• 12.12.2024 11:09

  • von Roland Hildebrandt

Alfa Romeo 145/146 (1994-2000): Ein Fall für Fans?

Sein Design gefiel nicht jedem, doch jetzt feiert der Alfa Romeo 145 seinen 30. Geburtstag: Wir blicken zurück, auch auf das Stufenheck namens 146

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Kompakte Modelle von Alfa Romeo schwanken zwischen Himmel und Hölle: Mit dem Alfasud begründet die Marke 1971 die Golf-Klasse, doch das moderne Modell rostet im Zeitraffer. Es folgen der unselige Arna und der beliebte 33. Vor 30 Jahren erscheint dessen Nachfolger. Genauer gesagt, sogar zwei Nachfolger.

Titel-Bild zur News: Alfa Romeo 145

Alfa Romeo 145 Zoom

Der Alfa Romeo 145 (Typ 930A) und der 146 (Typ 930B) sind zwischen 4,06 und 4,23 Meter lang und werden zwischen 1994 und 2000 von dem italienischen Automobilhersteller angeboten. Der 145 ist eine dreitürige Schräghecklimousine, der 146 eine fünftürige Limousine mit angedeutetem Stufenheck. Den Kombi des 33 ersetzt Alfa hingegen nicht, er entfällt.

Ein flottes Doppel

Die Entwicklung des Tipo 930, der den in die Jahre gekommenen 33 auf dem umkämpften Markt der Kompaktklasse ersetzen soll, startet 1990. Der erste Spross des Projekts, der dreitürige 145, wird im April 1994 auf dem Turiner Autosalon und im Juli auf dem Pariser Autosalon vorgestellt. Eine gleichzeitige Markteinführung in Europa ist für den 9. September geplant, wird aber auf Oktober verschoben.

Im April 1992 beginnen die Arbeiten an einem zweiten Wagen, dem 146 oder Tipo 930B, der vom 145 abgeleitet ist und neben diesem verkauft werden soll. Der 146 wird im November 1994 auf dem Autosalon in Bologna vorgestellt und kommt im Mai 1995 in den Handel.

Der Karosserieentwurf des 145 geht auf Ermanno Cressoni zurück, den langjährigen Alfa Romeo-Designchef, der nach der Übernahme von Alfa Romeo durch Fiat dort Leiter des Centro Stile wird. Cressoni zeichnet bereits verantwortlich für die Gestaltung von Fahrzeugen wie der Alfetta Limousine, der Transaxle Giulietta, des ersten Alfa Romeo 33 und des Alfa 75.

Alfa Romeo 146

Alfa Romeo 146 Zoom

Nun kann Cressoni mit dem 145 endlich ein Fahrzeug mit einer Stufe in der Unterkante des Türfensters entwerfen. Dieses Merkmal wünscht sich Cressoni bereits für den Fiat Cinquecento, wo es allerdings aus Kostengründen nicht realisiert wird.

Eigentlich ein Lancia-Entwurf

Ursprünglich ist die Karosserie des 145 ein Entwurf für den Lancia Delta und hat große Ähnlichkeit mit der des Alfa Romeo 146 mit einem kurzen Stufenheck. Bei Windkanalversuchen setzt man auf den Kofferraumdeckel einen Styroporklotz auf und realisiert so ein Steilheck, das sehr gute aerodynamische Werte erreicht.

Als der Vorstand dieses Modell zu Gesicht bekommt, beschließt dieser, dass das Design weniger zu einem Lancia, sondern mehr zu einem Alfa Romeo passt. Daraufhin wird die Frontpartie in die bekannte Form gebracht und es gibt markentypische Detaillösungen.

Fiat-Tipo-Basis, aber Boxermotoren

Der Alfa Romeo 145 und der 146 basieren auf der Bodengruppe des ersten Fiat Tipo. Diese wird aufwendig modifiziert, um die Verwendung der längs eingebauten Boxermotoren von Alfa Romeo zu ermöglichen. Dadurch macht der Alfa Romeo 145 auch die Modifikationen mit, die der Fiat Tipo im Lauf seiner Modellkarriere erfuhr. Die 145er- und 146er-Modelle sind teilverzinkt und dadurch recht gut gegen Rost geschützt.


Fotostrecke: Alfa Romeo 145 und 146 (1994-2001)

Zunächst gibt es den 145 mit den bereits aus dem Alfasud sowie dem 33 bekannten Ottomotoren, Boxer mit 8 Ventilen mit 1,4 (66 kW/90 PS) beziehungsweise 1,6 Liter Hubraum (76 kW/103 PS) sowie 1,7 Liter Hubraum und 16 Ventilen (95 kW/129 PS). Weiterhin ist ein turbogeladener Dieselmotor mit 2,0 Liter Hubraum und einer maximalen Leistung von 66 kW (90 PS) im Angebot. Basispreis für den 1400er in Deutschland: knapp 24.000 Mark.

Äußerlich ist die erste Serie durch ein ovales Endrohr der Abgasanlage, nahezu ebene Radzierblenden mit eingeprägtem Alfa Romeo-Logo sowie an Scheibenwischern mit bis an die Wischblätter reichenden Kunststoffverkleidungen zu erkennen. Im Innenraum dominiert ein grauer Armaturenträger mit rechteckigen Lüftungsdüsen das Bild.

Spitzenmodell mit Kleeblatt

Im September 1995 wird der Alfa Romeo 145 Quadrifoglio Verde auf der 56. IAA als Topmodell der Baureihe vorgestellt. Unterschiede zu den anderen Modellen der Baureihe sind die Seitenschweller mit grünem Quadrifoglio-Emblem, die Leichtmetallräder, sportliche Sitze, geänderte Instrumente, ein Lederlenkrad mit rot abgesetzten Nähten und ein speziell straffer abgestimmtes Sportfahrwerk. Als Motor kommt der erste TwinSpark-Motor zum Einsatz: Ein Zweiliter-Reihenvierzylindermotor mit Doppelzündung und 110 kW (150 PS) maximaler Leistung.

Mit der Überarbeitung im Dezember 1996 wird die Motorenpalette von den Boxer- auf Reihenvierzylindermotoren mit Doppelzündung umgestellt, da die Boxermotoren aufgrund des merklich höheren Fahrzeuggewichts nicht die gewünschten Leistungs- und Kraftstoffverbrauchswerte erzielen. Erhältlich sind vier Benziner von 1,4 bis 2,0 Liter Hubraum und 16 Ventilen sowie weiterhin der Dieselmotor mit Turboaufladung.

Alfa Romeo 145 1.6 Twin-Spark

Alfa Romeo 145 1.6 Twin-Spark Zoom

Äußerliche Modifikationen an der Karosserie werden nicht vorgenommen. Im Innenraum zeigen sich die Fahrzeuge aber stärker verändert: Eine zweifarbige Mittelkonsole mit neu gestalteten Reglern für die Belüftung sowie runde Lüftungsdüsen, das Lenkrad ist mit einem aufgesetzten farbigen Alfa Romeo-Logo bestückt.

Weiterhin wird ein von links nach rechts verlaufendes Stoffband, passend zur gewählten Farbe der Innenausstattung, am Armaturenträger integriert, welches den Innenraum weiter aufwertet. Das gesamte Armaturenbrett schäumt man besser aus, um die Knarz- und Klappergeräusche weiter zu reduzieren.

Unter dem Blech wird der Alfa Romeo 145 parallel zum Fiat Tipo erheblich modifiziert, um die Unfallsicherheit zu verbessern. Der Fiat Tipo erzielt damals beim neu eingeführten NCAP-Crashtest ein verheerendes Ergebnis, weswegen die Frontpartie der Bodengruppe wesentlich verstärkt wird, um ein besseres Crashverhalten zu erzielen. Alle auf dem Fiat basierenden Fahrzeuge erhalten diese Änderungen ebenfalls, so auch der Alfa Romeo 145. Dadurch steigt das Leergewicht der Fahrzeuge erheblich an.

Im Oktober 1998 erfolgt ein erneutes Facelift. Äußerliche Modifikationen betreffen insbesondere die Stoßfänger, welche mit eingesetzten Stoßleisten und einer rundlicheren Optik ausgestattet sind. Zudem sind die Stoßfänger nun bis auf eine schmale Stoßleiste vollständig in Wagenfarbe lackiert. Die Radzierblenden erhalten ein farbiges Alfa Romeo-Logo.

Der 145 im Test

Und was sagt die Presse? "Schönheit mit kleinen Fehlern" urteilt der ADAC im Jahr 1995 zum 145. Lob gibt es für das Platzangebot vorne und die Funktionalität, auch der 305 bis 735 Liter fassende Kofferraum wird gelobt. Kritik sammeln die hakelige Schaltung und das aus Sicht der Tester zu lang übersetzte Getriebe. Als "behäbig und zäh" beurteilt man die Boxermotoren mit 1,4 und 1,6 Liter Hubraum im 1.147 Kilogramm schweren Alfa.

Das markante Heck des Alfa Romeo 145

Das markante Heck des Alfa Romeo 145 Zoom

Und was sagt unser Kollege Stefan Wagner? Sein erstes Auto war nämlich ein 145: "Eigentlich waren es die ersten drei, haha. Jeweils die Quadrifoglio-Variante Baujahr 1999 oder 2000, also nach dem größeren Facelift. Da kam der Zweiliter-Motor dann auf 155 PS bei bescheidenen 187 Nm Drehmoment. Der Motor war fantastisch, brauchte aber natürlich Drehzahl ohne Ende. Zudem hakelte die Schaltung mit dem ellenlangen Schalthebel.

Fahrwerk und Handling waren sicher nicht berühmt, gingen aber schon irgendwie in Ordnung. Unvergessen: Die viel zu hohe Sitzposition und die winzigen, sehr eng stehenden Pedale. Die Verarbeitungs- und Materialqualität war gerade nach dem Facelift deutlich besser als man denken würde. Das Design erweist sich auch heute noch als sehr gelungen und relativ zeitlos. Inzwischen sind Alfa 145 und 146 aber leider weitgehend aus dem Straßenbild und den Gebrauchtwagenbörsen verschwunden."

Die Produktion des 145 endet im Dezember 2000. Insgesamt baut Alfa Romeo 221.037 Einheiten des 145 und 233.295 Exemplare des 146.

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