicht unterm Hinterteil weg. VW pries einst sogar die wachsgefluteten Hohlräume und die Verzinkung gefährdeter Stellen. Ich bin dann mal weg, nach Polos gucken.

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