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Fontana: Stewart schneller als der Regen

NASCAR-Champion Tony Stewart holt sich beim verkürzten Sprint-Cup-Lauf in Fontana den zweiten Saisonsieg vor Kyle Busch und Dale Earnhardt Jr.

(Motorsport-Total.com) - Regen oder kein Regen? Das war beim Auto Club 400 in Fontana bei bewölktem Himmel und 14 Grad Lufttemperatur schon vor dem Start die entscheidende Frage. Aufgrund der von Nordwesten heranziehenden dunklen Wolken wurde die Startzeit des fünften Sprint-Cup-Laufs seitens NASCAR um zehn Minuten nach vorn verlegt - in der Hoffnung zumindest die Hälfte der 200 Runden über die Bühne zu bekommen und damit volle Punkte vergeben zu können. Dies gelang zwar, die volle Distanz blieb den 90.000 Zuschauern aber verwehrt.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Tony Stewart holte sich nach Oktober 2010 seinen zweiten Sieg in Fontana

Nach 123 Runden brachen die Niederschläge dann doch über das Zwei-Meilen-Oval vor den Toren von Los Angeles herein. Der amtierende NASCAR-Champion Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) lag zu diesem Zeitpunkt in Führung. Als das Rennen sechs Runden später mit der Roten Flagge zunächst unterbrochen und eine knappe halbe Stunde später schließlich für beendet erklärt wurde, war Stewart der zweite Saisonsieg (nach Las Vegas) und der zweite Sieg in Fontana (nach Oktober 2010) nicht mehr zu nehmen.

"Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich weiß nur, dass ich ein verdammt schnelles Auto hatte", sagte Stewart mit Blick auf die Tatsache, dass er üblicherweise immer erst in den Sommermonaten den Weg in die Victory Lane findet, in diesem Jahr aber noch vor April schon zwei Saisonsiege zu Buche stehen hat.

Polesetter Denny Hamlin, der im Gibbs-Toyota nicht nur das Qualifying am Freitag, sondern auch beide Trainings am Samstag für sich entschieden hatte, durfte sich genau eine Runde lang über Platz eins freuen. Dann übernahm Teamkollege Kyle Busch das Kommando und hielt die Führung über zwei Boxenstopp-Runden unter Grüner Flagge hinweg bis in Runde 85.


Fotos: NASCAR in Fontana


Gibbs-Duo Denny Hamlin und Kyle Busch gibt den Sieg aus der Hand

Dann schlug die Stunde von Tony Stewart. Der amtierende NASCAR-Champion machte sich die Überrundung von Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 17.) zu Nutze. Während sich Montoya gegen Kyle Busch vehement wehrte, konnte Stewart sowohl am roten Target-Chevy des Kolumbianers als auch am führenden Interstate-Batteries-Toyota mit der Startnummer 18 vorbeiziehen.

Denny Hamlin, Kyle Busch

Der am Freitag und Samstag überlegenene Denny Hamlin führte nur kurz Zoom

Wenig später geriet der zuvor absolut dominante Kyle Busch in Alleinfahrt an die Mauer von Turn 3 und verlor damit endgültig den Anschluss an Stewart. Als in Runde 123 der Regen über dem Fontana-Oval hereinbrach und damit die erste Gelbphase auslöste, griff Stewart noch einmal ganz tief in die Trickkiste. In Führung liegend täuschte "Smoke" bei der Einfahrt in die Boxengasse einen geplanten Stopp vor, nur um in allerletzter Sekunde doch wieder nach rechts auf die Strecke abzubiegen.

Der unmittelbar folgende Denny Hamlin hatte keine Zeit mehr zu reagieren und musste notgedrungen tatsächlich in die Boxengasse fahren. Teamkollege Kyle Busch wollte Hamlin ursprünglich folgen, änderte seinen Plan nach dem Stewart-Move aber in letzter Sekunde und blieb draußen. Dies sollte ihm den zweiten Platz im Endergebnis einbringen. Unterdessen bogen neben Hamlin auch Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 10.), Mark Martin (Waltrip-Toyota; 12.) und Matt Kenseth (Roush-Ford; 13.) in die Boxengasse ab und warfen damit eine bessere Platzierung weg.


Höhepunkte des Auto Club 400 in Fontana

"Ich glaube nicht, dass ich ihn ausgetrickst habe. Er hatte seine Entscheidung sicher schon getroffen", kommentierte Tony Stewart im Hinblick auf Denny Hamlin mit einem Lachen. Der letztlich nur auf Platz elf gewertete Hamlin bestätigte dies in der Wartezeit vor dem endgültigen Abbruch indirekt: "Das war unsere Strategie. Wir hoffen, dass es noch einmal Grün gibt." Die Hoffnungen des Phoenix-Siegers sollten unerfüllt bleiben.

Dale Earnhardt Jr. und Jimmie Johnson mit Glück im Finish

Hinter Stewart und Kyle Busch holte sich NASCAR-Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. Platz drei. Der Hendrick-Pilot blieb im entscheidenden Moment ebenfalls auf der Strecke und machte so die entscheidenden Positionen gut. Doch auch ohne diesen Schachzug hatte "Junior" am Sonntag in Fontana zu jeder Zeit ein Top-10- , wenn nicht sogar Top-5-verdächtiges Auto. In der Gesamtwertung ist Earnhardt Jr. nach fünf Rennen als Dritter mit Abstand bester Hendrick-Pilot.

Jimmie Johnson, der nach seiner am Dienstag aufgehobenen Daytona-Strafe das erste sorgenfreie Rennwochenende in diesem Jahr bestritt, konnte sich nach seinem Boxenstopp immerhin noch Platz zehn sichern. Doch auch diese Position hing am seidenen Faden. Im Zuge der Gelbphase begann der Hendrick-Chevy mit der Startnummer 48 plötzlich massiv zu qualmen und drohte stehen zu bleiben. "Ich weiß nicht, was da los war. Wahrscheinlich trat irgendwo Öl aus", kommentierte ein sichtlich verdutzter Jimmie Johnson.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson (links) kam der Abbruch nach 129 Runden sehr gelegen Zoom

Stop-and-Go-Penalty kostet Jeff Gordon eine Top-5-Platzierung

Jeff Gordon hielt sich ebenfalls lange in den Top 5 auf und lag im Zuge der zweiten und dritten Boxenstopp-Runde jeweils kurz auf Platz eins. Gordon ist damit der einzige Fahrer im Feld, der bei allen sechs Saisonläufen mindestens eine Runde in Führung lag. Die Freude über den dafür abfallenden Bonuspunkt währte allerdings nicht lange.

Da der Gasman beim dritten Stopp den Tankrüssel nicht rechtzeitig vom Stutzen bekam und so noch einige Meter hinter dem Hendrick-Chevy von Gordon her rannte, fing sich dieser eine Stop-and-Go-Penalty ein. Ein Mitführen des Equipments über die Grenzen der eigenen Box hinaus ist laut NASCAR-Reglement verboten.

Jeff Gordon

Jeff Gordon liegt nach fünf Saisonrennen nur auf Platz 25 der Punktetabelle Zoom

Unterm Strich stand für Jeff Gordon nur ein enttäuschender 26. Platz zu Buche. In der Gesamtwertung belegt der vierfache NASCAR-Champion nach fünf Saisonrennen einen ungewohnten 25. Rang, liegt damit aber immer noch drei Plätze vor Teamkollege Kasey Kahne, der in Fontana unauffälliger 15. wurde.

Greg Biffle als Tabellenführer nach Martinsville

Tabellenführer Greg Biffle (Roush-Ford) kam hinter Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 4.) und Carl Edwards (Roush-Ford; 5.) auf Platz sechs ins Ziel und verteidigte damit Platz eins in der Sprint-Cup-Gesamtwertung vor Harvick.

Greg Biffle

Greg Biffle hat seit Las Vegas die Tabellenführung inne Zoom

Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet; 7.), Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 8.), Kurt Busch (Phoenix-Chevrolet; 9.) und Jimmie Johnson machten die Top 10 des verkürzten Auto Club 400 komplett. Für Kurt Busch war es im fünften Start für das Phoenix-Team von James Finch die erste Top-10-Platzierung.

Am kommenden Wochenende wartet mit dem Martinsville Speedway in Virginia eine völlig andere Herausforderung auf die Sprint-Cup-Piloten. Auf dem kürzesten Oval im Kalender ist dann wieder Short-Track-Action mit reichlich Lackaustausch angesagt.