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  • 09.06.2023 10:53

  • von Filippo Einaudi

Ford Fiesta (1976-2023): Ein Rückblick zum Abschied

Nach über 15 Millionen gebauten Exemplaren endet bald die Produktion des beliebten Kleinwagens - Ein Rückblick auf die Geschichte des Ford Fiesta

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Zeiten für Kleinwagen werden immer rauher. Und so verabschiedet sich nach fast 50 Jahren eine Legende vom Markt: der Ford Fiesta. Seine Produktion wird nach über 15 Millionen Fahrzeugen eingestellt, um Platz zu schaffen für Elektroautos.

Titel-Bild zur News:

Ford Fiesta 1976-2023 Zoom

Wie bei diversen anderen Kleinwagen war der Fiesta für viele das erste Auto oder Gegenstand vieler Anekdoten, weil die Mutter/Oma/Tante/Lehrerin einen fuhr. Oder Ziel der Sehnsucht, wenn es um die sportlichen XR2- oder ST-Versionen ging.

Zu den Gründen für seinen Erfolg gehörte auch sein Name: einfach, direkt, fröhlich und leicht zu verstehen, wenn nicht genial, so verdient er doch zumindest die Bezeichnung "gut durchdacht". So wie das ganze Projekt. "Fiesta" war übrigens einer von vielen Vorschlägen, darunter sogar "Bambi". Henry Ford II entschied persönlich zugunsten von Fiesta als Hommage an das neue spanische Werk nahe Valencia. Hier lesen Sie die ganze Geschichte zur Namensfindung.

Klein denken

Die Entwicklung eines Kleinwagens scheint trivial zu sein, aber Mitte der 1970er-Jahre steckte die goldene Generation der europäischen Kleinwagen noch in den Kinderschuhen. Als Vorreiter bis 1972 können Autos wie der Fiat 127, Autobianchi A112 und der Renault 5 gelten. 1974 kam nach nur 27 Monaten Entwicklungszeit der Audi 50 auf den Markt, aus dem 1975 der erste VW Polo wurde.

Auch Ford hatte die Zeichen der Ölkrise und die Tendenz der Kundschaft zu kleinen Autos erkant und stampfte mit Milliardenaufwand das Projekt "Bobcat" aus dem Boden, aus dem 1976 der Fiesta wurde. Opel zog übrigens erst 1982 mit dem Corsa A nach.

Erster Punkt auf der Liste des Projekts Bobcat war der Frontantrieb: Es war inzwischen klar, dass dies für Autos dieser Art die beste Wahl war, sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als auch um den Platz im Fahrgastraum auszunutzen. Auf diesem Pfeiler entwarf der Präsident von Ford, Lee Iacocca, die Studie eines Autos mit reduzierten Abmessungen, wirtschaftlich in Bezug auf Anschaffungs- und Betriebskosten, geräumig (im Verhältnis zu den Außenmaßen) und robust.

Ford Fiesta I 1976 - Die Mechanik

Ford Fiesta I 1976 - Die Mechanik Zoom

Das Ergebnis konnte sich 1976 sehen lassen: Der erste Fiesta war 3,57 Meter lang (heute würde sogar der Fiat Panda diese Maße um einige Zentimeter übertreffen), 1,56 Meter breit und 1,36 Meter hoch.

Das Gewicht? Unglaublich leicht: zwischen 730 und 775 kg, je nach Motorisierung. Letztere vorne quer eingebaute Aggregate: vom 1.0 mit 45 PS bis zum 1.1 mit 53 PS, der in den Ausstattungsvarianten Basis, Ghia und S angeboten wurde; letztere als die Sportversion, zu der sich 1977 auch ein 1.3 mit 66 PS gesellte.

Ford Fiesta I 1976

Ford Fiesta I 1976 Zoom

"Made in Turin"-Stil

In vielen großen automobilen Erfolgen steckt eine italienische Note, vor allem im Design, und das ist auch hier der Fall: So trägt der Fiesta die Handschrift des Centro Stile Ghia aus Turin, das den internen "Wettbewerb" unter den Ford-Designzentren in aller Welt gewonnen hatte und auch der luxuriösesten Ausstattung ihren Namen gab.

Für die Produktion des Fiesta wurde hingegen Spanien gewählt, ein Land, das sich inmitten eines wirtschaftlichen Aufschwungs befand und allen, die auf seinem Territorium Produktionskapazitäten (nicht nur im Automobilbereich) aufbauen wollen, goldene Brücken baute. Das Werk in Valencia wurde zum Hauptwerk des Fiesta, der aber auch in Großbritannien und Deutschland montiert wurde.

Die ersten vier Generationen

Der erste Fiesta wurde 1983 von der zweiten Generation abgelöst, aber in Wirklichkeit wäre es korrekter, von einem üppigen Facelift zu sprechen: die Form der Karosserie (mit einer steil abfallenden C-Säule) blieb identisch, ebenso wie die Technik, wenn auch weiterentwickelt und verbessert: Optional ein Fünfgang-Getriebe, später auch das stufenlose CTX und der erste Diesel, ein 1.6 mit 54 PS, der gemeinsam mit Klöckner-Humboldt-Deutz entwickelt worden war.

Fiesta Nummer 3, der 1989 vorgestellt wurde, war dagegen komplett neu: Neu im Desugn, neu in der Technik, erstmals gab es auch einen Fünftürer. Ein Zeichen dafür, dass sich die Zeiten geändert hatten, sind auch die lange Reihe von Sonderausstattungen nach der Markteinführung und technische Innovationen wie die Frontairbags.

Ford Fiesta

Ford Fiesta Zoom

Der Fiesta IV von 1996 war dann wie seinerzeit der II, in der Tat eine umfangreiche Überarbeitung des Vorgängermodells. Er wurde bis 2002 verkauft und verabschiedete sich endgültig von den veralteten Kipphebelmotoren (abgesehen vom 1.300, der 1997 wieder ins Programm aufgenommen wurden), um Platz für die moderneren Aluminium-Zetecs mit doppelter obenliegender Nockenwelle zu machen.

Das neue Jahrtausend

Von der Generation IV bis V änderte Ford die stilistische Ausrichtung, und so wandte sich der Fiesta von runden zu eckigen Formen. Speziell bei der fünfte Generation war die optische Anlehnung an den Focus nicht zu übersehen. Die Länge, die von Generation zu Generation langsam wuchs, näherte der Marke von vier Meter an und blieb mit 3,92 Metern knapp darunter. Die größten technischen Neuerungen waren Common-Rail-Turbodiesel mit 1,4 und 1,6 Litern Hubraum.

Eine weitere Revolution kam 2009 mit dem Fiesta VI, bei dem Ford nach dem ersten Mondeo mal wieder beschloss, Produkte zu vereinheitlichen und universelle Autos für die ganze Welt zu schaffen. Während das Steilheck recht dynamisch wirkte, gab es für andere Teile des Globus sogar eine biedere Stufenheck-Limousine. Neu waren die aufgeladenen Ecoboost-Motoren, die sich viele Auszeichnunge sichern konnten.

Ford Fiesta VI 2009

Ford Fiesta VI 2009 Zoom

Der jetzt in Rente geschickte Fiesta der siebten Generation ist ein Kind seiner Zeit: Er ist erstmals über vier Meter lang, von 4,04 bis 4,07 Meter je nach Ausstattung, und ist dennoch einer der wenigen Kleinwagen, die weiterhin drei- oder fünftürige Karosserien anboten, während fast alle Konkurrenten die erste Option aufgaben. Darüber hinaus ist er leicht, sparsam und verfügt über ausgefeilte Konnektivitätsfunktionen.

Das Motorenangebot reicht vom 1.1-Liter-Saugmotor bis zum 1.0 Ecoboost mit Turbolader und vernachlässigt auch den Diesel nicht, denn er weiht die neue Generation des kleinsten Motors der DV-Serie ein, der zusammen mit PSA produziert wird und den Ford mit bis zu 120 PS Höchstleistung anbietet. Neu war zudem auch die Active-Ausstattung an, die ein wenig an einen SUV erinnert.

Obwohl es unmöglich scheint, dass ein Auto, das sich so gut auf dem Markt hält, in Frage gestellt wird, passierte es doch. Sinkende Verkaufszahlen, die Ausrichtung der Öffentlichkeit auf kleine SUVs sowie der politisch forcierte Zwang zu Elektroautos haben die Kleinwagen in die Enge getrieben und so verkündete Ford im Jahr 2022, dass "der Fiesta am Ende ist" und das Modell im darauffolgenden Jahr ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden wird.

Ford Fiesta VII Active 2018

Ford Fiesta VII Active 2018 Zoom

Die Sportwagen: vom XR2 bis zum ST

An Sportlichkeit mangelte es in fast keiner Generation des Fiesta, und meistens ließ Ford es ordentlich krachen. Der erste "böse" Fiesta stammt aus dem Jahr 1981 und trug die Bezeichnung XR2: Sein 1,6-Motor leistete 82 PS (knapp über 170 km/h Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung von 0-100 km/h in 10,1 Sekunden), während die Optik von runden Nebelscheinwerfern geprägt wurde.

Beim Fiesta II XR2 stieg die Leistung auf 96 PS, aber der große Sprung kam mit dem Fiesta III RS Turbo von 1990: 133 PS und nur 7,9 Sekunden für den Sprint von 0-100 km/h. Es gibt auch den 110 PS starken XR2, aber der eigentliche Star in der Saga der kleinen "Bomben" der 1990er-Jahre ist zweifellos der RS Turbo mit den bedrohlichen vier rechteckigen Nebelscheinwerfern, die unverkennbar an einen Rallye-Wagen erinnern.

Ford Fiesta III RS Turbo 1991

Ford Fiesta III RS Turbo 1991 Zoom

Nach dem RS Turbo legte Ford eine "Abkühlungsphase" ein: kein echter Sport-Fiesta in der vierten Generation. Vermutlich sollte damals der Ford Puma die Lücke füllen. Den Faden des Diskurses nahm erst wieder der Fiesta V in der ST-Version auf: mit einem 2,0-Liter-Saugmotor mit 150 PS und einem knackigen Fahrwerk, das neben Leistung auch einzigartigen Fahrspaß bot.

Spaß und Gefühl sind auch die Stärken des ST auf Basis des Fiesta VI. Diesmal gewinnt aber auch der Motor an "Bedeutung": 1.6 Turbo mit 182 PS und vor allem bis zu 320 Nm Drehmoment, das den Fahrer an seinen Sitz fesselt.


Fotostrecke: Ford Fiesta (1976-2023): Ein Rückblick zum Abschied

So geht es bei Ford ohne Fiesta weiter:

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Der Fiesta ST gibt sein Bestes in den Kurven, dank eines seltenen Gleichgewichts zwischen der Reaktionsfähigkeit der Lenkung, der Fähigkeit, mit dem Fahrer zu "kommunizieren" und dem Vergnügen des Übersteuerns.

Die letzte ST-Generation, angetrieben von einem 200 PS starken EcoBoost-Dreizylinder, lieferte das finale Freudenfeuer. Im Nachhinein betrachtet ein schöner Abschied. Wir werden Dich vermissen, Fiesta!

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