Sensation in Darlington: Regan Smith schlägt die Stars!

Regan Smith holt sich beim Southern 500 seinen ersten Sprint-Cup-Sieg vor Carl Edwards und Brad Keselowski - Zoff zwischen Kyle Busch und Kevin Harvick

(Motorsport-Total.com) - Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet) hat sensationell das Southern 500 in Darlington gewonnen und sich damit im 105. Sprint-Cup-Rennen seiner Karriere den ersten Sieg gesichert. Für das in Denver im US-Bundesstaat Colorado beheimatete Furniture-Row-Team war es ebenfalls der erste Besuch in der Victory Lane.

Titel-Bild zur News: Regan Smith

Regan Smith schlug den arrivierten Stars in Darlington ein Schnippchen

Smith führte das Rennen nur während der letzten elf Runden an und musste sich am Schluss auf alten Reifen nach einem Green-White-Checkered-Restart der Angriffe von Carl Edwards (Roush-Ford) erwehren. In der letzten Runde setzte der 27-Jährige seinen schwarzen Chevrolet ausgangs Turn 2 sogar noch kurz in die Mauer. Edwards konnte allerdings nicht profitieren und musste sich mit Rang zwei zufrieden geben.

"Das ist einfach unglaublich", gab der mit den Tränen kämpfende Sensationssieger Smith nach seinem Triumph in der Victory Lane zu Protokoll. "Das Team hat drei Jahre lang immer zu mir gehalten. Normalerweise gewinnen nur Legenden dieses Rennen. Das Ergebnis heute zeigt, dass in dieser Serie wirklich jeder gewinnen kann."


Fotos: NASCAR in Darlington


Hinter Edwards lief Brad Keselowski auf Rang drei ein. Der Penske-Pilot verzichtete während der zehnten Gelbphase des Abends acht Runden vor dem geplanten Ende ebenso auf einen Boxenstopp wie Smith und fand sich so genau wie der spätere Sieger kurz vor Schluss plötzlich im Vorderfeld wieder. Red-Bull-Pilot Kasey Kahne konnte seine Pole-Position trotz langer Führung im Rennen nicht in einen Sieg ummünzen. Unter dem Strich landete Kahne auf Platz vier vor Stewart/Haas-Pilot Ryan Newman, der Fünfter wurde.

Kahne, der sich am Freitag mit einem neuen Streckenrekord die 21. Sprint-Cup-Pole seiner Karriere geholt hatte, führte das 43 Wagen starke Feld vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne auf die Reise. Während der Toyota-Pilot in Diensten des Red-Bull-Teams das Geschehen in der Anfangsphase von der Spitze aus kontrollieren konnte, schoben sich in seinem Rücken unter anderem Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 7.), Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 11.), Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 15.) und Kevin Harvick (Chlidress-Chevrolet; 17.) entscheidend nach vorn.

Montoya nimmt Johnson aufs Korn

Juan Pablo Montoya, Jimmie Johnson

Jimmie Johnson (48) wurde von Juan Pablo Montoya (42) aufs Korn genommen Zoom

Im Gegensatz dazu konnte sich Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) zunächst kaum in Szene setzen und lag über weite Strecken außerhalb der Top 20. Bei der zweiten Runde der Boxenstopps ließ der Kolumbianer nur zwei neue Reifen aufziehen und fand sich auf einmal auf dem dritten Platz wieder. Wenig später machte sich Montoya, der erst vor Wochenfrist in Richmond mit Ryan Newman aneinander geraten war, mit seiner Fahrweise erneut keine Freunde.

Das Opfer diesmal: NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson. Der Hendrick-Pilot arbeitete sich von Startplatz 19 aus kommend schnell in die Top 10 vor. In Runde 83 setzte er seinen mit vier frischen Reifen ausgestatteten Chevrolet auf der Start/Ziel-Geraden innen neben Montoya. Der Earnhardt/Ganassi-Pilot hielt auf der Außenbahn dagegen. In Turn 1 verpasste Montoya dann dem vor ihm liegenden Hendrick-Chevy einen Schlag auf die linke, hintere Ecke und schickte ihn in einen Dreher.

"Was zum Geier habe ich falsch gemacht?", fragte Johnson am Funk. Die Antwort Montoyas ließ nicht lange auf sich warten. "Es tut mir leid, ich habe einfach die Front verloren. Das ist das Letzte, was wir gebrauchen konnten", ärgerte sich der Kolumbianer, der nach dem Vorfall in Richmond unter besonderer Beobachtung der NASCAR-Offiziellen fuhr. Da er wenig später erneut nur zwei neue Reifen an der Earnhardt/Ganassi-Box abholte und im Vergleich zu den rundum frisch bereiften Fahrzeugen der Konkurrenz entsprechend abfiel, verlor Montoya eine Runde, die er bis ins Ziel nicht mehr aufholen konnte. Der Kolumbianer lief schließlich auf Platz 23 ein.

Für Johnson gestaltete sich die anschließende Aufholjagd trotz Verbleibs in der Führungsrunde dennoch zäh. In die Top 10 zurück schaffte er es bis Runde 220 nicht mehr . Im Gegenteil: Nach einem weiteren Dreher ohne Fremdeinwirkung ausgangs Turn 4 fiel der amtierende Champion erneut zurück und fand sich außerhalb der Führungsrunde wieder. Während der neunten Gelbphase des Abends konnte er sich via Lucky Dog wieder zurückrunden. Im Ziel stand für den Kalifornier Rang 15 zu Buche.

Kyle Busch mit furioser Aufholjagd

An der Spitze des Feldes war es in Runde 118 mit der Führung für Red-Bull-Pilot Kasey Kahne zunächst vorbei. Carl Edwards übernahm fortan die Spitze im Southern 500. Kahne war zwischenzeitlich in der Mauer gewesen und ärgerte sich nach seinem "Darlington Stripe" via Funkspruch: "Ich habe das beste Auto auf der Strecke weggeworfen."

Bei Halbzeit des Rennens führte Kyle Busch vor Edwards, Harvick, Kahne und Childress-Pilot Clint Bowyer (31.). Wenig später musste der führende Busch unplanmäßig in die Pitlane abbiegen. Die Gibbs-Truppe vermutete anhand seiner Aussagen am Funk ein locker gewordenes Rad am Toyota Camry mit der Startnummer 18 und wechselte vorsichtshalber alle vier Reifen. Edwards übernahm daraufhin kampflos die Führung, während Busch eine Runde verlor.

Kyle Busch, Kasey Kahne

Kyle Busch (18) verlor nach starker Aufholjagd am Schluss die Nerven Zoom

Dank beherzter Fahrt im Hinterfeld profitierte der Gibbs-Pilot wenig später von der insgesamt achten Gelbphase des Abends. Teamkollege Joey Logano (35.) verlor seinen Toyota auf der Start/Ziel-Geraden nach einer Berührung mit dem Petty-Ford von Marcos Ambrose (13.) aus der Kontrolle und schlug in die durch eine SAFER-Barrier geschützte Boxenmauer ein. Kyle Busch bekam dank der Lucky-Dog-Regel seine zuvor verlorene Runde zurück.

In Runde 281 schließlich konnte Kasey Kahne dann im Zuge der Boxenstopps dank flinker Arbeit seiner Red-Bull-Mechaniker doch wieder die Spitze übernehmen. Nach dem folgenden Restart lieferte er sich im Kampf um die Führung ein sehenswertes Duell mit Kevin Harvick, das Kahne nach einer Runde Seite an Seite mit dem Childress-Piloten schließlich für sich entscheiden konnte.

Die Anfahrt zum letzten Boxenstopp unter Renntempo 39 Runden vor Schluss absolvierten die beiden zu diesem Zeitpunkt Führenden, Kahne und Edwards, Seite an Seite. Kahne ging dank schnellerer Arbeit der Red-Bull-Crew als Erster von beiden wieder zurück auf die Strecke. Zu diesem Zeitpunkt lag Tony Stewart aufgrund seines abweichenden Rhythmus in Führung. Wenige Umläufe später musste auch der Stewart/Haas-Pilot zum letzten Mal Sprit und Reifen fassen.

Dramatisches Finale

Carl Edwards, Kasey Kahne

Carl Edwards (99) und Kasey Kahne (4) hatten die beiden schnellsten Autos Zoom

In der 340. von letztlich 370 Runden rang Edwards den führenden Kahne schließlich im Infight nieder und setzte sich an die Spitze des Feldes. Zehn Runden vor Schluss wurde die Meute jedoch ein weiteres Mal eingebremst, nachdem Jeff Burton (Childress-Chevrolet; 33.) mit Motorschaden langsam um die Strecke rollte. Bis auf Regan Smith, Brad Keselowski und Stewart kamen alle Piloten herein und ließen zwei neue Reifen aufziehen.

Smith führte das Feld bei noch fünf ausstehenden Runden ins Finale des Southern 500. Nach knapp einer Runde unter Renntempo kam erneut die Gelbe Flagge heraus. Zu dritt nebeneinander fuhren Kyle Busch, Kevin Harvick und Clint Bowyer in Turn 4 hinein. Busch schob den Chevy von Harvick in den von dessen Teamkollegen Bowyer, der daraufhin ausgangs der Kurve in die Boxenmauer krachte. "Am Ende gibt es hier einfach keinen Platz mehr", kommentierte ein enttäuschter Bowyer im Anschluss. "Jemand ist Kevin in die Seite gefahren, woraufhin dieser mich umdrehte. Danach habe ich nur noch gesehen, wie auch er abgeschossen wurde."

Dieser Jemand war Kyle Busch, der am Ende der Start/Ziel-Geraden dann auch noch den Wagen von Harvick in die Mauer schickte, woraufhin der Kalifornier nach Fallen der Karierten Flagge sofort den Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 aufsuchte. Es folgte ein Disput in der Boxengasse zwischen den beiden Streithähnen, die sich naturgemäß bei der Schuldfrage für die beiden Zwischenfälle innerhalb weniger Sekunden uneins waren. Harvick gab Busch durch das Seitenfenster eine mit, während dieser den herrenlosen Childress-Chevrolet in die Mauer schob. Die Boxencrews der beiden gerieten sich ebenfalls in die Haare.

Unterdessen führte Regan Smith mit seinem schwarzen Chevrolet mit der Startnummer 78 das Feld auch beim finalen Green-White-Checkered-Restart an. Der Furniture-Row-Pilot kam am besten in die Gänge und ging vor Edwards als Führender in die letzte Runde. Der Roush-Pilot ließ allerdings nicht locker und schien nach einem Mauerkontakt von Smith ausgangs Turn 2 in der letzten Runde noch eine Chance zu bekommen. Der Youngster machte jedoch alles richtig und konnte seinen knappen Vorsprung ins Ziel retten.

Nach der "Lady in Black" in Darlington ruft am kommenden Wochenende die "Monster Mile" in Dover zum elften Sprint-Cup-Lauf des Jahres. Auf dem eine Meile langen Betonoval im US-Bundesstaat Delaware lieferten sich im Mai 2010 Kyle Busch und Jimmie Johnson ein packendes Duell um den Sieg, welches der Gibbs-Pilot schließlich für sich entscheiden konnte. Im Gegenzug konnte sich Johnson im September an gleicher Stelle schadlos halten.