Riesenüberraschung: Ragan gewinnt Talladega-Marathon
David Ragan beschert Front Row Motorsports in einem denkwürdigen Talladega-Rennen den ersten NASCAR-Sieg - Kurt Busch mit erstem Gen6-Überschlag
(Motorsport-Total.com) - Mehr als sieben Stunden nachdem in Talladega die Grüne Flagge zum Aaron's 499 geschwenkt wurde, kreuzte David Ragan (Front-Row-Ford) in einem Green-White-Checkered-Finish völlig überraschend als Erster die Ziellinie. Teamkollege David Gilliland kam in dem aufgrund von Regenfällen für mehr als dreieinhalb Stunden unterbrochenen, zweiten Restrictor-Plate-Rennen des Jahres als Zweiter ins Ziel und sorgte so beim Premierentriumph für das kleine Team von Bob Jenkins sogar für einen Doppelsieg.

© Ford
Doppelsieg für Front Row: David Ragan (34) vor David Gilliland (38) Zoom
Während Josh Wise im dritten Front-Row-Ford (19.) beim letzten Restart in der 191. und vorletzten Runde massiv an Tempo verlor, eine letzte Gelbphase nicht zuletzt aufgrund der einbrechenden Dunkelheit aber ausblieb, schoben sich Ragan und Gilliland im finalen Umlauf von den Plätzen sechs und sieben noch bis ganz nach vorn. Auf der Gegengeraden führten sie die mittlere von drei Spuren an und schoben sich an Aric Almirola (Petty-Ford; 10.), Langzeitspitzenreiter Matt Kenseth (Gibbs-Toyota; 8.), Regan Smith (Phoenix-Chevrolet; 6.), Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 5.) und schließlich noch an dem in der letzten halben Runde ohne Drafting-Partner verhungernden Carl Edwards (Roush-Ford; 3.) vorbei.
"Den ersten Sieg für Front Row Motorsports eingefahren zu haben, ist etwas ganz Besonderes. Es kommt mir so vor, als wäre ich zum ersten Mal überhaupt hier", freute sich Ragan in der Victory Lane. Tatsächlich war es für den 27-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Georgia im 228. Sprint-Cup-Rennen Sieg Nummer zwei. Seinen Premierentriumph feierte er beim Coke Zero 400 im Juli 2011 in Daytona, damals allerdings noch in Diensten von Jack Roush. Für die Front-Row-Mannschaft gab es im neunten Jahr des Bestehens nicht nur einen völlig überraschenden ersten Besuch in der Victory Lane, sondern dank des zweiten Platzes von David Gilliland den totalen Triumph.
Green-White-Checkered-Finish in Talladega
Carl Edwards, der das Rennen nach Ausfall des Qualifyings dank seiner Trainingsbestzeit vom Freitag von Startplatz eins in Angriff genommen hatte, musste sich auf der Linie mit Platz drei zufriedengeben. Und das, nachdem er zuvor dreieinhalb Stunden lang zittern musste, ob das Rennen nach einer in Runde 125 aufgrund von Regen herausgekommenen Roten Flagge noch einmal neu gestartet werden würde. Zum Zeitpunkt der Unterbrechung lag Edwards auf Platz eins.
Dreieinhalb Stunden Warten auf den Restart
Die Führung hatte sich der Roush-Pilot mit einem gleichermaßen cleveren wie glücklichen Manöver geholt, als er seinen führenden Teamkollegen Ricky Stenhouse Jr. genau im richtigen Moment angegriffen und zum Zeitpunkt der Gelben Flagge knapp die Nase vorn hatte. "Ich hätte nichts dagegen, wenn der Regen auch weiterhin herunterprasselt", machte Edwards während der Unterbrechung deutlich, dass er sich auch mit einem bei verkürzter Distanz eingefahrenen ersten Talladega-Sieg anfreunden könnte.
Doch es kam anders. Nach drei Stunden und 36 Minuten des Wartens, währenddessen anstatt der V8-Motoren lediglich die Sounds der Jet-Dryer und des neuen Air-Titans zu hören waren, wurde das Rennen mit der Reihenfolge aus Runde 125 doch noch einmal freigegeben. Während für Edwards im Finale immerhin noch Platz drei heraussprang, stand Roush-Teamkollege Stenhouse kurz zuvor noch einmal im Fokus. In der 184. Runde lösten er und J.J. Yeley (Baldwin-Chevrolet; 31.) den zweiten Big-One des Tages aus, der das Green-White-Checkered-Finale zur Folge hatte.
Stenhouse versuchte bei der Anfahrt zu Turn 3 ganz außen neben Yeley die vierte Spur aufzumachen. Dies ging gründlich schief. Der Roush-Youngster drückte den Baldwin-Chevy von Yeley in den von hinten nahenden Rennverkehr. Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet; 30.) zeigte daraufhin den spektakulärsten Abgang, als er sich mitten im Feld überschlug und auf der Motorhaube des Stewart/Haas-Chevy von Ryan Newman (32.) landete. Verletzt wurde niemand, doch insgesamt elf Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen. Darunter befanden sich Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 18.), Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 23.) und Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 33.).
Andere Favoriten auf eine Top-Platzierung kamen gar nicht erst so weit. In Runde 44 kam es im Rücken von Spitzenreiter Matt Kenseth zum ersten Big-One des langen Talladega-Renntages: Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 37.) verschätzte sich bei der Anfahrt zu Turn 1 und erwischte das Heck von Kasey Kahne. Dessen Hendrick-Chevrolet drehte sich erst in die Mauer, dann zurück ins Feld und brachte im nachfolgenden Chaos neben Kyle Busch auch Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 27), Greg Biffle (Roush-Ford; 36.) und Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 40.) um alle Chancen. Andere Fahrer - allen voran David Gilliland - hatten großes Glück, sich per Slalomfahrt ihren Weg durch die Wracks bahnen zu können. Auch Danica Patrick zeigte bei dieser Gelegenheit jede Menge Fingerspitzengefühl und hatte das Glück auf ihrer Seite. Beim zweiten Big-One in Runde 184 war aber auch die Ex-IndyCar-Pilotin ohne Chance.
Wilder Crash von Kurt Busch
Hinter den drei Ford-Piloten Ragan, Gilliland und Edwards brachte Restrictor-Plate-Spezialist Michael Waltrip den Camry mit der Startnummer 55 seines eigenen Teams als bester Toyota-Pilot auf Rang vier ins Ziel. Teamkollege Martin Truex Jr. fuhr als Siebter ebenfalls in die Top 10. Für Langzeitspitzenreiter Matt Kenseth, der nicht weniger 142 der 192 Runden auf Platz eins lag, reichte es unterm Strich nur zu Rang acht. Wesentlich größer war die Freude bei seinen beiden Verfolgern: Scott Speed brachte den Ford Fusion der unterfinanzierten Leavine Racing Family unbeschadet durch den Talladega-Marathon und auf Platz neun ins Ziel. Petty-Pilot Aric Almirola fuhr als Zehnter zum vierten Mal in Folge in die Top 10.
Kein Glück für Denny Hamlin beim Comeback
Die Hendrick-Teamkollegen Jeff Gordon (11.) und Dale Earnhardt Jr. (17.) sahen die Zielflagge nach Verwicklung in frühe Zwischenfälle (Big-One eins im Falle Gordon und Kollision mit Travis Kvapil im Falle Earnhardt) ebenso außerhalb der Top 10 wie NASCAR-Champion Brad Keselowski (Penske-Ford; 15.). Auch für Juan Pablo Montoya war eine Woche nach Platz vier in Richmond diesmal nichts zu holen. Bei Wiederaufnahme des Fahrbetriebs nach der dreieinhalbstündigen Unterbrechung streikte die Elektrik im Earnhardt/Ganassi-Chevy des Kolumbianers. Mit neuer ECU reichte es für Montoya mit drei Runden Rückstand nur zu Rang 25.
Frust auch bei Denny Hamlin beim Comeback nach vier Rennen Pause. Im Zuge der ersten Gelbphase (Motorschaden am Wood-Ford von Trevor Bayne) übergab Hamlin seinen Gibbs-Toyota wie geplant an Brian Vickers. Dieser hatte jedoch nur kurz Freude und wurde nur 20 Runden später unverschuldet in den von Kyle Busch und Kasey Kahne initiierten Big-One mit 13 Autos verwickelt. Mit 44 Runden Rückstand sah Vickers als 34. die Zielflagge, was Startfahrer Hamlin zehn magere Punkte für die Fahrerwertung einbrachte.
Am kommenden Wochenende steht in Form des Southern 500 in Darlington ein weiterer NASCAR-Klassiker auf dem Programm.

