• 03.06.2025 13:20

  • von Roland Hildebrandt

Nissan Micra: Seine Geschichte im Rückblick

Seit 1982 steht der Name Micra bei Nissan für erfolgreiche Kleinwagen: Zur Premiere der neuesten Generation werfen wir einen Blick zurück

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Kürzlich hat Nissan den neuen Micra vorgestellt. Die nunmehr sechste Generation des Kleinwagens ist erstmals ein reines Elektroauto. Seit 1982 hat sich der anfangs noch unter dem Markennamen Datsun verkaufte Micra zum Millionenerfolg entwickelt. Für uns Grund genug, seine lange Geschichte Revue passieren zu lassen.

Titel-Bild zur News: Die Geschichte des Nissan Micra

Nissan Micra (1982-2025) Zoom

Ende der 1970er-Jahre plant Nissan, seine Produktpalette durch die Produktion eines Wagens zu erweitern, der kleiner als der Pulsar/Cherry sein soll, um dem Erfolg des Toyota Starlet etwas entgegenzusetzen. Osamu Ito, ein Ingenieur, der zuvor für Prince gearbeitet hat, wird zum Leiter des Projekts ernannt. Er soll ein sparsames, leicht zu fahrendes und attraktives Auto mit genügend Platz für vier Erwachsene entwickeln.

Nissan beauftragt auch mit Blick auf globale Märkte das renommierte Italdesign-Studio von Giorgetto Giugiaro mit dem Entwurf. Im Oktober 1981 wird in Tokio nach dreijähriger Entwicklungszeit ein funktionsfähiger Prototyp mit dem Namen NX-018 präsentiert.

Gleich nach der Messe startet Nissan eine landesweite Kampagne und bittet die Japaner, dem Auto einen richtigen Namen zu geben. Die Begeisterung ist groß, drei Monate lang gehen Tausende von Vorschlägen ein. Nach eingehender Beratung entscheidet sich man sich für einen prägnanten Namen: March (Marsch wie auch März auf englisch).

Nissan Micra (K10, 1982-1992)

Der erste March (interner Code K10) wird im Oktober 1982 auf dem japanischen Markt als Herausforderer des Honda City, Daihatsu Charade, Suzuki Cultus/Swift und Toyota Starlet eingeführt. In Europa startet er Ende 1982 als Datsun Micra, ab 1984 gibt es ihn nur noch als Nissan. Vermutlich setzt man aufgrund der einheitlichen Aussprache international auf den Namen Micra.

Der 3,78 Meter lange Micra hat einen besonders niedrigen Kraftstoffverbrauch, der durch ein besonders niedriges Gewicht ermöglicht wird: nur 630 kg in der frühen europäischen Version. Das niedrige Gewichtsziel erfordert ein Minimum an Isolierung, was bedeutete, dass die frühen Modelle ziemlich laut sind.


Fotostrecke: Nissan Micra (1982-2025)

Das Karosseriedesign wird angeblich von Giugiaro als Ersatz für den Fiat 127 entworfen, aber Fiat übernimmt dann stattdessen dessen radikaleren Entwurf für den Uno. Auffallend ist bei frühen Versionen des Micra die Ausbuchtung unterhalb des hinteren Kennzeichens, sie erinnert an den frühen "Schwalbenschwanz"-Golf von 1974. Zufall, dass auch der Golf I ursprünglich ein Giugiaro-Entwurf war?

Der Micra ist zunächst mit einem MA10S-SOHC-Motor aus Vollaluminium erhältlich, der Hubraum beträgt 998 ccm. Die Fahrzeuge für den europäischen Markt leisten 54 PS in Verbindung mit der serienmäßigen Fünfgangschaltung, optional ist eine Dreigang-Automatik namens "Nissanmatic" erhältlich.

Nissan Micra (K10, 1982-1992)

Nissan Micra (K10, 1982-1992) Zoom

Das Modell wird im Juni 1985 überarbeitet und ist an einer neu gestalteten Heckklappe und größeren, jetzt dreidimensionaleren Rückleuchten zu erkennen. Auf dem japanischen Markt debütiert zeitgleich der erste Micra Turbo/MA10ET, bei dem Nissan dem kleinen 1,0-Liter-Motor einen Turbolader und eine elektronische Kraftstoffeinspritzung verpasst. Diese Version wird nie in Europa verkauft, dafür wird der Fünftürer in Europa eingeführt. 1989 erfolgt das einzige größere Facelift des Micra mit größeren Stoßfängern.

Zudem gibt es nun 1,2 Liter Hubraum mit 54 PS (60 PS ohne Kat). Außerdem wird die Super S-Ausstattung für den europäischen Markt eingeführt. Sie umfasst einen werkseitigen Karosserie-Kit, Rennsitze und einen Drehzahlmesser und ist nur in den Farben Schwarz, Grau, Weiß und Rot erhältlich.

Nissan Micra (K11, 1992-2002)

3,72 Meter lang, 1,58 Meter breit und 2,36 Meter Radstand: So lauten die Eckdaten der zweiten Micra-Generation. Mit 775 Kilogramm Basisgewicht ist der K11 erneut leicht geraten. Die Optik der zweiten Generation ist so ausgewogen und gefällig, dass sie sich ohne massive Facelifts über zehn Jahre auf dem Markt hält.

Nissan Micra (K11, 1992-2002)

Nissan Micra (K11, 1992-2002) Zoom

Der K11 der zweiten Generation wird im Vereinigten Königreich, in Japan und Taiwan gebaut. In Japan startet er im Januar 1992, in Europa im vierten Quartal des Jahres. Angetrieben wird er von brandneuen 1,0-Liter- (CG10DE) und 1,3-Liter- (CG13DE) DOHC-16-Ventil-Motoren aus Vollaluminium mit 55 PS (40 kW) beziehungsweise 75 PS (55 kW), beide mit ECCS-Kraftstoffeinspritzung (Electronic Concentrated Control System).

Es ist damals eine Sensation: Im Frühjahr 1993 gewinnt der seinerzeit neue Nissan Micra (intern K11 genannt) als erstes japanisches Auto den Titel "Auto des Jahres" in Europa. Dahinter platzieren sich der Fiat Cinquecento und der Renault Safrane. Unverdient ist der Sieg nicht: Der K11-Micra wird für seinen Komfort gelobt, zudem beginnt mit ihm (und dem Renault Clio) der Trend zum höherwertigen Kleinwagen.

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Eine Dieselversion wird später mit einem 1,5-Liter-PSA-Motor (58 PS) ab 1998 in Europa als Micra 1.5 D angeboten. Auf der Tokyo Motor Show 1995 stellt Nissan ein Cabriolet (FHK11) vorgestellt, das jedoch erst im August 1997 in begrenzter Stückzahl für den japanischen Inlandsmarkt (JDM) mit einem elektrischen Verdeck verkauft wird.

Es gibt in Japan auch eine Kombi-Version mit dem Namen March Box (WK11), die im November 1999 vorgestellt wird, mit einer doppelten umklappbaren Rückbank und einem Automatikgetriebe mit Allradantrieb. Ende 1997 wird in Europa eine Facelift-Version eingeführt, die von Ende 1997 bis Anfang 2003 gebaut wird. Ende 2002 folgt der neue, "fischäugige" Micra K12.

Nissan Micra (K12, 2002-2010)

"Sprechen Sie Micra?", heißt es damals in der Werbekampagne zum Start der dritten Generation (K12). Eine originelle Kunstsprache macht aus dem modernen, aber erneut retro-inspiriertem Micra-Design kurz "modtro". "Simpelligent" steht für einfache wie clevere Lösungen, etwa das schlüssellose Zugangssystem. Bis 2010 laufen allein in Europa fast eine Million Micra (K12) vom Band, nur das vom Karosseriespezialisten Karmann realisierte Coupé-Cabrio Micra C+C floppt.

Nissan Micra (K13, 2010-2016) und Micra (K14, 2016-2022)

Ganz anders der vierte Micra (K13), der sich ab 2010 in rund 160 Ländern bestens verkauft. Seine rundlich-freundlichen Formen überzeugen vor allem Frauen. Im französischen Flins, dem ältesten bis heute in Betrieb befindlichen Renault-Werk, entsteht Micra Nummer fünf (K14) - er basiert auf dem Renault Clio. Die Partnerschaft wird beim künftigen Micra fortgesetzt: Er basiert nun auf dem Renault 5 E-Tech Electric.

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