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  • 03.09.2008 15:05

  • von Pete Fink

Wie Penske den US-Markt betrachtet

Penske ist als einziges US-Team in allen drei großen US-Rennserien aktiv - Penske-Präsident Tim Cindric im Exklusiv-Interview mit 'Motorsport-Total.com'

(Motorsport-Total.com) - Tim Cindric ist als Präsident von Penske Racing sozusagen nicht nur die rechte Hand von Roger Penske, sondern natürlich auch in alle drei US-Motorsportserien involviert, in denen die Penske-Boliden an den Start gehen. Neben der NASCAR betrifft dies auch die IndyCar-Serie, und in Zusammenarbeit mit Porsche tritt man auch in der ALMS an.

Titel-Bild zur News: Fans in Indianapolis

Die US-Motorsportfans können Penske-Autos in allen Serien bewundern

Cindric nahm sich ein paar Stunden vor dem IndyCar-Rennen in Detroit die Zeit, um im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' die Motorsportaktivitäten von Penske aufzuarbeiten. Dabei gab der 40-Jährige einen detaillierten Einblick nicht nur in die NASCAR-Geschäfte des Teams, sondern auch im Vergleich NASCAR, IndyCars und ALMS.#w1#

Frage: "Tim, als allererstes muss man Team Penske einmal dafür gratulieren, was ihr vergangene Woche in Sonoma geleistet habt, als euer Truck mit den beiden IndyCar-Autos abgebrannt ist. Das war ein unglaublicher Einsatz, der mit Platz eins und zwei belohnt wurde. Wie glücklich ist man nun im Hause Penske?"
Tim Cindric: "Wir würden nur gerne näher an Scott Dixon dran sein, denn im Kampf um die Meisterschaft müssen wir ihn nun noch zweimal schlagen. Es ist ein ganz hartes Stück Arbeit, aber solch eine Situation zu überstehen zeigt, wie das Team zusammenhält und welcher Charakter in der Mannschaft zu finden ist. Das macht Mut und jedes Mal wenn man auf Platz eins und zwei ins Ziel kommt, ist ein großartiger Tag für jedes Team."

Frage: "Es gibt von Roger Penske einen Satz der sinngemäß lautete, dass NASCAR das 'Big Business' sei, während die ALMS pure Leidenschaft ist. Wo sortiert man in dieser Rangordnung die IndyCars ein?"
Cindric: "Wahrscheinlich von beidem etwas. Team Penske hat mit den Sportwagen begonnen, aber vielleicht wurde er da ein wenig missverstanden, denn Roger besitzt auch für die NASCAR eine riesige Menge an Leidenschaft. Die NASCAR ist einfach nur das ganz große Business und ich glaube, so hat er das auch gemeint."

80 Prozent Fokus auf die NASCAR

"Die IndyCars sind unser Vermächtnis, während wir mit der NASCAR noch eine offene Rechung haben. (Penske hat in der NASCAR noch keinen Titel geholt; Anm. d. Red.) Aber darauf liegt gerade eine riesige Menge an Fokus, denn wir schauen uns ganz intensiv an, was wir tun müssen, um auch in der NASCAR den Erfolg zu haben, den wir in so vielen anderen Rennserien haben."

Ryan Briscoe Roger Penske Helio Castroneves Tim Cindric

Tim Cindric (re.) ist als Penske-Präsident die rechte Hand von Roger Penske Zoom

Frage: "Penske ist das einzige Team, dass in der NASCAR, bei den IndyCars und auch in der ALMS aktiv ist. Also in allen drei großen US-Serien. Wie teilt sich die Arbeit für den Penske-Präsidenten auf, wie viel Fokus liegt bei Tim Cindric in welcher Serie?"
Cindric: "Ich glaube am einfachsten ist es so zu erklären, dass ich unter der Woche zu etwa 80 Prozent mit unserem NASCAR-Programm beschäftigt bin. Also sozusagen von Montag bis Donnerstag oder Freitag. Am Wochenende bin ich dann meistens mit den IndyCars oder der ALMS unterwegs, denn ich treffe an der Box die Rennentscheidungen für Helio Castroneves und in der ALMS für das Auto von Timo Bernhard und Romain Dumas."

"Ich habe das schon ganz von Anfang an gemacht und in dieser Situation bin ich einfach der Wettbewerber, der Rennsportler. Unter der Woche geht es um das Geschäft. Ich kann leider nicht jede Woche an der NASCAR-Strecke sein, aber ich versuche natürlich so oft es geht auch dort bei den Rennen zu sein - mindestens ein bis zweimal pro Monat."

Frage: "Während auf der IndyCar-Serie mit Helio Castroneves und Ryan Briscoe für 2009 alles klar ist, gibt es in Sachen NASCAR noch ein ganz wichtiges Cockpit zu besetzen..."
Cindric: "Ja. Ich glaube, dass wir in dieser Sache bald mit einer Ankündigung rechnen können. Wir arbeiten gerade noch an den Details, die wir hoffentlich in der nächsten Woche, maximal zwei Wochen abgearbeitet haben."

David Stremme als Favorit für die Newman-Nachfolge

Frage: "Wäre es denn rechtens, wenn man behaupten würde, dass David Stremme der große Favorit auf die Nachfolge von Ryan Newman sein wird, oder gibt es da noch andere Kandidaten?"
Cindric: "David ist sicher einer der führenden Kandidaten. Er hat als Testfahrer einen guten Job gemacht. Wir haben ihm von Beginn an gesagt, dass wir ihn auf der Rechnung haben würden, wenn ein Cockpit frei werden würde, was aber keine Garantie darstellt. Wir haben uns nur alle möglichen Optionen angesehen, die auf dem Markt verfügbar waren, bevor wir eine Entscheidung getroffen haben."

Daytona Ryan Newman

Daytona 500: Ryan Newman vor Kurt Busch - ein Penske-Doppelsieg Zoom

Frage: "Generell sieht man in der NASCAR mit Hendrick, Roush, Gibbs und Childress vier dominierende Teams. Dahinter klafft eine Lücke und dann kommen erst die drei Dodge-Teams von Penske, Evernham und Ganassi. Was muss man tun, um diese Lücke schließen zu können?"
Cindric: "Da gibt es eine ganze Reihe von Dingen, an denen wir gerade arbeiten - auch schon im Hinblick auf 2009. Dodge wird zum Beispiel bald eine neue Motorengeneration auf den Markt bringen und wir sehen uns unser Auto auch in aerodynamischer Hinsicht ganz genau an. Klar haben die Dodge-Teams gerade ein paar Probleme, aber das wird 2009 schon wieder ganz anders aussehen."

Frage: "Nun haben Penske und Evernham jeweils drei Autos, die Probleme von Ganassi sind bekannt. Die großen vier Teams haben aber alle vier, oder sogar fünf Autos laufen. Wie groß ist der Vorteil, ein Auto mehr als die Konkurrenz zu besitzen?"
Cindric: "Wenn man eine Organisation im Rücken hat, die sehr gut miteinander kommuniziert, dann ist es sicher ein Vorteil seine Ressourcen zu nutzen und vier Autos fahren zu lassen. Zum Beispiel in Sachen Forschung und Entwicklung ist eine größere Anzahl von Autos sicher gut."

"Aber man muss auch etwas vorsichtig sein, damit man nicht vier Autos nur deswegen laufen lässt, um eben mit vier Autos zu starten. Denn wenn du da keine Leistung bringst, dann findest du dich ganz schnell bei zwei Autos wieder. Ganassi musste zum Beispiel schon um ein Auto reduzieren, Evernham hat immer noch Probleme damit, ein drittes gutes Auto auf die Beine zu stellen."

Warum die Formelpiloten so große Probleme haben

"Wir hatten für 2009 zwar die Möglichkeit ein viertes Auto an den Start zu bringen, aber wir haben gleichzeitig auch das Gefühl gehabt, dass wir für diesen Schritt noch nicht ausreichend vorbereitet sind. Wir müssen zuerst unser Erfolgslevel ein wenig nach oben schrauben. Was die Leute immer vergessen, ist unser Doppelsieg in Daytona. Auch Kurt Busch hat schon ein Rennen gewonnen und da gibt es viel Prominenz, die in diesem Jahr noch nicht erfolgreich waren."

Sam Hornish Jr.

Auch für Sam Hornish Jr. läuft in der NASCAR längst noch nicht alles rund Zoom

"Aber unserer Meinung nach ist es für 2009 am Besten, wenn wir die Dinge einfach halten und Sam Hornish Jr. in seinem zweiten Jahr dann weiter aufbauen. Nur: Auch da gehen unsere Erwartungen schon jetzt ein Stück nach oben, denn in der zweiten Jahreshälfte fährt man in der NASCAR auf den Strecken die bekannt sind, und das versuchen wir gerade umzusetzen."

Frage: "Vor allem die Formelpiloten haben in der NASCAR große Anpassungsschwierigkeiten. Juan Pablo Montoya, A.J. Allmendinger, Patrick Carpentier - Penske hat mit Sam Hornish Jr. ebenfalls so einen Fall. Wie beurteilt man bei Team Penske dieses Phänomen?"
Cindric: "Es gibt da einen wichtigen Punkt, den viele Leute gerne vergessen. Als Fahrer wie Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Tony Stewart oder auch Kurt Busch in die NASCAR kamen, hatten sie alle die Gelegenheit auf den Strecken zu testen, auf denen später auch die Rennen gefahren wurden."

"Nun hat man die Testregularien vor ein paar Jahren verändert und das ist der Grund, warum die Formelpiloten solche Probleme haben. Es besteht ja keinerlei Zweifel, dass all die Fahrer, die du genannt hast, fahren können. Das sind alles richtig gute Piloten."

"Wir haben das mit Sam gesehen, als er gleich die ersten sechs Cup-Rennen alle verpasst hat. Wenn man nur etwa 15 Runden auf einer Strecke fahren kann, bevor man in die Qualifikation muss, dann ist das einfach verrückt. Man hat 15 Runden Vorbereitung und tritt dann gegen die Jungs an, die das schon ihr ganzes Leben lang machen."

Gesucht: Ein Titelsponsor für die IndyCars

"Ein Beispiel ist es, als wir Ryan Newman in den Cup gebracht haben. Da konnten wir zwei Tage auf einer Strecke testen, auf der wir dann in der kommenden Woche gefahren sind. Das kann man jetzt gerade nicht machen, aber da wird sich für 2009 wieder etwas ändern. Und wenn es dann so sein wird, dass man wieder auf den Strecken testen kann, auf denen später auch gefahren wird, dann werden die Formelpiloten schnell aufholen können."

Ryan Briscoe Helio Castroneves Penske

Ryan Briscoe und Helio Castroneves werden auch 2009 für Penske fahren Zoom

Frage: "Nun sitzen wir gerade hier in Detroit bei einem IndyCar- und ALMS-Rennen. Penske ist überall vertreten. Wie sieht man denn bei euch die Situation rund um die IndyCars, verglichen mit der NASCAR? Was hat sich in den letzten Monaten alles verändert?"
Cindric: "Das Entscheidende für den US-Formelsport ist die Tatsache, dass man nun wieder eine Serie hat. Nun hat diese unsägliche Erklärerei ein Ende, wo du erzählen musst, wo deine Autos fahren, und wo die ChampCars gerade fahren. Nun kannst du in ein Marketing-Meeting gehen und die Sache ist klar."

"Diesen Vorteil hatte die NASCAR für eine beträchtliche Zeit. Aber was die IndyCars noch ganz dringend brauchen ist ein Titelsponsoring. Winston hat NASCAR dorthin gebracht, wo sie jetzt stehen. Auch Nextel und nun Sprint machen in der Vermarktung der Serie eine Klassejob."

"Es ist wie so oft im Leben: Wenn du deine eigene Flagge in den Wind hältst, dann bekommst du nicht viel Aufmerksamkeit. Aber wenn ein Dritter deine Flagge für dich wedelt, dann verändert sich auch die Wahrnehmung. Und das braucht man nun ganz dringend, um das Wachstum der IndyCar-Serie konstant weiter aufzubauen."

Frage: "Wie lange glaubst du, dass man brauchen wird, um an den Erfolg der NASCAR heranzuschnuppern?"
Cindric: "NASCAR war eigentlich immer erfolgreich, aber der ganz große Durchbruch gelang Mitte der 1990er Jahre, als sich die Formelleute gegenseitig bekämpft hatten. Trotzdem hat auch NASCAR zehn Jahre gebraucht, bis man die Spitze erreichen konnte. Die IndyCar-Jungs sollten sich nun ganz auf sich selber konzentrieren und sich nicht mit jemandem vergleichen. Sie brauchen etwas, womit man sich unterscheiden kann. IndyCar-Fans und NASCAR-Fans mögen unterschiedliche Dinge und man sollte nicht etwas kopieren, was es schon gibt."

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