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Lancia Omicron (1927-1957): Bus statt Virusvariante
Das Nutzfahrzeug-Modell von Lancia wurde 1927 auf den Markt gebracht und verschwand erst 30 Jahre später von der Bildfläche
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Zu Beginn der Covid-19-Pandemie erinnerten sich viele Autoliebhaber an den Corona, ein braves Modell, das zwischen 1957 und 2001 von Toyota hergestellt wurde. In den 44 Jahren seiner Produktion hat der Wagen nicht weniger als 11 Generationen erlebt.

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Lancia Omicron Autoalveare 1932 Zoom
Jetzt ist es die Omicron-Variante, die den Planeten verseucht. Und gab es nicht auch schon ein Omicron auf Rädern? Tatsächlich gab es in den 1920er-Jahren hierzulande eine kurzlebige Automarke namens Omikron. Fündig wurden wir aber bei Lancia. Das liegt nahe, schließlich hat man dort seine Modelle stets mit griechischen Buchstaben versehen. Und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO setzt auf Delta (vierter Buchstabe im griechischen Alphabet) und Omicron/Omikron (15. Buchstabe).
Die Marke Lancia wurde 1906 von den Rennfahrern Vincenzo Lancia und Claudio Fogolin gegründet. In Turin ansässig, machte man sich schnell einen Namen mit Sport- und Luxuswagen, von denen viele nach Buchstaben des griechischen Alphabets benannt wurden.

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Lancia Lambda - das erste Auto mit selbsttragender Karosserie Zoom
In seiner Blütezeit setzte das Unternehmen auf technologische Innovationen: Es leistete Pionierarbeit bei der Einführung elektrischer Scheinwerfer und elektrischer Anlasser in Europa (beim Modell Theta im Jahr 1913) sowie bei der Monocoque-Struktur und der Einzelradaufhängung vorne (beim legendären Lambda im Jahr 1922), dem Fünfganggetriebe (beim Ardea im Jahr 1948) und den V6-Motoren (beim Aurelia im Jahr 1950).

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Lancia-Vertreter an der Copacabana (1912) Zoom
Die Autos wurden in die ganze Welt exportiert: 1912 - nur sechs Jahre nach der Gründung - hatte Lancia bereits einen Händler im neu gegründeten Stadtteil Copacabana in Rio de Janeiro!

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Lancia baute lange auch Nutzfahrzeuge Zoom
Die Produktion war nicht auf Personenwagen oder Rennwagen beschränkt. Jahrzehntelang stellte Lancia auch Nutzfahrzeuge her. 1915 kam das erste Jota-Fahrgestell für Lastwagen und Busse auf den Markt.

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1927 wurde die Jota-Linie durch das Omicron-Fahrgestell ersetzt Zoom
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre hatte die Jota-Fahrgestellserie (Dijota, Triota, Tetrajota, Pentaiota, Esajota, Eptajota) ausgedient. Es war an der Zeit, ein völlig neues Projekt zu verwirklichen, und der Tradition der Marke folgend sollte das Modell mit einem griechischen Buchstaben getauft werden, eben dem 15. des Alphabets: Omikron. Hier kommen wir nun endlich zu unserem Hauptthema...

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Fratelli Macchi war der wichtigste Buskonstrukteur Zoom
Das Modell Omicron debütierte 1927 in zwei Versionen: dem kurzen C (5,12 m Radstand) und dem langen L (5,92 m). Diese Fahrgestelle konnten mit Karosserien für den Stadt- oder Straßenverkehr ausgestattet werden, die in der Regel von Fratelli Macchi aus Varese geliefert wurden.

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Ein Omicron C urban der ersten von der ATAG bestellten Charge Zoom
Anfänglich war der Omicron mit einem Typ 77-Benzinmotor, einem Reihensechszylinder mit 7069 ccm Hubraum und 92 PS ausgestattet. Die technische und sportliche Kühnheit von Lancia zeigte sich in den Ventilen im Zylinderkopf, die von doppelten obenliegenden Nocken angetrieben wurden - zu einer Zeit, als die meisten Motoren "flache Köpfe" und einfache obenliegende Nocken hatten.

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1932 entstand aus dem Omicron-Fahrgestell der Prototyp des Autoalveare, der zweieinhalb Decks hatte und 45 km/h schnell war Zoom
Die Bremsen an den vier Rädern waren mechanisch, aber schon bald wurden sie durch eine Vakuum-Servounterstützung unterstützt, ein System, das kurz zuvor von dem Belgier Albert Dewandre erfunden worden war. Eine weitere Neuheit für die damalige Zeit war das pneumatische System zum Öffnen und Schließen der Türen.

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Bei den Bus-Versionen gab es sogar Cabriolets Zoom
Die ATAG (Azienda Tranvie e Autobus del Governatorato), Roms staatliches Straßenbahn- und Busunternehmen, war das erste Unternehmen, das eine große Serie des Omicron bestellte, um sein Verkehrsangebot zu erweitern. Doch mit der Wirtschaftskrise von 1929 wurden die durstigen Benzinmotoren von Lancia zu einem Problem.

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1935 waren die Dieselmotoren bereits auf dem Vormarsch Zoom
Vincenzo Lancia wandte sich daraufhin an die deutsche Firma Junkers und erwarb die Rechte zur Herstellung von Zweitakt-Dieselmotoren mit 64 und 95 PS. Die meisten Omicron behielten jedoch die Sechszylinder-Benzinmotoren bei - einige wurden später auf Gasbetrieb umgerüstet.

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Ein Omicron mit Gas-Umbau Zoom
Trotz des hohen Verbrauchs war der Omicron ein Verkaufserfolg, von dem zwischen 1927 und 1936 601 Exemplare hergestellt wurden. Der Clou war seine Ausdauer, und es wird berichtet, dass er mehr als 2 Millionen Kilometer zurückgelegt hat - daher waren einige Fahrgestelle als "Bettbusse" verkleidet, um einen Teil der Wüste Sahara zwischen Algerien und dem ehemaligen französischen Sudan zu durchqueren.

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Nach dem Krieg wurden viele Omicron in Frachtfahrzeuge umgewandelt Zoom
Auf den Straßen Italiens war die Omicron auch während und nach dem Zweiten Weltkrieg unterwegs. Einige während des Krieges beschädigte Busse wurden zu Lastwagen umgebaut. Die letzten Exemplare wurden erst 1957, 30 Jahre nach der Markteinführung des Modells, ausgemustert. Zu diesem Zeitpunkt produzierte Lancia bereits einen viel moderneren Stadtbus, den Esatau. Das Unternehmen stellte bis Anfang der 1970er-Jahre weiterhin Nutzfahrzeuge her. Erst nach der Übernahme durch Fiat 1969 verschwand dieser Zweig langsam.

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Das einzige heute verkaufte Lancia-Modell ist der Ypsilon Zoom
Mit dem 21. Jahrhundert begann der schleichende Abstieg von Lancia. Zwischen 2011 und 2015 wurde der Markenname mit geringem Erfolg für in Europa verkaufte Chrysler-Modelle verwendet. Der einzige Lancia, der derzeit im Programm ist, ist die dritte Generation des Kleinwagens Ypsilon, der in Polen hergestellt wird, seit mehr als zehn Jahren in Produktion ist und nichts anderes ist als ein edler Cousin des Fiat 500.
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Letzten Monat hat Luca Napolitano, der derzeit für Lancia in der Stellantis-Gruppe verantwortlich ist, einen Plan zur Rettung der Marke vorgelegt. Das Projekt umfasst einen Ypsilon der vierten Generation mit Hybrid- oder Elektroantrieb sowie einen Crossover und eine Schräghecklimousine, beide mit Elektroantrieb. Der Schwerpunkt wird auf den Märkten Italien, Frankreich und Deutschland liegen.
Und kurioserweise steht der Name Omicron für eine Werkstatt in Norfolk, England, die sich auf Teile und Wartung für klassische Lancia-Sportwagen spezialisiert hat.


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