• 17.01.2008 14:46

  • von Pete Fink

Warum haben so viele Teams noch keinen Sponsor?

Viele Anzeichen deuten daraufhin, dass in der NASCAR neue Zeiten anbrechen - 12 Autos haben einen Monat vor dem Daytona 500 noch keinen Hauptsponsor

(Motorsport-Total.com) - Nicht weniger als 12 Sprint-Cup-Teams haben genau einen Monat vor der Startflagge zum 50. Daytona 500 noch keinen Hauptsponsor für die komplette Saison gemeldet. Fünf davon konnten sich wenigstens finanzielle Unterstützung für einige ausgewählte Events sichern, eines - das in Daytona dreimal siegreiche Team von Morgan-McClure-Motorsports - musste seinen Shop in der Zwischenzeit gänzlich schließen.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Auch Jacques Villeneuve hat für sein Auto 2008 noch keinen Hauptsponsor

Angesichts von knapp 50 Autos, die 2008 mehr oder weniger Full Time erwartet werden, erscheint diese Quote - ungefähr 25 Prozent und noch einen ganzen Monat Zeit - nicht allzu hoch, doch in der erfolgsverwöhnten und eigentlich reichen NASCAR ist diese Zwischenstatistik sehr ungewöhnlich.#w1#

Yates-Pilot Travis Kvapil fuhr zum Beispiel in Daytona auf seinem Ford Fusion mit der Startnummer 28 ein großes Logo mit dem Titel "sponsoryates.com" spazieren und das ist auch kein Wunder, denn mit Yellow Transportation, Coors Light, 360 OTC, Dodge Dealers, Interstate Batteries und M&M Mars erklärten über den Winter gleich sechs ehemalige Hauptsponsoren ihren - zumindest teilweisen - Rückzug.

Viele machen dafür eine zunehmend schlechte wirtschaftliche Stimmung in den USA verantwortlich, einige Prognosen nehmen sogar das Wort Rezession in den Mund. Wieder andere fühlen sich - in Bezug auf die NASCAR - an die Ereignisse nach dem 11. September 2001 erinnert, als kurz vor dem Saisonstart 2002 Kmart in die Insolvenz ging und in der Folge Travis Carter Motorsports seine Tore schließen musste.

Top-35-Regel ein Auslaufmodell?

David Gilliland verlor seinen Sponsor an Kyle Busch und Joe Gibbs Racing Zoom

Binnen zwei Jahren folgten weitere Teams und 2004 hatte NASCAR plötzlich das Problem, dass man sogar Schwierigkeiten hatte, ein Startfeld mit 43 Fahrzeugen an die Rennstrecken zu bringen. Ziehen nun erneut dunkle Wolken am Sponsorenhorizont auf oder klingen viele US-Stimmen etwas zu pessimistisch?

Möglicherweise nicht, denn unter den Problemkindern befinden sich auch einige Teams, die einen sicheren Startplatz in den Top 35 haben. Andererseits haben Mannschaften, die durch die Qualifikationsmühle müssen, einen Sponsor für die komplette Saison.

Auch die Frage nach einem Zusammenhang mit dem Piloten bringt keine endgültige Klärung, denn mit Jacques Villeneuve und Dario Franchitti befinden sich wohlklingende Namen aus dem Formelsport genauso in den Reihen der (noch) betroffenen, wie alte NASCAR Haudegen vom Schlage eines Jeremy Mayfield oder jungen Talenten wie Truck-Champion Travis Kvapil.

Eines wird aus dieser Analyse heraus auch deutlich: Die oft kritisierte Top-35-Regel, die vor einigen Jahren eingeführt wurde, um das Überleben der Teams durch garantierte Startplätze zu garantieren, scheint nicht mehr zu funktionieren. Im Gegenteil: Vieles deutet darauf hin, dass die Reichen immer reicher, und die Armen immer ärmer werden - warum sollte die NASCAR da eine Ausnahme bilden?

Was passiert mit den Urprinzipien?

Ward Burton Morgan Mc Clure

Matt Kenseth überrundet Ward Burton im Morgan-McClure-Chevrolet Zoom

Ganz einfach: Weil es eines der in Stein gemeißelten Grundprinzipien von Bill France war, dass jeder, der mit einem innerhalb der Regeln vorbereiteten Auto antreten wollte, eine Startgenehmigung bekam. Dieses war über Jahrzehnte ein ganz wichtiges Erfolgskriterium für die NASCAR und ist nun vergleichsweise teuer geworden.

Nicht etwa, weil NASCAR seine Einschreibegebühren in astronomische Höhen geschraubt hat, sondern weil die Technik zunehmend Einzug hält. Die Zeiten der Schrauber im Hinterhof sind auch in der NASCAR lange vorbei und die Sponsoren wollen ihre Autos nicht nur dann auf den Bildschirmen sehen, wenn die Johnsons und Earnhardts gerade am Überrunden sind.

Ohne Seven-Post-Rigs ist mit dem Car of Tomorrow keine perfekte Abstimmung mehr möglich, mittlerweile wird im Windkanal um Tausendstelsekunden gefeilt - die NASCAR gleicht sich in vielen Bereichen an andere Motorsportserien an, und das Damoklesschwert des Franchise-Systems schwebt über der gesamten Szenerie.

Die Liste der Teams ohne Hauptsponsor:

00 - Michael Waltrip Racing (David Reutimann/Michael McDowell)
01 - Dale Earnhardt Inc. (Regan Smith)
4 - Morgan-McClure Motorsports (Shop geschlossen)
7 - Robby Gordon Motorsports (Robby Gordon)
10 - Gillett Evernham Motorsports (Patrick Carpentier)
27 - Bill Davis Racing (Jacques Villeneuve)
28 - Yates Racing (Travis Kvapil)
34 - Front Row Motorsports (noch ohne Fahrer)
38 - Yates Racing (David Gilliland)
40 - Chip Ganassi Racing (Dario Franchitti)
49 - BAM Racing (Ken Schrader)
70 - Haas CNC Racing (Jeremy Mayfield)