• 26.02.2014 14:51

  • von Pete Fink

Vorschau: Die Klapperschlangen von Phoenix

Vom riesigen Daytona ins enge Phoenix: Die Sprint-Cup-Saison 2014 erlebt ihre erste echte Standortbestimmung und Tony Stewart weiß, wo es in Phoenix langgeht

(Motorsport-Total.com) - Einmal quer durch Amerika. Oder: Von den Alligatoren Floridas zu den Klapperschlangen in der Wüste von Arizona. Oder aber: Nur eine Woche nach der Windschattenschlacht von Daytona steht mit dem Phoenix International Raceway das erste Ein-Meilen-Oval auf dem Sprint-Cup-Programm. Aufgrund seiner sehr speziellen Anforderungen gilt Daytona in NASCAR-Kreisen quasi als Stand-Alone-Event, die erste große Standortbestimmung der Saison 2014 findet in Phoenix statt.

Titel-Bild zur News: Phoenix

Phoenix und der Sonnenuntergang in der Wüste von Arizona

NASCAR-Zeiten sind schnelllebig. Der Daytona-Triumph von Dale Earnhardt Jr. ist schon wieder Geschichte und nun lauten die Themen: Welches Team konnte die Winterpause optimal nutzen? Wer hat gegenüber der Konkurrenz an Performance zugelegt und wer hat vielleicht an Boden verloren? Oder sind die aktuellen Kräfteverhältnisse noch so wie in der Saison 2013? Auf all diese Fragen wird das Phoenix-Wochenende eine erste fundierte Antwort geben können.

Rund vier Millionen Einwohner leben im Großraum Phoenix, die Strecke selbst liegt im Vorort Avondale, ein paar Meilen südwestlich der City. Das flache Oval wurde bereits im Jahr 1964 erbaut, doch erst seit der Saison 1988 sorgt auch die NASCAR mit knapp 80.000 Besuchern auf den Tribünen für ein volles Haus. Inklusive des großen Hügels in der Zielkurve, dem Rattlesnake-Hill, und den zahlreichen Infield-Campern werden wieder über 100.000 Menschen erwartet.

Ein Grund: Phoenix ist bekannt für seine moderaten Eintrittspreise, das Sprint-Cup-Rennen kann ab 25 US-Dollar vor Ort angesehen werden. Durch den Umbau im Sommer 2011 bekam der Kurs ein progressives Banking. Die Kurven 1 und 2 sind auf der Innenspur zehn, auf der Außenspur elf Grad überhöht. Die flacheren Kurven 3 und 4 weisen unten eine Überhöhung um acht, oben um neun Grad auf. Die geknickte Gegengerade wurde etwas nach außen versetzt, das Dog-Leg in der Mitte wird gerne abgekürzt.

Tony Stewart kennt jeden Grashalm

Tony Stewart

Tony Stewart: Was kann die Startnumer 14 am Wochenende erreichen? Zoom

Für Michael McDowell (Leavine-Ford) ist es das Heimrennen, Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) lebte zu ihren IndyCar-Zeiten einige Jahre in unmittelbarer Nähe der Strecke. Doch derjenige, der mit Phoenix die meisten Erinnerungen verbindet, ist Tony Stewart. Zu seinen IndyCar-Zeiten in den 1990er-Jahren war Stewart zusammen mit dem Niederländer Arie Luyendyk IndyCar-Testfahrer für Firestone. Und weil die Wüste von Arizona kaum Regen sieht, war der dreifache NASCAR-Champion als Jungspund sogar in der Winterpause unermüdlich aktiv.

"Es gibt nicht viele Strecken, auf denen du über die Gegengerade schauen kannst und überall Berge und Kakteen siehst", weiß der Stewart/Haas-Boss. "Die Leute erzählen sich, dass hier jeden Morgen Cowboys mit einem Sack bewaffnet Klapperschlangen einsammeln, damit sich die Leute sicher hinsetzen können. Es ist einfach eine ganz spezielle Rennstrecke." Stewart hat in Arizona wohl mehr Runden gedreht, als die meisten seiner Sprint-Cup-Konkurrenten zusammen


Fotostrecke: Die Karriere von Tony Stewart

Seit 1993 fuhr er in Phoenix in fast allen unteren Stock-Car-Klassen, später bei den IndyCars und schließlich in der Nationwide-Serie - und natürlich im Sprint-Cup, wo er 1999 auch gewann. "Ich glaube, man kann durchaus behaupten, dass meine Karriere genau hier so richtig in Schwung kam", erinnerte sich "Smoke". "Als ich begann, arbeitete ich noch als Mechaniker und bekam fünf Dollar die Stunde. Ein Preisgeld von 3.500 Dollar bedeutete damals eine ganze Menge Geld für mich. Später hatte ich immer nur Angst, dass ich irgendwann wieder richtig arbeiten muss, wenn ich keinen Erfolg haben würde."

Der große Stewart-Förderer war damals US-Motorsportlegende A.J. Foyt, zu dessen Ehren sein Stewart/Haas-Chevrolet heute die Startnummer 14 trägt. Foyt war es, der Stewart den Job als IndyCar-Reifentester für Firestone besorgte: "Das Wetter in Phoenix ist immer gut und wir waren sogar im Winter zwei oder dreimal für jeweils drei Tage hier. Ich habe hier soviel Zeit verbracht, dass ich wahrscheinlich jede Linie kenne, die hier jemals gefahren wurde. Und ich weiß sogar, warum sie benutzt wurde."

Newman freut sich auf das neue Quali

Ryan Newman

In Daytona war Ryan Newman noch am kochen - und in Phoenix? Zoom

Stewart verrät: "Egal in welcher Serie du hier antrittst, es gibt eine Gemeinsamkeit, denn die beiden großen Kurven unterscheiden sich massiv. Wenn dein Auto in Kurve 3 und 4 richtig gut ist, dann hast du normalerweise in Kurve 1 und 2 ein Untersteuern. Wenn du in Kurve 1 und 2 gut bist, dann hast du in 3 und 4 ein Übersteuern." Ein optimales Setup ist in Phoenix also nicht möglich. "Man muss seine Optionen genau abwägen und das Auto für die Kurve einstellen, die einem wichtiger ist. Es geht nicht, dass dein Auto in beiden Ecken perfekt sein wird."

Eines gibt er jedoch nicht preis: "Wie meine Vorliebe aussieht, das verrate ich niemandem. Das ist mein Geheimnis, denn das ist eine geheime Variable, die ich natürlich zu meinem Vorteil ausnutzen will." Ryan Newman (Childress-Chevrolet) war einige Jahre lang als sein Stewart/Haas-Teamkollege unterwegs und gewann 2010 das Frühjahrsrennen. Er sagt: "Das Handling ist der Schlüssel. Alle vier Kurven sind anders und du kannst keine bevorzugen."


Das Chase-Finale von Phoenix: Edwards ohne Sprit

Gespannt ist der "Rocket-Man" auch auf das neue Qualifikationsformat, bei dem zunächst alle Teilnehmer auf die Strecke müssen und danach die zwölf Zeitbesten die Pole-Position ausfahren. "Ich glaube, den Fans wird es gefallen, denn es wird sehr unterhaltsam werden. Wir Piloten werden einige Male die Chance für eine schnelle Runde bekommen. Aber um die Pole zu holen, musst du deine beste Runde zum richtigen Zeitpunkt drehen. Das Neue daran ist die Strategie dazu."

In der ewigen Bestenliste von Phoenix hat jedoch Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) mit vier Siegen die Nase vorne. Gleichauf liegt Kevin Harvick, der im Herbst 2013 das Chase-Rennen gewann - damals noch in Diensten von Richard Childress, heute im Stewart/Haas-Team. Der Vorjahressieger ist Carl Edwards (Roush-Ford). 'Motorvision TV' überträgt das "The Profit on CNBC 500(k)" über 312 Runden am Sonntagabend live ab 20:00 Uhr MEZ. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Mario Fritzsche. Die Startflagge wird für 21:15 Uhr MEZ erwartet.

Alle Phoenix-Sieger auf einen Blick:

1988 Alan Kulwicki
1989 Bill Elliott
1990 Dale Earnhardt
1991 Davey Allison
1992 Davey Allison
1993 Mark Martin
1994 Terry Labonte
1995 Ricky Rudd
1996 Bobby Hamliton
1997 Dale Jarrett
1998 Rusty Wallace
1999 Tony Stewart
2000 Jeff Burton
2001 Jeff Burton
2002 Matt Kenseth
2003 Dale Earnhardt Jr.
2004 Dale Earnhardt Jr.
2005 Kurt Busch
2005 Kyle Busch
2006 Kevin Harvick
2006 Kevin Harvick
2007 Jeff Gordon
2007 Jimmie Johnson
2008 Jimmie Johnson
2008 Jimmie Johnson
2009 Mark Martin
2009 Jimmie Johnson
2010 Ryan Newman
2010 Carl Edwards
2011 Jeff Gordon
2011 Kasey Kahne
2012 Denny Hamlin
2012 Kevin Harvick
2013 Carl Edwards
2013 Kevin Harvick