• 28.09.2022 14:00

  • von Filippo Einaudi, Übersetzung: Roland Hildebrandt

Fiat 500 Topolino: Der einfachste Motor, den es je gab

Der erste Fiat 500, bekannt als "Topolino" von 1936, hatte einen Vierzylindermotor mit 565 ccm ohne Kraftstoffpumpe und Kühlsystem

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Wenn die Wände des Mirafiori-Gebäudes und aller anderen Fiat-Hauptquartiere und -Büros sprechen könnten, hätten sie sicherlich Anekdoten über die Hintergründe der Konstruktion der berühmtesten Autos der Turiner Marke zu erzählen und darüber, wie sich die Ingenieure den Kopf zerbrachen, um die Anforderungen zu erfüllen, vor allem im Hinblick auf die Kosten.

Titel-Bild zur News: Fiat 500 Topolino (1936-1955)

Fiat 500 Topolino (1936-1955) Zoom

Eine dieser Geschichten, vielleicht die berühmteste, die noch heute erzählt wird, betrifft den ersten Kleinwagen der Marke und das erste "moderne" Auto. Die Rede ist vom ersten Fiat 500, der 1936 geboren wurde und aufgrund seiner Micky-Maus-Scheinwerfer den Spitznamen "Topolino" trug. Ein wahres Juwel der Einfachheit, das mit dem Motor begann.

Wenig Aufwand, großer Ertrag

Das Bedürfnis nach einem kleinen, preiswerten und weit verbreiteten Auto machte sich in den Fiat-Büros Anfang der 1930er-Jahre bemerkbar, laut verschiedenen Quellen auf direktes Drängen von Diktator Benito Mussolini, der die Motorisierung des Landes beschleunigen wollte, so wie es Hitler wenig später in Deutschland tun würde, indem er Ferdinand Porsche dazu drängte, den zukünftigen Volkswagen zu entwerfen.

Die Aufgabe fiel schließlich dem vielversprechenden jungen Ingenieur Dante Giacosa zu, dem einige Elemente vorgegeben wurden, vor allem ein Endpreis, der damals 5.000 Lire nicht überschreiten sollte (was er allerdings tat, und zwar um einiges).

Giacosa entwarf einen Wagen, der sich durch die Einfachheit vieler Lösungen auszeichnete, vom Fahrgestell mit zwei gelochten Längsträgern über die Hinterradaufhängung mit einer halben Blattfeder, die aus den Längsträgern selbst herauskam (später durch eine konventionellere Vollblattfeder ersetzt), bis hin zur Karosserie. Aber was wirklich überragend war, war der Motor.

Natürliche Bewegungen

Um die Kosten so weit wie möglich zu senken, verzichtete Giacosa auf alle Teile, die durch so genannte "natürliche" Bewegungen ersetzt werden konnten: So entwarf er einen Motor mit Spritzschmierung (die Kurbelwelle und andere Vorrichtungen schmierten sich selbst durch ihre eigene Bewegung) und einer sehr einfachen Ölpumpe, während die für den Kühl- und Kraftstoffkreislauf völlig fehlten.

Ihre Funktion wurde durch die sorgfältige Positionierung der Komponenten gewährleistet, in diesem Fall des Kühlers und des Tanks, die beide über dem Motor angebracht waren: Der Kühler nutzte die Tendenz des heißen Wassers, zu ihm aufzusteigen, wo es durch einen Ventilator mit nur vier um 180 Grad gedrehten Schaufeln gekühlt wurde, sodass er die vom Kühlergrill kommende Luft nur ein wenig anschieben musste.


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Die Kraftstoffzufuhr erfolgte stattdessen durch Schwerkraft über einen Hahn, der von innen geschlossen werden konnte, da sich der kleine 21-Liter-Tank unmittelbar hinter dem Armaturenbrett befand.

Eine Konstruktion für fast 20 Jahre

Das Triebwerk des Topolino war schließlich ein Vierzylinder mit einem Hubraum von etwas mehr als einem halben Liter (569 Kubikzentimeter, mit einer Bohrung und einem Hub von 52 x 64 mm), seitlichen Ventilen, die über Stangen und Kipphebel von einer Nockenwelle im Kurbelgehäuse bewegt wurden, und einem einzelnen 22-mm-Solex-Horizontalvergaser.

Die Leistung von nur 13 PS und das Drehmoment von rund 32 Nm reichten jedoch aus, um ein 3,2 Meter langes und nur etwas mehr als eine halbe Tonne schweres Auto auf knapp über 80 km/h zu bringen, was bei einem Durchschnittsverbrauch von 6 Liter auf 100 km ein sehr gutes Ergebnis war.

Die Produktion des Fiat 500 "Topolino" wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zehn Jahre lang fortgesetzt und umfasste drei Serien (ab 1948 mit integrierten Scheinwerfern) sowie die berühmten und beliebten Familien- und Nutzfahrzeug-Derivate (Giardiniera und Furgoncino) mit insgesamt über einer halben Million Einheiten.

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Der Name 500 und die extreme Sparsamkeit wurden jedoch nur zwei Jahre später im noch viel berühmteren "Nuova 500" wiederbelebt, der ebenfalls von Giacosa entworfen wurde, aber diesmal mit einem luftgekühlten hinteren Zweizylindermotor im Heck, der ebenfalls legendär wurde.

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