• 07.10.2008 17:05

Bangen bei WM-Spitzenreiter Pedersen

Nach einem bösen Sturz von Tabellenführer Nicki Pedersen bekommt der Titelkampf wieder neue Würze - Verfolger Jason Crump trotzdem zurückhaltend

(Motorsport-Total.com) - Die dramatische Titelentscheidung in der Speedway-WM ist um einen Akt reicher. Tabellenführer Nicki Pedersen stürzte in der Play-Off-Begegnung der polnischen Liga-Vereine Grünberg und Tschenstochau schwer, nachdem er sich mit dem Polen Gregorsz Walasek angelegt hatte. "Ich hatte Angst, dass ich mir eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, weil mein Helm mehrfach hart auf die Bahn knallte und ich direkt nach dem Unfall auch benommen war", erinnert sich Pedersen. "Aber am schlimmsten hat es meine rechte Hüfte erwischt; die ist ganz blau und rot. Und mein Nacken ist immer noch so steif wie ein Baumstamm."

Titel-Bild zur News: Speedway

Nicky Petersen wird beim großen Finale Auf Schalke verletzt starten

Die Ärzte gaben dem Dänen zwar schon grünes Licht, am Samstagabend beim Finale in der Arena Auf Schalke starten zu dürfen. "Aber er wird noch am Freitagmittag Behandlungen von seinem Physiotherapeuten brauchen", weiß Teamchef Helge Frimodt Pedersen. Über der Fitness des Spitzenreiters schwebt also ein Fragezeichen. "Aber ich bin Realist", bremst Verfolger Jason Crump die Hoffnungen. "Wenn ich nur 12 Punkte Rückstand hätte, dann würde Nicki viel mehr unter Druck stehen als bei 18."#w1#

Macht Crump das Unmögliche noch möglich?

Ein Schaden an der elektronischen Zündung seiner Maschine im Finale von Lonigo hatte es dem Australier unmöglich gemacht, den Rückstand weiter zuzufahren. "Ich bin Realist; ich lebe nicht in einer Traumwelt. Wenn der Abend in Gelsenkirchen normal verläuft, dann habe ich keine Chance", weiß er. "Ich werde da in erster Linie das Fahren genießen, so viele Punkte wie möglich anstreben - und dann mal gucken, was am Ende dabei herauskommt."

Jason Crump

Jason Crump rechnet sich nur noch geringe Chancen auf den Titel aus Zoom

Crump zeigt sich von seinem Saisonverlauf enttäuscht. "Wenn es am Samstag nicht reicht, brauche die Ursachen dafür nicht nur in Lonigo zu suchen. Bei ein paar Grands Prix war ich einfach nicht gut genug drauf. Wenn ich in Form war, dann war ich richtig stark - aber einige Male habe ich auch Punkte liegen gelassen", gibt der zweifache Familienvater aus Mildura zu. "Ich fahre pro Jahr 110 Rennen; da kann man nicht immer einen guten Tag erwischen. Dieses Jahr sind bei mir einfach zu viele schlechte Tage auf die Grands Prix-Wochenenden gefallen."

Dabei hatte er im Winter sein Leben noch neu geordnet: Keine Rennen in der australischen Heimat, sondern nur Urlaub mit Gattin Mel und den zwei kleinen Hobby-Go-Kartlern; dazu noch der Wechsel zurück von Poole nach Belle Vue, seinem Stammverein in der taffen englischen Liga. "Da fühle ich mich einfach am wohlsten, und die Bahn liegt mir auch am ehesten." Auf die Leistung in der WM habe das aber unmittelbar keinen Einfluss gehabt: "An die Grands Prix geht man mit einer ganz anderen inneren Einstellung heran. In der Liga kann man auch mal nur zu 80 Prozent gut fahren und trotzdem alle Läufe gewinnen."

Sportlicher Kampf auf der Bahn bevorzugt

"In der WM kann man sogar bei 100 Prozent seiner eigenen Leistungsfähigkeit verlieren, wenn ein Gegner einen Super-Tag hat. Zu Ligarennen gehen wie Speedwayfahrer wie ein normaler Menschen jeden Tag ins Büro; zu einem Grand Prix reisen wir dagegen mit einem Gefühl an, das andere vielleicht haben, wenn sie in eine Aufsichtsrats-Sitzung müssen und sich dort den Posten des Geschäftsführers erkämpfen wollen."

"Man wünscht seinem Gegner niemals eine Verletzung." Jason Crump

Crump hat das Sturzpech von Pedersen beobachtet. "Aber man wünscht seinem Gegner niemals eine Verletzung. Ich will Weltmeister werden, weil ich ihn auf der Bahn im direkten Duell geschlagen haben - nicht wegen anderer Einflüsse", rückt er gerade. Der Australier muss seinen Blick nicht nur nach vorn richten. Greg Hancock und Hans Andersen können ihn theoretisch noch vom zweiten Endrang verdrängen. "Aber ihr Rückstand auf mich ist in etwa so groß wie meiner auf Pedersen", rechnet Crump nach.

"Ich möchte vor allem eine Serie aufrecht erhalten: Ich kann dieses Jahr die WM zum achten Mal in Folge unter den ersten Drei abschließen. Darauf bin ich auch schon stolz." Trotzdem hat er aus der harten Saison seine Schlüsse gezogen. "Ich arbeitete gerade aus, wie ich meine Renn-Programme nächstes Jahr anders ausrichten werde. Mein größter Traum ist es, beim WM-Finale 2009 in Melbourne wieder Weltmeister zu werden. Dafür werde ich alles geben. Um das packen zu können, muss ich was an meinem Programm außerhalb der WM ändern. Da ist jetzt nichts in Stein gemeißelt."