• 24.10.2010 02:13

  • von Pete Fink

Petty und die Zukunft: Es ist kompliziert...

Wie geht es im Petty-Team weiter und wer zieht hinter den Kulissen an den Fäden? Können A.J. Allmendinger und Marcos Ambrose 2011 an den Start gehen?

(Motorsport-Total.com) - Natürlich waren die Fragezeichen rund um die weitere Zukunft von Richard Petty Motorsports (RPM) auch am Rande des Martinsville-Wochenendes das große Thema. Es erscheint kaum vorstellbar, dass einer der ganz großen NASCAR-Namen einfach sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden wird. Doch die aktuelle Situation ist kompliziert.

Titel-Bild zur News: Richard Petty

Sorgen: Wie wird es bei Richard Petty Motorsports weitergehen?

"Solange das Boot noch schwimmt, werde ich an Bord stehen", erklärte etwa Petty-Neuzugang Marcos Ambrose, der 2011 wohl das Auto mit der Startnummer neun fahren soll. "Erst wenn man mir klar macht, dass das Boot gesunken ist, werde ich abspringen und ans Ufer schwimmen." A.J. Allmendinger, der zweite designierte Petty-Pilot für 2011, gab sich ähnlich: "Ich würde euch ins Gesicht lügen, wenn ich behaupten würde, alles sei gut."

In dieser Woche überschlugen sich die Ereignisse: Erst nahm mit Kasey Kahne das Petty-Zugpferd seinen Hut, keine 24 Stunden später war die Rede von einer Zahlungsunfähigkeit des Petty-Teams, was Jack Roush dazu veranlasste, die Talladega-Autos kurzzeitig konfiszieren zu lassen. Eine eilends einberufene Krisensitzung konnte am Donnerstag eine erste Entwarnung herstellen.

So berichtete Jack Roush am Freitag gegenüber 'SpeedTV' davon, dass ein Zahlungsplan erarbeitet wurde. Solange dieser Plan seitens RPM eingehalten würde, sei die Roush-Organisation willens, das Petty-Team auch weiterhin mit dem nötigen Equipment auszustatten. Das Problem dabei: In der Beziehung Roush/Petty geht es nicht nur um ein reines Kundenverhältnis, denn über die Roush/Yates-Motorenschmiede und weitere technologische Partnerschaften ist man auch eng miteinander verbandelt.

Was kann Petty bewirken?

Greg Biffle

Zahlungsplan: Jack Roush will weiterhin Equipment an Petty liefern Zoom

Der Hintergrund der finanziellen Probleme des Petty-Teams ist in der Person des Teambesitzers George Gillett zu suchen. Die Gillett-Familie verlor vor wenigen Tagen bei einem erzwungenen Verkauf des britischen Fußballklubs FC Liverpool vermutlich eine mittlere dreistellige Millionensumme. Auslöser war ausgerechnet Roush-Mitbesitzer John Henry. NASCAR-Legende und RPM-Namensgeber Richard Petty besitzt an RPM nur eine Minderheitsbeteiligung.

Somit stellt sich die Frage, in wie weit Gillett und Co. den erarbeiteten Zahlungsplan dauerhaft erfüllen können. Petty-Renndirektor Robbie Loomis unterstrich in Martinsville, dass Gillett nach wie vor RPM-Eigentümer sei. Welche Rolle Richard Petty in diesem Puzzle spielt oder spielen wird, ließ Loomis offen: "Es gibt eine Menge Menschen, die gemeinsam daran arbeiten, dass wir eine erfolgreiche Zukunft erleben werden", lautete seine ausweichende Auskunft.

Der Plan sei es, die Saison 2010 zu beenden und im kommenden Jahr mit zwei Teams (Allmendinger und Ambrose) an den Start zu gehen. "Das ist unsere klare Intention", so Loomis. "Natürlich gibt es gerade jede Menge Spekulationen, aber so war es in diesem Sport immer. Mich macht zuversichtlich, dass wir uns bisher immer aus solchen Situationen herausziehen konnten."

Vieles wird dabei wohl von der Person Petty abhängen. Die mittlerweile 73-jährige NASCAR-Legende war bei der Krisensitzung am Donnerstag vor Ort und besprach sich mit den Herren Roush, Henry und Gillett. Allerdings bleibt die Frage im Raum, wie viel Kraft und Zeit Petty in dieser prekären Situation aufbringen kann, denn bei seiner Frau Lynda wurde im Februar 2010 ein Gehirntumor diagnostiziert...