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Vickers-Interview: Aufbruchstimmung bei Red Bull
Brian Vickers spricht über notwendige und bereits durchgeführte Veränderungen bei Red Bull - Große Ziele für 2009: "Wollen besser sein als Johnson"
(Motorsport-Total.com) - Seit 2007 ist der österreichische Energydrink-Hersteller Red Bull mit einem eigenen Cup-Team in der NASCAR-Szene vertreten. Bis auf einige Achtungserfolge fuhr die Truppe von Steiner-Nachfolger Jay Frye meistens hinterher, doch für 2009 hängt man sich die Latte sehr hoch: Im Interview spricht Teamleader Brian Vickers sogar davon, Jagd auf Jimmie Johnson und den Meistertitel zu machen - und er erklärt, was Footballweisheiten mit Motorsport zu tun haben...

© Red Bull
Brian Vickers geht mit ehrgeizigen Zielen in die bevorstehende Sprint-Cup-Saison
Frage: "Brian, wie sehr unterscheidet sich die Kultur des Teams im Vergleich zum Beginn von Red Bull in der NASCAR?"
Brian Vickers: "Sehr. Das meiste - noch nicht alles - geht jetzt in die richtige Richtung. Viele Leute wurden ausgewechselt. Ich denke, die Kultur ist noch gleich. Es ist immer noch Red Bull Racing, es ist immer noch die Red-Bull-Kultur - voller Energie, Aufregung. Ich kann hier ich selbst sein. Etwas anderes schert uns nicht."#w1#
Evolution statt Revolution
"Es geht nur ums Gewinnen. Diese Kultur ist noch da. Das Management ist neu. Jay Frye ist neu an Bord, wir haben dieses Jahr neue Crewchiefs und einen neuen Ingenieur für die 83. Viele der alten Leute sind aber auch noch hier - viele brillante Leute, die seit dem ersten Tag da sind. Wir haben fast 200 Angestellte. Wir haben aber auch einige neue Leute geholt, um den Standard anzuheben."
Frage: "Gab es deiner Meinung nach Probleme, als das mit dem Team angefangen hat?"
Vickers: "Als Red Bull gegründet wurde, war alles zu sehr wie in der Formel 1 ausgerichtet. Wenn wir an etwas gearbeitet haben, dann war das für 2010 vorgesehen, dabei hatten wir erst 2007! Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg war, auch wenn einige unserer Vorhaben brillant waren - echte Geniestreiche! Aber irgendwann musst du damit aufhören und auf die Rennstrecke gehen. Es geht dabei um die richtige Balance. Manchmal braucht es Zeit, Forschung und harte Arbeit der Leute. Das ist okay. Es ist nichts Schlechtes, gute Ideen zu verifizieren. Gleichzeitig müssen wir aber auch schauen, die Dinge schnell umzusetzen, sie ans Auto zu bauen und Rennen zu gewinnen."
Frage: "Habt ihr diesen Winter viel getestet?"
Vickers: "Nein. Ich weiß, dass andere Teams viel testen, viel reisen. Wir haben einmal Reifen getestet. Das lief wirklich gut - nicht nur für uns, sondern auch für Goodyear. Ich finde, sie machen mit den Reifen in Las Vegas einen wirklich guten Job. Aber was uns betrifft, haben wir nicht viel getestet, nein."
Frage: "Wie wichtig ist in der NASCAR ein guter Teamkollege?"
Vickers: "Der Teamkollege beeinflusst dich immer ein bisschen. In unserem Sport kann er dir mehr schaden als helfen, aber wir haben ein tolles Team. Jimmy Elledge ist schon ein ganzes Weilchen bei Red Bull. Scott Speed ist auch schon lange ein Red-Bull-Fahrer, also weiß er, worum es geht. Er weiß, wie das Team funktioniert. Er ist auch ein sehr talentierter Fahrer. In der NASCAR ist er neu, aber Scott und ich kommen gut miteinander aus."
"Unsere Crewchiefs kennen sich ja schon länger. Die kommunizieren sehr gut miteinander, was ich klasse finde. Das ist wirklich wichtig, dass sie kommunizieren, Ideen austauschen und dem ganzen Team dabei helfen, zu wachsen und nach vorne zu kommen. Scott hat eine steile Lernkurve vor sich, aber das ist okay. Ich musste schließlich auch mal klein anfangen."
Gutes Verhältnis zum Teamkollegen
Frage: "Wie kommst du persönlich mit Scott aus?"
Vickers: "Bis jetzt gut. Wir haben noch nicht viel Zeit miteinander verbracht, aber wenn wir uns gesehen haben, war es positiv. Er kommuniziert sehr gut mit dem Team und auch mit mir. Er behandelt mich auf der Strecke wie ein Teamkollege - und ich meine, dass wir das umgekehrt genauso handhaben. In unserem Sport merken sich die Leute so etwas."
"Ich weiß, dass im Formelsport dein Teamkollege der härteste Gegner sein muss, aber bei uns ist das anders. Man will sich gegenseitig helfen, einfach wegen der Struktur des Sports und der Rennen. Wie die Rennen gewonnen werden, ist ganz anders als in der Formel 1. Ich finde, darauf hat er sich gut eingestellt, auch wenn er ein ganz anderer Typ ist als ich. Aber das ist okay - solange er sich treu bleibt, habe ich damit kein Problem. Er ist eben anders, aber er ist ein guter Kerl, er kommuniziert gut und er ist ein guter Teamkollege."
Frage: "Siehst du für dein Team eine realistische Chance auf den Titel?"
Vickers: "Ich glaube schon, ja. Natürlich müssen wir uns sehr strecken, um so eine Aussage zu untermauern. Wenn ich mir die letzten drei Jahre anschaue, dann ist es schon sehr mutig, auf jemand anderen als Jimmie Johnson zu wetten. Wenn die so weitermachen wie bisher und das Team zusammenhalten, dann sind sie die beste Truppe. Unser Ziel ist trotzdem, sie zu schlagen. Wir wollen besser sein als sie, aber bevor wir unsere Klappe aufreißen, müssen wir erst einmal beweisen, dass wir das können."
Frage: "Wie hat sich Jay Frye bisher in die Organisation eingebracht?"
Vickers: "Mit jeder Menge Erfahrung! Es wird hier immer eine unterschwellige Red-Bull-Kultur geben, aber er hat das Team mehr in Richtung NASCAR bewegt. Ich finde das positiv. Wir haben versucht, Spielzüge auszuführen, deren Namen wir kaum aussprechen konnten, dabei hatten wir nicht einmal das Blocken und Attackieren intus. Jay ist ein Footballspieler - und diesen Spruch sagt er sehr oft! Wir müssen erst einmal lernen, zu blocken und zu attackieren, dann können wir an komplexe Spielzüge denken. Wir hatten den Wagen vor das Pferd gespannt. Sobald wir die Basics beherrschen - und das ist die Kultur, die Jay einbringt -, können wir uns auf andere Dinge konzentrieren. Ich finde das gut so."

