Watkins Glen: Kyle Busch hält Keselowski in Schach

Kyle Busch holt sich in einem wilden Rennen in Watkins Glen seinen dritten Saisonsieg - Zahlreiche Crashs sorgen für Spannung im Kampf um die Chase-Plätze

(Motorsport-Total.com) - Das zweite Straßenkurs-Rennen der NASCAR-Saison 2013 bot vor allem eines: Jede Menge Zwischenfälle. Nach 90 Runden war es Kyle Busch, der mit seinem Gibbs-Toyota als Erster die Ziellinie kreuzte und mit seinem dritten Saisonsieg einen großen Satz in Sachen Chase-Qualifikation machte. Nach acht Gelbphasen und einer zwischenzeitlichen Unterbrechung mit der Roten Flagge gingen die letzten beiden Runden unter Grün über die Bühne. Ein in der Luft liegendes Green-White-Checkered-Finish blieb aus und Kyle Busch konnte sich für das im Vorjahr in der letzten Runde verlorene Rennen erfolgreich revanchieren.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch, Brad Keselowski

Kyle Busch (Gibbs-Toyota) siegte vor Brad Keselowski und Martin Truex Jr. Zoom

Zwar versuchte Brad Keselowski (Penske-Ford) in der letzten Runde alles, Kyle Busch den Sieg noch abspenstig zu machen und fuhr dem gelben Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 in der letzten Kurve leicht ins Heck, doch dadurch verlor Keselowski selbst entscheidend an Schwung und musste sich zum dritten Mal in Folge mit Platz zwei in Watkins Glen zufrieden geben. Sonoma-Sieger Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) hätte den amtierenden Sprint-Cup-Champion auf den letzten Metern beinahe noch abgefangen und lief als Dritter ein.

Auch wenn es für Keselowski, der sich nach einem frühen Dreher in Turn 1 von Platz 22 wieder nach vorn kämpfen musste, mit dem ersten Saisonsieg nicht ganz klappte, so machte er dennoch einen großen Satz in der Tabelle und liegt nun als Achter auf Chase-Kurs. Penske-Teamkollege Joey Logano hat als 16. der Gesamtwertung aber nur 36 Punkte weniger. Die verbleibenden vier Rennen bis zum Beginn des Chase versprechen schon jetzt Hochspannung.

Diese Spannung ergibt sich aus der Tatsache, dass zahlreiche potenzielle Chase-Anwärter in Watkins Glen Pech hatten und in der Gesamtwertung wertvollen Boden verloren. Den Anfang machte Jeff Gordon, der seinen Hendrick-Chevrolet in der 14. Runde ausgangs der Esses in die Leitplanken stopfte. Auf der Verfolgung von Denny Hamlin schob Gordons schlecht liegender SS über die Vorderachse zunächst in die linke Leitplanke und krachte Sekunden später in die rechte. Mit 25 Runden Rückstand erreichte Gordon nach langer Reparaturpause nur Platz 36 und rutschte damit in der Gesamtwertung von Rang neun auf 13 ab. Mangels Saisonsieg wäre der vierfache NASCAR-Champion Stand heute nicht im Chase.


Die letzte Runde in Watkins Glen

Reichlich Kleinholz in den Esses

Auch nach dem Abflug von Gordon sollten die berüchtigten Esses von Watkins Glen Schauplatz großer Dramen sein. Eine Kollision zwischen Ron Fellows (Circle-Chevrolet) und Travis Kvapil (BK-Toyota) sowie eine nur wenige Sekunden später direkt dahinter stattfindende Kollision zwischen Victor Gonzalez Jr. (Baldwin-Chevrolet) und Tomy Drissi (Nemco-Toyota) hatte zur Folge, dass das Rennen in Runde 40 für knapp 20 Minuten mit der Roten Flagge gestoppt werden musste. Verletzt wurde niemand, doch die Aufräumarbeiten dauerten entsprechend. Es sollten nicht die letzten in den Esses gewesen sein...

Als das Rennen wieder freigegeben wurde, lag Polesetter Marcos Ambrose (Petty-Ford), der sich mit 51 Runden auf Platz eins unterm Strich die meisten Führungsrunden aller Piloten gutschreiben ließ, in Front. Doch auch dem Australier wurden im späteren Rennverlauf die Esses zum Verhängnis. Als Petty-Teamkollege Aric Almirola in Runde 60 mit einem Abflug nach Reifenschaden die fünfte von insgesamt acht Gelbphasen auslöste, wurde Ambrose auf falschem Fuß erwischt. Während eine Reihe von Fahrern, angeführt von Kyle Busch, den letzten Boxenstopp kurz zuvor unter Grün erledigt hatte, mussten Ambrose und unter anderem auch Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) unter Gelb herein.

Beim folgenden Restart fanden sich Ambrose und Montoya - die Watkins-Glen-Sieger der Jahre 2010 bis 2012 - nur in Reihe sechs wieder und taten sich anschließend schwer, nach vorn zu kommen. Ambrose hatte zudem das Pech, dass sich der hintere Achsstabilisator seines Petty-Ford verabschiedete. So kam eines zum anderen. In Runde 85 wurde der Australier in den Esses von Tony-Stewart-Ersatzmann Max Papis (Stewart/Haas-Chevrolet; 15.) umgedreht und musste aufgeben. Brian Vickers (Waltrip-Toyota) wurde ebenfalls mitgerissen. Auch für ihn war das Rennen an Ort und Stelle beendet.


Fotos: NASCAR in Watkins Glen


Vier Runden vor dem Ambrose/Vickers-Abflug in den Esses war an gleicher Stelle für das Hendick-Duo Dale Earnhardt Jr. und Kasey Kahne Feierabend. Kahne wurde im dichten Getümmel nach einem Restart von Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) angeschoben und flog ab. Der nachfolgende Earnhardt Jr. konnte nicht ausweichen und nahm den hellblauen Chevy SS seines Teamkollegen Kahne volley. Auch in diesem Fall kamen alle Beteiligten mit dem Schrecken, gepaart mit reichlich Frust, davon.

Carl Edwards (Roush-Ford) mogelte sich im gesamten Rennverlauf erfolgreich durch die zahlreichen Wracks und kam hinter den Top 3 Kyle Busch, Brad Keselowski und Martin Truex Jr. als Vierter ins Ziel. Juan Pablo Montoyas Aufholjagd endete auf Platz fünf, womit die letzten Chase-Hoffnungen des Kolumbianers endgültig ausgeträumt sein dürften.


Crash zwischen Kasey Kahne und Dale Earnhardt Jr.

Der aus Startreihe eins losgefahrene Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) zeigte einmal mehr ein solides Rennen und wurde Sechster vor Penske-Pilot Joey Logano sowie Jimmie Johnson im einzigen heil gebliebenen Hendrick-Chevy. Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) und A.J. Allmendinger komplettierten die Top 10, wobei ein stark aufgelegter Allmendinger seinen letzten Boxenstopp eine Runde zu lange hinausgezögert und durch das Herumrollen mit trockenem Tank eine mögliche Top-3-Platzierung weggeworfen hatte.

Für Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) zahlte sich eine Dreistopp-Strategie nicht aus. Er kreuzte die Linie als 13. außerhalb der Top 10, muss sich angesichts seiner im Saisonverlauf gesammelten Punkte und zweier Saisonsiege aber im Grunde keine Sorgen um einen Einzug in den Chase machen.

Die beiden Wildcards halten aktuell Kasey Kahne und Ryan Newman in den Händen. Bis zum Beginn des Chase verbleiben noch vier Gelegenheiten, sich für diesen zu qualifizieren. Die erste davon gibt es am kommenden Wochenende, wenn zum zweiten Mal in diesem Jahr der Michigan Speedway unter die Räder genommen wird.