• 25.02.2025 15:21

  • von Roland Hildebrandt

Nissan Primera (P10, 1990-1997): Kennen Sie den noch?

Einst hatte jede japanische Marke eine Baureihe der Mittelklasse im Programm - Vor 35 Jahren beerbte bei Nissan der Primera den Bluebird

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

Titel-Bild zur News: Nissan Primera (P10, 1990-1997)

Nissan Primera (P10, 1990-1997) Zoom

In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Heutzutage gibt es die Mittelklasse im eigentlichen Sinne nicht mehr. Alles ist SUV und/oder Crossover. Doch noch in den 1990er-Jahren hat praktisch jeder große Autohersteller noch eine Mittelklasse-Baureihe im Programm. Häufig als Limousine, Schrägheck und Kombi. Man denke nur an den Ford Mondeo. Auch die japanischen Marken setzen seinerzeit auf dieses Segment, darunter Nissan.

Auf Bluebird folgt Primera

Schon ab 1986 läuft der Bluebird im britischen Nissan-Werk Sunderland vom Band, um Einfuhrzölle zu umgehen. 1990 beerbt ihn der neue Primera, übersetzt aus dem Spanischen "die Erste". Dieser Name ist zu diesem Zeitpunkt nicht neu: Nissan präsentiert das Primera X Concept auf der Tokyo Motor Show 1989 als Teil des Project 901. Das Design war speziell auf europäische Käufer ausgerichtet.

Der 4,40 Meter lange Serien-Primera wird als erstes Modell von Nissan gezielt für den europäischen Markt entwickelt und produziert. Er debütiert im Oktober 1990 auf dem Pariser Autosalon und kommt schon Ende des Monats in Deutschland auf den Markt.


Fotostrecke: Nissan Primera (P10, 1990-1997)

Die Technik des Primera hat man neu entwickelt, wodurch ein sehr gutes Handling erzielt werden kann. Die Vorderachsaufhängung der Primera-Limousine ist eine hybride Konstruktion aus einer Doppelquerlenkerradaufhängung und einem Federbein. Charakteristisch ist der etwas angestellte obere Querlenker, der auch als "third link" bezeichnet wird.

Die Limousinen- und die Kombivarianten sind auf unterschiedlichen Plattformen aufgebaut und haben bis auf den Namen wenig miteinander gemeinsam. Tatsächlich basiert der Traveller (Baureihe W10) auf dem japanischen Nissan Avenir und hat somit auch nicht die gleiche Fahrwerkskonstruktion wie die Limousine. Apropos Limousine: Sie wird in den USA etwas aufgepeppt zum Infiniti G20.

Der Primera in der damaligen Presse

Zur Markteinführung im Oktober 1990 stehen drei verschiedene Benzinmotoren mit einer Leistung zwischen 66 kW und 110 kW sowie ein Dieselmotor ohne Turbolader mit 55 kW zur Auswahl. Die Benziner sind je nach Version mit Vergaser oder Saugrohreinspritzung ausgerüstet, wurden aber alle im Zuge einer Überarbeitung der Motorenpalette im Juni 1993 mit einer Multipoint-Einspritzung versehen.

Der Zweiliter-16V mit 85 kW wird ab April 1991 auch mit Allradantrieb angeboten, allerdings nur in den beiden Limousinen. Als Motorisierung werden von Nissan nur Reihenvierzylinder angeboten. Die Benziner verfügen über 16 Ventile, welche mittels einer Steuerkette über zwei obenliegende Nockenwellen angetrieben werden. Diese Motoren gelten als äußerst robust und Laufleistungen von weit über 300.000 km sind keine Seltenheit.

Cockpit des Nissan Primera (P10, 1990-1997)

Cockpit des Nissan Primera (P10, 1990-1997) Zoom

Der Dieselmotor hat indes nur acht Ventile, die über eine oben liegende Nockenwelle betrieben werden. Die Ventilsteuerung erfolgt durch einen Zahnriemen. 1991 testet der ADAC den Primera 2.0 SLX mit 115 PS zum Preis von 28.595 DM. Und beginnt damit, ob die Form des Primera nicht allzu sehr vom Opel Vectra inspiriert sei. Unabhängig davon lobt man den 470 Liter großen Kofferraum des Stufenhecks. Ebenso die guten Sitze mit zu kurzen Kopfstützen und die Bedienbarkeit.

Der 2,0-Liter-Benziner spricht spontan an, notiert man, drehe willig hoch und liefere gute Fahrleistungen. In Zahlen: 10,5 Sekunden auf 100 km/h, 199 km/h Spitze, Verbrauch 9,6 Liter Super. Kritisiert wird jedoch die mangelnde Präzision der Lenkung. Topmodell ist damals übrigens der Primera 2.0 GT mit 150 PS für 38.745 Mark. Ein schwächerer VW Passat GT 16V 2.0 ist rund 3.000 Mark teurer.

Überarbeitungen für mehr Sicherheit

Bereits im Juni 1993 erhält der Primera eine kleine Überarbeitung, bei der die Sicherheitsausstattung erweitert und die Motoren überarbeitet wurden. Im Januar 1995 bekommen alle Varianten des Primera ein umfangreiches Facelift. Die Sicherheitsausstattung wird weiter verbessert, ein Fahrerairbag ist ab sofort serienmäßig an Bord. Ein zusätzlicher Beifahrerairbag sowie Gurtstraffer sind ebenfalls verfügbar und in höherwertigen Ausstattungen Teil der Serie.

Rennversion des Nissan Primera (P10, 1990-1997)

Rennversion des Nissan Primera (P10, 1990-1997) Zoom

Erkennbar sind die facegelifteten Limousinen-Modelle an einem geänderten Kühlergrill mit Chromeinlagen sowie veränderten, tiefer gezogenen Front- und Heckstoßstangen. Auch den Rückleuchten verpasst man ein moderneres Aussehen in grau-rot und die Tachonadeln sind fortan rot anstelle der bisher weißen. In die Frontschürze sind nun zwei Nebelscheinwerfer integriert. Die letzten Primera-Modelle der Baureihe P10 erfüllen die Abgasnorm Euro 2.

Die Kombiversion erhält eine geänderte Frontschürze, einen anderen Kühlergrill sowie serienmäßiges ABS. Im Juni 1996 wird der Traveller erneut leicht überarbeitet, um ihn als Lückenfüller bis Herbst 1997 zu produzieren. Ein Ablösemodell erscheiont erst nach dem Facelift der nächsten Primera-Generation.

Der erste Nissan Primera mit dem internen Code P10 wird auch im Tourenwagensport eingesetzt, insbesondere in der deutschen STW-Rennserie und der britischen Tourenwagen-Meisterschaft (BTCC), aber auch in der Japanischen Tourenwagen-Meisterschaft (JTCC).

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