Adorf appelliert im Nürburgring-Streit: Macht es wie beim Permit!

Dirk Adorf von der Fahrer-AG der ILN appelliert an die Parteien im Nürburgring-Streit: Vernünftige Menschen setzen sich an einen Tisch und finden Lösungen

(Motorsport-Total.com) - Die verfahrene Situation am Nürburgring überschattet ein wenig die Einigung im schwelenden Konflikt um das Nordschleifen-Permit des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB). Dirk Adorf, Mitglied der Fahrer-AG in der Teamvereinigung Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN), nutzt die erzielte Einigung nun für einen direkten Appell an die verfeindeten Parteien im NLS-NES-Streit.

Titel-Bild zur News: Dirk Adorf appelliert an die Vernunft im Nürburgring-Machtkampf

Dirk Adorf appelliert an die Vernunft im Nürburgring-Machtkampf Zoom

"Es gibt viel Negatives am Nürburgring, aber auch Positives. Und zwar ist es das Thema Permit. Ich glaube, daraus können einige auch bezüglich der gesamten Situation rund um das Thema Langstrecke am Nürburgring lernen", sagt der BMW-Entwicklungsfahrer und TV-Experte.

"Beim Permit war es so, dass sich verschiedene Parteien, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung waren, sich an einen Tisch gesetzt und zusammen eine Lösung gefunden haben. Und vielleicht ist das ja ein Zeichen für alle, die momentan gar nicht miteinander reden."

"Und da sind wir beim Thema Nürburgring, was ja so eine verfahrene Situation ist. Das ist jetzt meine Bitte: Setzt euch an einen Tisch, redet vernünftig miteinander. Ich weiß, dass eine NLS/VLN offen ist, es gibt eine NES, da wissen wir gar nichts, und es gibt einen Nürburgring, der momentan nicht reden will."

"Setzt euch alle zusammen. Das ist meine große Bitte. Ich glaube, vernünftige Menschen können sich an einen Tisch setzen und vernünftige Lösungen finden." Der Machtkampf am Nürburgring wird momentan auf dem Rücken der Teilnehmer ohne Rücksicht auf Verluste ausgetragen.

So kam es zur Permit-Einigung

Die Einigung beim Permit war zurückgegangen auf Schwächen im System des Erwerbs des "Nordschleifen-Führerscheins". Die Voraussetzungen waren teilweise so hoch, dass Fahrer weit mehr als die zwei erforderlichen Rennen gebraucht haben, um das geforderte Ergebnis einzufahren. Gerade internationale Starter hat das abgeschreckt, weil sie oftmals keine Planbarkeit hatten.

"Die [Grund-] Idee [für das Permit] war, bevor man mit einem schnellen Fahrzeug auf die Nürburgring-Nordschleife geht, Erfahrung auf einem kleineren Fahrzeug zu sammeln. Um Verständnis für diejenigen zu bekommen, die mit einem kleineren Auto im gleichen Rennen fahren."

"Das Multi-Class-Racing ist eine der Besonderheiten am Nürburgring, dazu gibt es die Code 60 und Code 120 anstelle von Safety-Cars. Um da mehr Sicherheit reinzubekommen, gab es das Permit", so Adorf. Dieses wurde zur Saison 2015 eingeführt.


Fotostrecke: Streit um Langstreckensport am Nürburgring: Die Gemengelage erklärt

"Allerdings waren die Hürden recht hoch, um ein Permit A zu bekommen, das einen für die ganz schnellen Fahrzeuge berechtigt. Da musstest du zwei Rennen fahren - vorher waren es sogar noch mehr - und eine bestimmte Rundenzahl auf dem Fahrzeug fahren, und du musstest Ergebnisse abliefern."

Das gestaltete sich aber teilweise als deutlich schwieriger als gedacht: "Man muss wissen, dass diese Jungs und Mädels in den vermeintlich kleineren Klassen es herzerfrischend fliegen lassen - gerade in Klassen, in denen es um den Titel geht. Da holst du dir selbst als Profi, der sonst in GT3-Fahrzeugen unterwegs ist, mal schnell eine Packung ab. Du musstest aber ein Ergebnis abliefern. Das war gar nicht so einfach."

Fairness wichtiger als Tempo

Deshalb wurden die Hürden nun gesenkt. 14 statt 18 Runden, keine Sportstrafen statt festem Ergebniszwang. "Man ist von den reinen Ergebnissen weggegangen, weil es viel wichtiger ist, dass keine [gefährlichen] Fehler gemacht werden", erklärt Adorf und zieht eine Parallele zum Fußball.

"Keine Verstöße bei einer Code 60, Code 120, keine Gelbverstöße, [generell] keinerlei Strafen einzufahren ist deutlich wichtiger, als auf Zeitenjagd zu gehen. Denn jeder hat eine Berechtigung, Letzter zu werden. Natürlich hat jeder eine Berechtigung, zu gewinnen, aber einer muss eben auch Letzter werden. Und wenn du einen sicheren Job ablieferst, dann sollst du es machen dürfen."

"Du kannst ja auch Fußball spielen [ohne übermäßig talentiert zu sein]. Solange du nicht der Beste bist, aber keine bösen Fouls begehst, ist es dein gutes Recht, eben kein guter Fußballer zu sein. Du darfst trotzdem Fußball spielen. Dafür haben wir uns als Fahrer-AG eingesetzt."

DMSB-Permit 2024

Die neue Struktur für das DMSB-Permit A Zoom

Und so setzten sich der ADAC Nordrhein, die VLN, die Fahrer-AG als Teil der ILN und der Deutsche Sportfahrer Kreis (DSK) zusammen, um anschließend mit dem DMSB zu sprechen. "So haben wir es geschafft, jetzt eine neue Regelung zu finden. Wir haben uns alle zusammengesetzt und im Sinne der Kunden entschieden, die dort ihren Sport betreiben."

Ob die Message im Machtkampf wirklich Gehör findet, bleibt abzuwarten. Ein ähnlicher Appell von Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder wurde im September 2023 von allen Beteiligten überhört.