• 30.07.2023 10:42

  • von Roland Hildebrandt

Porsche 911 (993): Der letzte luftgekühlte Elfer wird 30

Mit ihm endete eine Ära beim 911: Der 993 war die letzte Generation mit luftgekühltem Boxer im Heck - Das macht ihn heute beliebt und teuer

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt es: Selbsternannte Experten posaunen bei jeder Gelegenheit heraus, dass dieses Auto der "letzte wahre" Mercedes/BMW/Porsche/usw. gewesen sei. Seltsam nur, dass sich diese Aussage erstaunlich oft wieder einmal um eine Generation verschiebt. Zumindest bei diesem Porsche darf man aber schon vom Ende einer Ära reden: Der 911 der Baureihe 993 war der Letzte seiner Art mit luftgekühltem Boxer im Heck. Jetzt wird der 993 30 Jahre alt.

Titel-Bild zur News: Porsche 911 (993, 1993-1998)

Porsche 911 (993, 1993-1998) Zoom

Nicht nur für Liebhaber des Sportwagens aus Zuffenhausen steht deshalb fest: Die vierte Generation des Elfers, der Typ 993, gehört zu den begehrenswertesten Versionen in der Geschichte des Porsche-Klassikers. Deutlich zu sehen an ziemlich deutlichen Preisen ...

Obwohl praktisch nur die Dachlinie unverändert blieb, erfreute das neue Modell ab 1993 die Elfer-Fans mit einer spannenden Interpretation der 911-Design-DNA. Das organische Wechselspiel von konkaven und konvexen Formen, integrierte Stoßfänger und bündig eingelassene Scheiben sowie die weit ausgestellte Heckpartie mit dem angewinkelten Leuchtenband gelten als gelungene Evolution.

Auch die flacheren vorderen Kotflügel, die durch neue Polyellipsoid-Scheinwerfer möglich werden, fanden schnell breite Zustimmung. Technisch unterstrich der Typ 993 seine Ausnahmestellung im Sportwagensegment - zum Beispiel mit dem völlig neu konstruierten Aluminium-LSA-Fahrwerk. Es sollte Leichtbau, Stabilität und Agilität miteinander verbinden, deshalb die Abkürzung.

Die Mehrlenkeraufhängung gilt bis heute als ultimative Entwicklungsstufe der "Weissach"-Hinterachse, die mit ihren selbstlenkenden Eigenschaften Geschichte geschrieben hat. Das Ergebnis: noch mehr Fahrdynamik und nochmals verbesserter Federungskomfort. Auch beim Antrieb setzte die neue Generation Maßstäbe: Der 911 Turbo mit serienmäßigem Allradantrieb nutzte 1995 gleich zwei Kompressoren. Die Ausbeute: 408 PS.

Zugleich überzeugte der 3,6-Liter-Biturbo mit den geringsten Abgasemissionen aller Serienmotoren seiner Zeit. Im Heck des zweiradgetriebenen, auf 100 Exemplare limitierten, 911 GT2 leistete er sogar bis zu 450 PS.


Fotostrecke: Porsche 911 (993, 1993-1998)

Das "normale" luftgekühlte Aggregat im 993 wies ebenfalls 3,6 Liter Hubraum auf: Anfänglich 272 PS stark, leistete der Zweiventiler - erneut mit einer Doppelzündung ausgestattet - ab 1995 bereits 285 PS. Auf Wunsch stellte Porsche eine 300-PS-Variante bereit.

Neu war auch das Schaltgetriebe: Um den nunmehr bis über 270 km/h reichenden Geschwindigkeitsbereich sinnvoll abzudecken, ohne die Kraftentwicklung des Motors durch eine lange Übersetzung zu beschneiden, erhielt es einen sechsten Vorwärtsgang. Zudem ließ es sich nochmals präziser schalten.

Porsche bot den 993 zunächst nur als Coupé und Cabriolet an. Der Targa debütierte erst 1995, dafür aber mit einem neuen (und umstrittenen) Konzept: Statt eines herausnehmbaren Dachteils besitzt er ein großflächiges Glasdach, das elektrisch unter der Heckscheibe abtauchen kann. Hinzu kam eine weitere Karosserievariante als Serienmodell: Der allradgetriebene Carrera 4S - wenig später gefolgt vom Carrera S - kombinierte die breite Karosserie und das Fahrwerk des 911 Turbo. Nur der Heckflügel blieb außen vor.

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Der Sechszylinder-Boxer lieferte einen weiteren Grund, warum der 993 bei Sammlern und Fans dieser Baureihe so hoch im Kurs steht: Mit der vierten Generation des 911 endet 1998 nach 68.881 produzierten Fahrzeugen das Kapitel der luftgekühlten Motoren in dieser einzigartigen Modellgeschichte. Am 31. März 1998 lief der letzte 993 vom Band. Als tragischer historischer Zufall war vier Tage zuvor Ferry Porsche gestorben.

Insgesamt stellte Porsche zwischen 1993 und 1998 exakt 68.881 Exemplare des 993 her. Einige Fahrzeuge, darunter für Jerry Seinfeld, sollen aber noch nach dem 31. März gebaut worden sein.

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