• 15.06.2010 19:35

  • von Pete Fink

Sonoma-Vorschau: Was machen Ekström und Montoya?

Das Toyota/Save Mart 350 verspricht ein echter NASCAR-Knüller zu werden: Geht Montoya volles Risiko? Was kann Mattias Ekström bei seinem Debüt erreichen?

(Motorsport-Total.com) - Eines vorweg: Egal ob man vom Infineon Raceway oder von Sonoma oder von Sears Point spricht, gemeint ist immer derselbe 3,12 Kilometer lange Rundkurs in Kalifornien. Politisch korrekt ist seit dem Jahr 2002 die Bezeichnung Infineon Raceway, geografisch korrekt der Name Sonoma, weil die Strecke nahe der Stadt Sonoma liegt und historisch bekannt wurde der etwa 100 Kilometer nördlich von San Francisco gelegene Kurs einfach als Sears Point.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Lange her: Juan Pablo Montoya gewinnt im Juni 2007 das Sonoma-Rennen

Zweimal pro Saison fährt der Sprint-Cup also nicht auf einem der großen US-Speedways, sondern auf einer Rundstrecke. Neben dem aus vergangenen Formel-1-Zeiten bekannten Watkins Glen (8. August 2010) im US-Bundesstaat New York eben auch an der kalifornischen Westküste, was in der so oval-orientierten NASCAR durchaus eine lange Tradition besitzt.#w1#

Denn zwischen 1958 und 1988 fuhr die NASCAR-Oberliga nicht weniger als 48mal auf dem Riverside International Raceway, der mittlerweile jedoch einer großen Shopping Mall weichen musste. NASCAR wollte aber auch weiterhin einen Rundkurs an der Westküste im Kalender haben und so gewann Ricky Rudd 1989 das erste von bisher 21 Cup-Rennen in Sears Point.

Zweimal pro Saison ist es auch die große Zeit der "Road Course Ringer" oder auch "Road Warriors", wie die Amerikaner die Rundkursspezialisten nennen, die die Oval-Asse um ihren Einzug in die Victory Lane bringen sollen. Doch nur ein einziges Mal (1973) konnte mit dem 1975 in Zeltweg verstorbenen Mark Donohue in Riverside einer dieser "sonderbaren Gattung Rennfahrer" die Oberhand behalten. Dies war übrigens gleichzeitig der erste NASCAR-Sieg von Roger Penske.

Lokalmatador Jeff Gordon

Jeff Gordon

Für Jeff Gordon ist das kommende Wochenende ein echtes Heimspiel Zoom

Der Infineon Raceway besitzt im NASCAR-Layout zehn Kurven und besteht aus einer permanenten und komplexen Serie von Biegungen aller Art. Eigentlich geht es zudem auch immer entweder bergauf oder bergab, was für die etwa 100.000 erwarteten Zuschauer wiederum fantastisch ist, da sie von fast jeder Stelle aus einen kompletten Einblick in das Renngeschehen haben.

Die Zahl 350 in der offiziellen Bezeichnung Toyota/Save Mart 350 bedeutet in diesem Fall übrigens die Gesamtdistanz in Kilometern, was in Summe 110 Runden ergibt. Natürlich ist Sonoma zum Beispiel für die Kalifornier A.J. Allmendinger, David Gilliland, Robby Gordon, Kevin Harvick, Jimmie Johnson oder auch Jeff Gordon ein Heimrennen. Letzterer ist dabei der absolute Lokalmatador, denn der Hendrick-Pilot wuchs im kalifornischen Vallejo nur unweit der Strecke auf.

Quasi um die Ecke liegt auch das berühmte kalifornische Weinanbaugebiet, das Sonoma Wine Country, wo der vierfache NASCAR-Champion einen eigenen edlen Tropfen produziert. Mit insgesamt fünf Heimsiegen ist Jeff Gordon zudem der erfolgreichste Sears-Point-Teilnehmer der Historie und natürlich zählt er auch am Sonntag wieder zum ganz engen Favoritenkreis.

Nicht zu vergessen der wiedererstarkte Kasey Kahne (Petty-Ford) und Kyle Busch im zuletzt so bärenstarken Gibbs-Toyota, die das Rennen in den beiden Vorjahren gewinnen konnten. Auch Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) fuhr in Sonoma bereits zweimal in die Victory Lane. Doch aus europäischer Sicht fokussiert sich das Interesse natürlich auf zwei andere Piloten: Juan Pablo Montoya und Mattias Ekström.

Letzte Chance für Montoya?

Sonoma Sears Point Infineon Raceway

Immer extrem spektakulär: Die Berg- und Talbahn von Sonoma Zoom

Für Montoya ist die Ausgangslage simpel: Gelingt dem Sears-Point-Sieger des Jahres 2007 kein absolutes Top-Resultat, dann schwimmen ihm die Chase-Felle endgültig davon. Fast 200 Punkte Rückstand auf Platz 12 beträgt sein Defizit in der aktuellen Sprint-Cup-Gesamtwertung. Sollte Montoya nicht in der Lage sein, etwa die Hälfte dieses Rückstandes wett zu machen, dann sieht es in Sachen Playoffs zapfenduster aus.

Dementsprechend interessant wird es zu beobachten sein, mit welcher Rennstrategie das Earnhardt/Ganassi-Team an die Sache herangeht. Die Frage lautet: Geht Montoya in der Nacht von Sonntag auf Montag wirklich volles Risiko nach dem Motto "Alles oder Nichts"? Oder verhält sich der 34-Jährige eher abwartend, wie er es vor allem im Vorjahr unternahm?

Diese Probleme hat Mattias Ekström wiederum nicht. Der 31-jährige Schwede kann bei seinem NASCAR-Debüt völlig unbeschwert fahren. Sein großes Manko: Ein einziger Testtag im Red-Bull-Toyota mit der Startnummer 83 stand dem Allrounder zur Verfügung. Damals auf dem Virginia International Raceway, der nur sehr wenig Ähnlichkeiten mit der Berg- und Talbahn von Sonoma aufweist.

Was kann Ekström erreichen?

Mattias Ekström

Mattias Ekström wird den Red-Bull-Toyota mit der Startnummer 83 fahren Zoom

Für Ekström muss die Losung also lauten, sich am Freitag und Samstag in den drei Trainingssitzungen plus Qualifikation ein vernünftiges Setup für die 110 Rennrunden herauszufahren. Zumindest in einem kann sich der zweifache DTM-Champion sicher sein: Er wird sein NASCAR-Renndebüt geben können, denn sein Red-Bull-Toyota steht sicher unter den besten 35 Sprint-Cup-Boliden der Ownerwertung und ist damit fest qualifiziert.

Der eigentliche Geheimtipp für das Toyota/Save Mart 350 heißt jedoch Marcos Ambrose. Der 33-jährige Australier liegt in der Gesamtwertung als 30. fernab von jeglichen Chase-Ambitionen. Doch Sonoma ist das Terrain für den ehemaligen V8-Supercar-Champion. Ambrose stand in seinen bisherigen beiden Infineon-Auftritten jeweils dicht vor einem Sieg, im Vorjahr landete er hinter Kahne und Stewart auf Rang drei. In seinem Waltrip-Toyota mit der Startnummer 47 hat der Rundstreckenspezialist also nichts zu verlieren.

Insgesamt haben 46 Piloten gemeldet. Auch für den Dänen Jan Magnussen (Phoenix-Chevrolet) ist es dessen NASCAR-Debüt und US-Urgestein Boris Said (Latitude-Ford) ist ebenfalls wieder mit von der Partie. Die Startflagge von Sonoma fällt am Sonntagabend gegen 21:15 Uhr. Die Qualifikation beginnt in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen 0:35 Uhr.

Die Meldeliste von Sonoma:

01. 00 David Reutimann (MWR-Toyota)
02. 1 Jamie McMurray (EGR-Chevrolet)
03. 2 Kurt Busch (Penske-Dodge)
04. 02 Brandon Ash (Ash-Dodge)
05. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 David Ragan (Roush-Ford)
07. 7 Robby Gordon (Gordon-Toyota)
08. 07 P.J. Jones (Gordon-Toyota)
09. 9 Kasey Kahne (Petty/Yates-Ford)
10. 09 Jan Magnussen (Phoenix-Chevrolet)
11. 11 Denny Hamlin/Casey Mears (Gibbs-Toyota)
12. 12 Brad Keselowski (Penske-Dodge)
13. 13 Max Papis (Germain-Toyota)
14. 14 Tony Stewart (SHR-Chevrolet)
15. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
16. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
17. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
18. 19 Elliott Sadler (Petty/Yates-Ford)
19. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
20. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
21. 26 Boris Said (Latitude-Ford)
22. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
23. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
24. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
25. 34 Kevin Conway (Front-Row-Ford)
26. 36 Brian Simo (Baldwin-Chevrolet)
27. 37 Travis Kvapil (Front-Row-Ford)
28. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
29. 39 Ryan Newman (SHR-Chevrolet)
30. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
31. 43 A.J. Allmendinger (Petty/Yates-Ford)
32. 46 J.J. Yeley (Cook-Dodge)
33. 47 Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota)
34. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
35. 55 Michael Waltrip (Prism-Toyota)
36. 56 Martin Truex Jr. (MWR-Toyota)
37. 66 Dave Blaney (Prism-Toyota)
38. 71 Bobby Labonte (TRG-Chevrolet)
39. 77 Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
40. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
41. 82 Scott Speed (Red-Bull-Toyota)
42. 83 Mattias Ekström (Red-Bull-Toyota)
43. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
44. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
45. 98 Paul Menard (Petty-Ford)
46. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)