• 14.08.2012 15:59

  • von Dominik Sharaf

Berger: Bändiger des Formelchaos?

Ineffiziente Parallelstrukturen und eine Formel 3, die keine mehr ist: Gerhard Berger will aufräumen im Tohuwabohu in den Nachwuchsserien

(Motorsport-Total.com) - Viele Motorsportfans sehen im Formeldschungel den Wald vor Serien nicht mehr. Die einzelnen Klassen leiden unter dem undurchsichtigen Gestrüpp aus unterschiedlichen Regeln und der halb internationalisierten, halb nationalen Struktur der Formel 3. Die Meisterschaften verlieren selbst an Attraktivität, weil unklar ist, wo denn nun der beste Fahrer ins Lenkrad greift. Gerhard Berger will als Vorsitzender der Monoposto-Kommission des Automobil-Weltverbandes FIA aufräumen.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Berger wünscht sich, dass Talent in den Formelserien wieder sichtbar wird

Der Österreicher hat Verständnis für die Kritik am aktuellen System, das längst keines mehr ist: "Man kann sich beispielsweise nicht mehr die britische Formel 3 ansehen und sagen: 'Der fährt bestimmt eines Tages in der Formel 1'", stellt Berger im Gespräch mit dem offiziellen FIA-Magazin 'InMotion' fest. "Heutzutage sind die besten Fahrer verstreut. Einer in der Formel 3, einer in der GP3, einer in der Renault-World-Series und in der Formula Abarth. Das System tut nicht länger das, was es tun soll."

Ist die Formel 3 der Schlüssel?

In den Augen des Ex-Formel-1-Piloten besteht die Aufgabe der Nachwuchsklassen darin, talentierten Piloten einen Lebenslauf zu geben, mit dem sie in die Formel 1 gelangen können. Dazu sind aussagekräftige Resultate nötig und die gibt es nur im Vergleich mit den Besten der Altersstufe. Den Schlüssel will Berger bereits erkannt haben. "Das Dringendste ist, die Formel 3 in den Griff zu bekommen. Für mich war das immer die wichtigste Nachwuchsklasse", betont er.

In den Augen Bergers, der einst selbst ein Spitzenfahrer im deutschen und britischen Championat war, ist sie der erste große Prüfstein in der Karriere eines kommenden Weltmeisters. "Dort kann man zum ersten Mal wirklich sehen, wie viel Talent jemand besitzt." Doch das war einmal: "Heute gibt es so viele Meisterschaft, sogar innerhalb der Formel 3 selbst", stellt er fest und kommt bei der Aufzählung, was die Formelserien undurchsichtig macht, kaum zum Ende.

Berger will Erfahrung und Kontakte nutzen

Berger scheint eine Menge Arbeit vor sich zu haben: "Nationale Championate außerhalb der Landesgrenzen, jede Serie mit eigenen Regeln. Manche Länder haben nicht so starke Meisterschaften mit nur acht oder zehn Autos, wieder andere haben eine A-, B- und eine C-Klasse. Unterschiedliche Vorschriften für die Motoren kommen hinzu", klagt der 52-Jährige und kommt zu dem Schluss: "Das ist nicht mehr die Formel 3, wie wir sie kennen."

Die Wundermedizin hat er nicht parat. Dennoch hofft Berger, aus seinem Erfahrungsschatz schöpfen zu können: "Ich habe selbst die Klassen durchlaufen und es 30 Jahre lang beobachtet. Ich bin mir sicher, dem Sport etwas geben zu können. Wegen der Kontakte, die ich während meiner Karriere aufgebaut habe." Und so legt er nahe, dass es in Zukunft wieder Formelsport geben könnte, der tatsächlich die Champions der Zukunft zeigt: "Vielleicht besitze ich die Stärke, das zu tun, was nötig ist."