• 03.04.2008 12:07

Herbert: "Speedcar hat alles, was ich liebe"

Johnny Herbert ist einer von vielen prominenten Piloten in der neuen Speedcar-Serie. Im Interview erklärt er seine neue 620-PS-Liebe

(Motorsport-Total.com) - Auf der Rennstrecke tobt ein Zweikampf um den Sieg. Zunächst kann Jean Alesi in Führung gehen, doch nach wenigen Runden zieht Johnny Herbert geschickt vorbei. In einem harten Duell um die Spitze fällt die Entscheidung erst in der allerletzten Kurve - zugunsten des Franzosen. Was zunächst wie ein Traumhafter Zweikampf der Formel-1-Geschichte klingt, ist aktuelle Realität. In der neuen Speedcar-Serie treffen sich prominente Formel-1-Rentner, schenken sich auf der Strecke nichts und geben das, was sie am liebsten geben: Vollgas!

Titel-Bild zur News: Johnny Herbert

Viel PS, viel Lärm, viel Lackaustausch: die Speedcar-Serie ist großes Spektakel

Die neue Serie hat sich schon zur Halbzeit der allerersten Saison zum neuen spannenden Spektakel entwickelt. Neben Alesi und Herbert sind von Beginn an auch weitere ehemalige Formel-1-Größen wie Stefan Johansson vertreten. Bei den kommenden zwei Läufen in Bahrain kommt erneut Prominenz hinzu. Auch Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen werden erstmals dabei sein. Im Interview beschreibt Johnny Herbert, was die Faszination der Speedcar-Serie ausmacht.#w1#

Das Duell Alesi gegen Herbert

Frage: "Johnny, warst du mit deinem Podiumsplatz in Sepang zufrieden?"
Johnny Herbert: "Nein, weil ich verloren habe (lacht). In den ersten Runden war ich genauso schnell wie Jean Alesi. Später war ich dann auf der Bremse ein bisschen besser und hatte eine gute Balance im Auto. Ich konnte schon bei meinem ersten Überholversuch vorbeiziehen und anschließend einen kleinen Vorsprung herausfahren. Allerdings kam Jean in den letzten drei Runden wieder ganz nah und konnte wieder die Führung übernehmen."

"Wir hatten einen schönen, sauberen Kampf." Johnny Herbert

"Wir hatten einen schönen, sauberen Kampf. Ich wollte dann in der allerletzten Kurve wieder an ihm vorbeiziehen, aber ich habe sein Auto berührt. Ich hätte mich sicher vorbeipressen können, aber ich wollte nicht auf eine solche Art und Weise gewinnen. Wenn mein Manöver sauber gelaufen wäre, hätte es wahrscheinlich per Zielfoto entschieden werden müssen."

Frage: "Die Speedcar-Serie findet jetzt zum zweiten mal im Rahmen der Formel 1 statt. Interessierst du dich nach wie vor für die Königsklasse?"
Herbert: "Ja klar, wie jeder andere auch. Es war eine Zeit lang nicht ganz so interessant, als Ferrari und Michael Schumacher so sehr dominiert haben. Jetzt ist es wieder offener. Wir hatten im vergangenen Jahr einen wunderbaren Kampf um den Titel mit Lewis, Kimi und Fernando. Viele Leute dachten, dass Lewis den Titel holen würde, aber letztlich ging er an Kimi. Das ist gut, weil er es verdiente. Neuerdings gibt es ja nicht nur Ferrari und McLaren, sondern auch BMW ist ein echter Kandidat und auch Williams ist wieder stark wie immer. Ich finde es auch richtig klasse, diese jungen Leute wie Sebastian Vettel zu sehen, die neu dazu kommen und gleich ordentlich mitmischen."

Formel 1 wieder mit Spannung

Frage: "Würdest du gern einen aktuellen Formel-1-Wagen fahren?"
Herbert: "Ja klar. Ich würde wirklich gerne mal ein Formel-1-Auto des Jahrgangs 2008 bewegen. Es ist toll, dass die Fahrhilfen verbannt wurden. Die Formel 1 wird immer ein hoch technisierter Sport bleiben, aber die Elektronik war in den vergangenen Jahren zu wichtig geworden. Dank der Traktionskontrolle waren Fahrfehler so gut wie ausgeschlossen. Die neuen Regelen bringen die Fahrerstärken wieder mehr hervor und da kann doch niemand behaupten, das sei schlecht."

"In den Autos ist das Motormanagement das einzige, was von der Elektronik geregelt wird." Johnny Herbert

Frage: "Also gefällt dir die Speedcar-Serie als ursprünglicher Motorsport?"
Herbert: "Ja, da gibt es all das, was ich so liebe. Es ist wie eine Rückkehr zu den Grundlagen des Motorsports. In unseren Autos ist das Motorenmanagement das einzige, was von der Elektronik geregelt wird. Der Rest ist komplett mechanisch. Das Auto ist nicht so einfach zu fahren und das macht die Rennen ja so interessant. Selbst wenn du zu 100 Prozent konzentriert bist, ist es nahezu unmöglich, ein ganzes Rennen komplett fehlerfrei zu fahren."

Frage: "Was ist dein Lieblingsrennauto?"
Herbert: "Ich habe meinen Lotus-Ford von 1992 geliebt. In dieser Zeit hatten wir mit den riesigen Flügeln jede Menge aerodynamischen Grip und flache Unterböden. Mit den breiten Slicks und dem 800 PS starken Motor konntest du schön aggressiv fahren. Auch in engen Ecken."

Le Mans 2008 ohne Herbert

"Ich würde gern mal wieder den Le-Mans-Gesamtsieg holen." Johnny Herbert

Frage: "Du hast 1991 das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewonnen. Wirst du dieses legendäre Rennen noch einmal fahren?"
Herbert: "Leider nicht im Jahr 2008. Im vergangenen Jahr hatte ich eine schöne Zeit mit Aston Martin, aber ich würde gern mal wieder den Gesamtsieg holen. Dafür musst du aber in einem Dieselfahrzeug sitzen und dann beschränkt sich die Auswahl zur Zeit auf Audi und Peugeot. Dort sind alle Plätze besetzt, also muss ich auf eine gute Gelegenheit warten."

Frage: "Die Speedcar-Serie ist sehr volksnah. Wie findest du den direkten Kontakt zu den Fans?"
Herbert: "Das ist großartig! Ich hatte niemals ein Problem damit, meinen Fans sehr nahe zu sein. Eher im Gegenteil. Ähnlich wie in Dubai fahren wir auch in Bahrain jetzt schon zum zweiten Mal, nachdem wir dort im vergangenen November schon Demorunden gefahren sind. Ich hoffe, dass alle Zuschauer von damals jetzt mit der ganzen Familie und ihren Freunden zurückkommen. Heutzutage muss jeder Sport auch eine gute Show bieten und die Organisatoren gehen mit ihren Bemühungen zugunsten der Zuschauer vor Ort und am Fernsehen in die komplett richtige Richtung. In Sentul haben wir gesehen, dass sie alles unternehmen, um Zuschauer an die Strecke zu locken - und es funktioniert!"