• 14.07.2013 23:53

  • von Pete Fink

Vickers gewinnt Benzinkrimi von Loudon

Es hat nicht sollen sein: Der Spritpoker von Tony Stewart geht nicht auf - Brian Vickers siegt in Loudon, Kyle Busch sorgt für einen Toyota-Doppelsieg

(Motorsport-Total.com) - Wenn es noch Zweifel daran geben sollte, ob Brian Vickers in der kommenden Sprint-Cup-Saison 2014 der Nachfolger von Mark Martin wird, dann hat der 29-Jährige diese am Sonntagabend zerstreut. Vickers behielt auf dem New Hampshire Motor Speedway nahe Loudon in einem hochspannenden Benzinpoker die Oberhand und gewann sein insgesamt drittes Rennen in der höchsten NASCAR-Liga. Es war ein planmäßiger Einsatz für Teilzeitpilot und Frührentner Martin, der den Waltrip-Toyota mit der Startnummer 55 nur in 24 der insgesamt 36 Punkterennen steuert.

Titel-Bild zur News: Brian Vickers

Triumph: Brian Vickers holt in Loudon seinen ersten Saisonsieg Zoom

Nicht weniger als zwölf Gelbphasen und eine Green-White-Checkered-Verlängerung waren notwendig, um beim Start in die zweite Saisonhälfte 2013 einen Sieger zu ermitteln. Das letztlich entscheidende Manöver geschah in Runde 285, als Vickers auf der Start-/Zielgeraden den bis dato führenden Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) schnupfte. Stewart (26.) ging im Finale des Camping World RV Sales 301 seinerseits das größte Benzin-Risiko ein und bezahlte dies bitter, als ihm eingangs der Schlussrunde der Sprit ausging.

So ging Platz zwei an Vickers Markenkollegen Kyle Busch (Gibbs-Toyota) vor Jeff Burton (3.) im Childress-Chevrolet, der damit sein mit Abstand bestes Saisonergebnis feiern konnte. "Erst als wir gegen Rennende viel Boden gegen Tony und Kyle gutmachen konnten, wurde mir klar, dass wir vielleicht ein Siegerauto haben würden", schilderte Vickers. "Aber dann wurde ich gierig." Zurecht, denn am Ende stand nach Talladega 2006 und Michigan 2009 der dritte große Triumph seiner Sprint-Cup-Karriere zu Buche.


Crash zwischen Kurt Busch und Ryan Newman

Es war ein durchaus überraschender Sieg, denn Vickers hatte vor dem Rennstart kaum jemand auf der Rechnung. Der langjährige Red-Bull-Pilot musste in der Saison 2010 viele Monate pausieren, als er sich im Sommer einer Herzoperation unterzog. Als Red Bull Ende 2011 sein NASCAR-Engagement aufkündigte, stand Vickers auf der Straße und diente sich über die Ersatzrolle im Team von Mark Martin wieder nach oben. In der Saison 2009 schaffte er für Red Bull die einzige Chase-Qualifikation.

Viele Gelbphasen in Loudon

Marcos Ambrose

Früher Zwischenfall: Marcos Ambrose mit wildem Dreher Zoom

Es war ein steiniger Weg zurück ins Big-Business. "Im Leben gibt es keine Garantien", orakelte er im Hinblick auf ein mögliches Waltrip-Engagement. "Das musste ich in einer sehr harten Art und Weise erfahren. Selbst wenn du weißt, dass alles eingetütet ist, dann ist noch gar nichts sicher. Aber du musst an dich glauben, du darfst nie aufgeben." Was Vickers am Sonntagabend in Loudon eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Denn zunächst machten andere die Musik.

Neben einem gut aufgelegten Kyle Busch sorgte zu Beginn vor allem sein älterer Bruder Kurt für die Schlagzahl, der sich erst nach zwei Renndritteln an der Box übertölpeln ließ. Während sein Furniture-Row-Team vier neue Reifen aufzog, holte sich der Rest der Meute nur zwei neue Goodyear-Gummis ab. Die Folge: Kurt Busch (31.) fiel aus den Top 10 heraus und geriet später mit Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevy; 39.) unter freundlicher Mithilfe von Matt Kenseth (Gibbs-Toyota; 9.) aneinander.


Crash mit Danica Patrick und Ricky Stenhouse

Direkt im Anschluss krachte Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevy; 37.) beim Restart in das Heck ihres Lebensgefährten Ricky Stenhouse (Roush-Ford; 31.), was vermutlich für einen ungeraden Haussegen sorgen wird - obwohl Sünderin Patrick die Schuldfrage sofort auf sich nahm. Die dritte Karambolage des Tages lieferten sich Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 7.) und Marcos Ambrose (Petty-Ford; 33.) bereits in der Anfangsphase des Rennens. Sechs der zwölf Gelbphasen kamen aufgrund von Teilen auf der Strecke (Debris) zustande, mit Joey Logano (Penske-Ford; 40.) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 21.) gab es darüber hinaus noch zwei Reifenschäden.

Wie so oft auf dem Ein-Meilen-Oval im Nordosten der USA geriet die Schlussphase zu einem Benzinpoker, den Stewart eröffnete: "Smoke" tankte zum letzten Mal in Runde 203, Vickers kam in Runde 211 zum Service, Kyle Busch in Runde 219. Bei einem Benzinfenster von 74 Runden ein äußerst riskantes Vorhaben, obwohl Leader Stewart von mehreren Gelbphasen profitierte. Doch es reichte nicht: Die zwei Extrarunden am Ende waren zuviel für die Startnummer 14.

Enger Kampf um die Playoffs

Tony Stewart, Brad Keselowski, Kyle Busch

Finale: Tony Stewarts Benzinpoker ging nicht ganz auf Zoom

Von Vickers war im Rennverlauf herzlich wenig zu sehen, während sich Kyle Busch permanent an der Spitze tummelte. Auffällig dabei war die Tatsache, dass sein Gibbs-Toyota auf den Short-Runs sehr schnell war, pro Long-Run jedoch an Boden verlor. Stewart spielte an der Spitze also mit sehr hohem Einsatz, während Vickers und Kyle Busch dahinter mächtig Druck ausübten. Vickers kassierte den dreifachen NASCAR-Champion unter Grüner Flagge und hätte das Loudon-Rennen wohl auch ohne die letzte Gelbphase kurz vor Schluss gewonnen.

Auch der drittplatzierte Burton gab im gesamten Rennverlauf ein kräftiges Lebenszeichen von sich und wurde am Ende hochverdienter Dritter. Ebenfalls stark präsentierte sich Aric Almirola (Petty-Ford), der hinter Polesitter Brad Keselowski (Penske-Ford; 4.) Platz fünf holte. Während sich auch Keselowski permanent in der Spitzengruppe aufhielt, zockte sich Almirola im Verlauf einer der vielen Gelbphasen nach vorne und konnte diese gute Track-Position tatsächlich halten.


Fotos: NASCAR in Loudon


Von ganz hinten gestartet, war am Ende einmal mehr Jimmie Johnson (6.) der bestplatzierte Hendrick-Pilot. Von Jeff Gordon (10.) und Kasey Kahne (11.) wurde jeweils einmal bei einem Dreher eine gute Reaktionszeit abverlangt, während Dale Earnhardt Jr. (13.) nach gutem Beginn im Mittelmaß versank. Das Roush-Duo Carl Edwards (7.) und Greg Biffle (15.) erlebte in Loudon einmal mehr einen eher unauffälligen Rennsonntag.

In der Gesamtwertung spitzt sich der Kampf um die letzten Chase-Plätze nun massiv zu. Zwischen Rang neun (Keselowski) und 17 (Burton) sind es gerade einmal 31 Punkte bei noch sieben ausstehenden Rennwochenenden bis zum Cut in Richmond Anfang September. Vieles deutet darauf hin, dass die vier letzten Playoff-Plätze unter diesen neun Piloten ausgefahren werden, unter denen sich auch Stewart und Gordon befinden. Kommendes Wochenende macht der Sprint-Cup seine letzte Pause, danach geht es nach Indianapolis.