• 23.03.2022 13:27

  • von Roland Hildebrandt

Alfa Romeo 155 (1992-1998): Klassiker der Zukunft?

Ein Fiat Tempra mit Alfa-Romeo-Logo: Der 155 war vor 30 Jahren ein Resultat konzerninterner Kostenersparnis - Einzig in der DTM konnte er punkten

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Titel-Bild zur News: Alfa Romeo 155

Alfa Romeo 155 (1992-1998) Zoom

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Die Alfa-Romeo-Modelle in den ersten Jahren nach der Übernahme durch Fiat haben es bei den Fans nicht einfach. Front- statt Hinterradantrieb, langweilige Fiat-Technik und auch beim Design kaum optische Höhepunkte. Bestes Beispiel dafür ist der vor 30 Jahren erschienene Alfa 155.

Zwischen den Stühlen

Unter der extrem kantigen Form mit hohem Hintern im Stil der 1977er-Alfetta (aber großer Heckklappe) verbarg sich die Plattform des ersten Fiat Tipo. Respektive dessen Stufenheck-Version Tempra, des Lancia Dedra und unzähliger Fiat-Modelle, die in den 1990er-Jahren noch kommen sollten. Federführend beim 155-Design war übrigens Ercole Spada, der bereits an älteren Alfas, aber auch am BMW 5er (E34) mitgewirkt hatte.

Dennoch steht der 155 bis heute bei den Alfisti zwischen den Stühlen: Der Vorgänger 75 mit Hinterradantrieb begeisterte technisch, der Nachfolger 156 optisch. Im Vergleich zum Alfa 75 bietet der Alfa 155 innen aber deutlich mehr Platz; ein Verdienst der um zehn Zentimeter gewachsenen Außenlänge und des drei Zentimeter größeren Radstandes, aber auch der Quermotoren.


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Im Januar 1992 kam der Alfa 155 mit zwei Vierzylinder-Twin-Spark-Motoren (1,8 Liter mit 129 PS und 2,0 Liter mit 144 PS) sowie einem 2,5-Liter-Sechszylinder mit 165 PS auf den Markt. Der im Herbst 1992 eingeführte 155 Q4 erhielt permanenten Allradantrieb, drei Differenziale und einen 2,0-Liter-16V-Vierzylinder-Turbomotor mit 190 PS. Dieses Aggregat und die Technik waren vom Lancia Delta Integrale abgeleitet worden.

Kombiversion des 155 nie erschienen

Ab April 1993 gab es wahlweise auch einen kleineren Twin-Spark-Motor mit 1,7 Liter Hubraum und 85 kW (116 PS) oder zwei Turbodiesel mit 90 und 125 PS, zudem wurde die passive Sicherheit erhöht.

1994 wurde Franco Sbarro beauftragt, eine Kombiversion des 155 zu entwerfen. Der "Sport Wagon" basierte auf der Q4-Version, die mit einem Zender-Karosseriekit ausgestattet wurde. Das auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellte Auto kam nicht über das Stadium eines Konzeptfahrzeugs hinaus.

Nach drei Jahren wurde im März 1995 eine leichte Modellpflege mit breiteren Kotflügeln und einer modifizierten Front durchgeführt. Neu war auch ein 2,0-Liter-16V-Twin-Spark mit verstellbarer Einlassnockenwelle und 150 PS.

Das Interieur wurde im Mai 1996 modifiziert und die 1,7-l- und 1,8-l-Motoren durch Vierventilmotoren mit 1,6 oder 1,8 Litern Hubraum plus Doppelzündung ersetzt, die 88 kW (120 PS, 1,6 Liter) und 103 kW (140 PS, 1.8 Liter) leisteten. Der 2,5-l-V6 wurde ersatzlos gestrichen. Zu diesem Zeitpunkt kostete die Einstiegsversion des 155 in Deutschland 34.100 DM, das Topmodell Q4 notierte bei 56.600 Mark.

Der ADAC urteilte seinerzeit über den 155 2.0 TS Super mit 150 PS Leistung: "Kerniger Auspuffsound", das vibrationsarm laufende Vierzylinder-Triebwerk sei ein "technisches Kleinod". Exakt neun Sekunden auf 100 km/h seien angesichts von über 1,3 Tonnen Leergewicht nicht schlecht. Das Platzangebot und das Fahrverhalten lobten die Tester, Abzüge bekam das auf unebener Straße "etwas unwirsch" reagierende Fahrwerk.

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Im September 1997 wurde der Nachfolger 156 auf den Markt gebracht. Die Produktion des 155 endete Anfang 1998 nach 195.526 gebauten Exemplaren. Italien-Urlauber sahen den 155 bisweilen unfreiwillig im Staatsdienst: die "Polizia" verfügte über insgesamt 5.500 Exemplare. Deutsche Gebrauchtwagenbörsen listen 2022 exakt neun (!) 155 auf, billig ist keiner mehr von Ihnen.

Legendär wurde der 155 indes im Motorsport: 1993 holte Nicola Larini auf Anhieb den Titel in der DTM, obgleich dieser Wagen natürlich nicht mehr viel mit dem Serien-155 zu tun hatte. Dennoch bleiben den Fans aus den 1990er-Jahren berühmte Duelle mit Opel Calibra und Mercedes C-Klasse in Erinnerung.

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