• 21.07.2010 08:08

  • von Pete Fink

Vorschau: Villeneuve und Montoya in Indianapolis

Mit Jacques Villeneuve und Juan Pablo Montoya fahren gleich zwei Ex-Formel-1-Stars beim Brickyard 400, dem zweitwichtigsten NASCAR-Rennen des Jahres

(Motorsport-Total.com) - Das Brickyard 400 bietet am kommenden Wochenende gleich zwei äußerst prominente Figuren aus alten Formel-1-Tagen an. Die entscheidenden Fragen lauten dabei: Kann Jacques Villeneuve seinen Braun-Toyota für das prestigeträchtige NASCAR-Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway qualifizieren? Und kann Juan Pablo Montoya wieder ähnlich stark auftreten, wie er es im Jahr 2009 unternahm?

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya lag im Vorjahr in Indianapolis klar auf Siegkurs

Die dominante Vorstellung des Kolumbianers vom vergangenen Juli ist unvergessen: 116 der 160 Runden beherrschte der rote Earnhardt/Ganassi-Chevrolet das Sprint-Cup-Feld fast nach Belieben, bevor er in der Boxengasse zu schnell erwischt wurde. Die bittere Quittung lautete: Statt dem so lange ersehnten ersten Oval-Erfolg nur Platz elf, der Sieg ging einmal mehr an Dauerchampion Jimmie Johnson.#w1#

Für Villeneuve sehen die Vorzeichen natürlich ganz anders aus. Sein Braun-Team tritt zum ersten Mal überhaupt in Indianapolis an. Wenn der 39-jährige Kanadier die gelbe Startnummer 32 ins Startfeld fahren kann, dann hat Villeneuve seinen Job bereits erledigt, der Rest wäre nur eine Zugabe. Aber die Aufgabe ist nicht leicht, denn 47 Teams bewerben sich um die 43 Startplätze.

Für beide ist das Brickyard 400 ein extrem wichtiges Rennen: Montoya kann seine winzigen Playoff-Ambitionen nur dann aufrecht erhalten, wenn er am Sonntagabend ab 19:15 Uhr ein Top-Resultat erreicht. Villeneuve erhält nach über zweijähriger Abstinenz wieder einmal die Chance, im Sprint-Cup an historischer Stelle auf sich aufmerksam zu machen.

1992 ändert sich alles

Juan Pablo Montoya

Zu schnell in der Boxengasse: Das Aus für Juan Pablo Montoya Zoom

Denn es gibt nicht wenige Stimmen, die dem Brickyard 400 nach dem Daytona 500 mittlerweile die zweithöchste Bedeutung in der ganzen NASCAR-Saison beimessen. Larry McReynolds, der ehemalige Crewchief von Dale Earnhardt Sr., der heute in den USA ein sehr populärer TV-Kommentator ist, formulierte es folgendermaßen: "Natürlich will jeder das Daytona 500 gewinnen, aber Indianapolis liegt nicht weit zurück. Es gibt zwei Rennen pro Jahr, an die sich die Menschen noch lange erinnern werden, wenn man sie gewonnen hast: Das Daytona 500 und das Brickyard 400."

NASCAR und Indianapolis war viele Jahrzehnte lang eine undenkbare Konstellation. In frühen Tagen wurde NASCAR-Chef Bill France Sr. sogar aus dem 2,5 Meilenoval hinauskomplimentiert, als die Indy-Offiziellen den NASCAR-Gründer vor Ort erkannt hatten. Die Open-Wheel-Elite hatte kein Interesse an den wilden Stockcar-Cowboys aus dem amerikanischen Süden.

Das änderte sich erst am 22. Juni 1992, als der damals neu in Amt und Würden befindliche Indianapolis-Chef Tony George ganz neue Wege gehen wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt lag das riesige Motorsport-Areal bis auf den Monat Mai, in dem das Indy 500 gefahren wird, brach. Die in ganz USA populär gewordene NASCAR zog mittlerweile die Massen an und George wollte das große Business in den berühmtesten Nudeltopf der Welt locken.

Die neun Piloten, die eingeladen wurden, den ersten NASCAR-Test in Indianapolis durchzuführen, waren die Crème de la Crème der damaligen Zeit: Dale Earnhardt Sr., Rusty Wallace, Ricky Rudd, Mark Martin, Bill Elliott, Darrell Waltrip, Ernie Irvan, Davey Allison und Kyle Petty ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen und drehten die ersten StockCar-Runden überhaupt auf dem 2,5-Meilen-Oval.

300.000 Tickets in 24 Stunden

Jeff Gordon

Ein junger Jeff Gordon gewann 1994 die NASCAR-Premiere in Indy Zoom

Natürlich rümpften damals viele US-Traditionalisten die Nase, doch George begann ernsthaft mit der Familie France - und kurz darauf auch mit Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone - zu flirten. Die Wachstumsraten der NASCAR waren in den 1990er Jahren erstaunlich und der Geschäftsmann George war klug genug, sich über die warnenden Zeigefinger der Puristen hinweg zu setzen.

Im Gegensatz zur Formel 1 wurde die NASCAR in Indianapolis auf Anhieb ein Bombenerfolg. Als Ende 1993 der erste Verkaufstag der Eintrittskarten für das erste Brickyard 400 im Juli 1994 begann, ging das Ticket-System überlastet in die Knie. Binnen 24 Stunden waren 300.000 (!) Eintrittskarten verkauft und es gibt einige Zeitzeugen, die Stein und Bein schwören, dass damals weit über 400.000 Zuschauer die riesige Anlage bevölkerten.

Der Rest ist bekannt: Heute hat NASCAR die einst so übermächtigen IndyCars in den USA um Längen überholt. Wurden die Piloten aus dem Süden früher belächelt, so stellt sich das aktuelle Geschehen genau umgekehrt dar. Der NASCAR-Erfolg in Indianapolis ist in diesem Zusammenhang mehr als nur eine zufällige Begleiterscheinung. Es ist vielmehr der deutliche Ausdruck dessen, wie sehr und vor allem wie schnell sich die Szenerie im US-amerikanischen Motorsport in den letzten 25 Jahren veränderte.

Vorteil für die Formelpiloten?

Tony Stewart, Jimmie Johnson

Tony Stewart und Jimmie Johnson sind in Indianapolis immer stark Zoom

Befragt man übrigens die Piloten selbst, so erfährt man neben dem Heidenrespekt vor der Tradition von Indianapolis auch noch eine andere Note, denn im Vergleich zum großen Daytona wird hier nicht mit Restrictor-Plates gefahren. Alle 850 Pferde dürfen losgaloppieren wenn die Startflagge fällt. Aber: Das Renngeschehen selbst ist auf dem - nach NASCAR-Maßstäben - flachen Viereck nicht annähernd so spektakulär wie etwa auf dem Superspeedway in Daytona.

Trotzdem läuft das Brickyard 400 seither unter dem Motto: "Big Show, Big Money". Jeff Gordon gewann in Indianapolis bisher vier NASCAR-Rennen, sagt jedoch bescheiden: "Die wirklichen Legenden hier sind doch Leute wie Rick Mears, Al Unser oder A.J. Foyt. Damit will ich nicht einmal ansatzweise vergleichen, was wir mit den StockCars bisher erreicht haben."

Natürlich sind die Favoriten die üblichen Verdächtigen: Neben Gordon also auch Jimmie Johnson (drei Siege) und Lokalmatador Tony Stewart (zwei Siege). Stewart ist dabei der klare Fan-Favorit der Indiana-Massen. Was "Smoke" - genau wie Jeff Gordon - sehr entgegen kommt, ist dessen langjährige Monoposto-Vergangenheit, denn das 2,5-Meilen-Oval ist alles andere als eine typische NASCAR-Strecke.

Daumen drücken für Villeneuve

Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve braucht am Quali-Samstag unbedingt gutes Wetter Zoom

Überholen ist in Indy nur dann möglich, wenn man sich wie auf den Rundkursen im Windschatten ansaugt und dann auf der Innenbahn in die vier Linkskurven hinein sticht. Also Vorteil Montoya und Co., denn die ehemaligen Formelpiloten kennen diese Taktiken natürlich aus dem Eff-Eff. Was der Kolumbianer 2009 unter Beweis stellte.

Es gibt noch eine Besonderheit, denn auch das Wetter spielt auf dem riesigen Speedway eine ganz spezielle Rolle. Indianapolis gilt als Strecke, welche als extrem temperaturempfindlich angesehen wird. Zu oft gab es in der Vergangenheit bereits die Situation, dass in Turn 1 und 2 die Sonne schien, während es in Turn 3 und 4 wolkig war. Für das Handling eines StockCars ist dies ein himmelweiter Unterschied.

Daher ist der Wetterbericht extrem wichtig: Für den Freitag und Samstag sind einzelne lokale Gewitter angesagt, der Sonntag soll von Regenfällen verschont bleiben. Für die zahlreichen Villeneuve-Fans ist am Samstag also Daumen drücken angesagt: Sollte die Qualifikation abgesagt werden müssen, wäre der Formel-1-Weltmeister von 1997 aufgrund der schlechten Position in der Ownerwertung nicht im Rennen dabei.

Der Zeitplan von Indianapolis:

Freitag, 20:00 Uhr - 21:00 Uhr: Erstes Freies Training
Freitag, 21:30 Uhr - 22:30 Uhr: Zweites Freies Training
Samstag ab 16:10 Uhr: Qualifikation
Samstag, 20:00 Uhr - 21:00 Uhr: Drittes Freies Training
Samstag, 21:30 Uhr - 22:30 Uhr: Happy Hour
Sonntag ab 19:15 Uhr: Brickyard 400 (160 Runden)

Die Meldeliste von Indianapolis:

01. 00 David Reutimann (MWR-Toyota)
02. 1 Jamie McMurray (EGR-Chevrolet)
03. 2 Kurt Busch (Penske-Dodge)
04. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
05. 6 David Ragan (Roush-Ford)
06. 7 Robby Gordon (Gordon-Toyota)
07. 9 Kasey Kahne (Petty/Yates-Ford)
08. 09 Bobby Labonte (Phoenix-Chevrolet)
09. 11 Denny Hamlin/Casey Mears (Gibbs-Toyota)
10. 12 Brad Keselowski (Penske-Dodge)
11. 13 Max Papis (Germain-Toyota)
12. 14 Tony Stewart (SHR-Chevrolet)
13. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
14. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
15. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
16. 19 Elliott Sadler (Petty/Yates-Ford)
17. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
18. 21 Bill Elliott (Wood-Ford)
19. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
20. 26 David Stremme (Latitude-Ford)
21. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
22. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
23. 32 Jacques Villeneuve (Braun-Toyota)
24. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
25. 34 Kevin Conway (Front-Row-Ford)
26. 36 Casey Mears (Baldwin-Chevrolet)
27. 37 Travis Kvapil (Front-Row-Ford)
28. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
29. 39 Ryan Newman (SHR-Chevrolet)
30. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
31. 43 A.J. Allmendinger (Petty/Yates-Ford)
32. 46 J.J. Yeley (Whitney-Dodge)
33. 47 Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota)
34. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
35. 55 Michael McDowell (Prism-Toyota)
36. 56 Martin Truex Jr. (MWR-Toyota)
37. 64 Todd Bodine (Gunselman-Toyota)
38. 66 Dave Blaney (Prism-Toyota)
39. 71 TBA (TRG-Chevrolet)
40. 77 Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
41. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 82 Scott Speed (Red-Bull-Toyota)
43. 83 Reed Sorenson (Red-Bull-Toyota)
44. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
45. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
46. 98 Paul Menard (Petty-Ford)
47. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)

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