• 03.07.2009 15:13

Montoya vor Daytona: "Einfach Überleben!"

Juan Pablo Montoya im Interview über Daytona, den NASCAR-Chase, Danica Patrick und die so lästigen Drogentests der NASCAR

(Motorsport-Total.com) - Der Kampf um die Plätze im NASCAR-Chase ist in der Sprint-Cup-Saison 2009 so eng wie nie. Einer, der dabei munter mitmischt, ist Juan Pablo Montoya, dessen Earnhardt/Ganassi-Team zu Saisonbeginn nur die Wenigsten auf der Rechnung hatten. Vor Daytona bezog der Kolumbianer Stellung zu seinen weiteren Aussichten und zog dabei auch einen Vergleich zur Formel 1. Zudem wurde natürlich über die Themen Danica Patrick und die lästigen NASCAR-Drogenkontrollen gesprochen.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya ist auch vor dem Daytona-Rennen sehr guter Dinge

Frage: "Wie gehst du dieses Wochenende an?"
Juan Pablo Montoya: "Einfach Überleben. Wir haben jede Woche ein gutes Auto und speziell bei den Restrictor-Plate-Rennen geht es nur ums Überleben. Wenn wir am Wochenende die Zielflagge sehen, dann werden wir gut aussehen, denn dann liegst du wahrscheinlich automatisch in den Top 20. So eine Platzierung ist in Sachen Chase nicht schlecht. Aber ich weiß, dass wir ein schnelles Auto haben und wir müssen abwarten, was passiert. Jetzt geht es nur um die Punkte."#w1#


Fotos: NASCAR in Daytona


Frage: "Glaubst du, dass dein Team im Kampf um die Playoffs eine Außenseiterrolle einnimmt?"
Montoya: "Nein. Es ist mir egal, wie groß oder klein das Team ist. Wenn du ein großes Team hast und alle zusammenarbeiten, dann ist das sicher ein Plus. Aber jeder Crewchief geht die Sache hier auf seine eigene Art und Weise an, da gibt es keinen großartigen Zusammenhang. Solange wir jede Woche ein schnelles Auto haben - und das haben wir geschafft - ist alles gut."

"Wie ich immer sage: Natürlich fehlt uns noch ein kleines Stück, aber wir sind nahe dran. Wir kämpfen jede Woche um die Top 5 oder die Top 10. Ich möchte aber bald in ein Wochenende gehen und das dominante Auto fahren. Wenn wir das schaffen, dann geht es erst richtig los und jeder im Team wird daraus noch einmal mehr Motivation schöpfen."

Über Lewis Hamilton und Jenson Button

"Derzeit sind alle deswegen motiviert, weil wir eine realistische Chance auf den Chase haben. Nicht aufgrund glücklicher Umstände, sondern wegen dem reinen Speed. Das ist extrem wichtig. Ich denke, wenn wir uns nur noch ein kleines Stück verbessern, dann beginnen meine Jungs die Siege zu riechen. Und das wird sie nur noch mehr motivieren."

Juan Pablo Montoya

Der Earnhardt/Ganassi-Chevy zeichnet sich 2009 durch extreme Konstanz aus Zoom

Frage: "Sind eure Autos besser als noch in der Saison 2008?"
Montoya: "Natürlich. Ich möchte dazu einen anderen Vergleich bringen. Schaut doch einfach einmal in die Formel 1. Glaubt ihr wirklich, dass Lewis Hamilton, der 2008 noch den Titel gewonnen hat, vergessen hat, wie man fährt? Oder dass Jenson Button aus dem Nichts heraus plötzlich gelernt hat, wie man fährt? Auf diesem Level sind alle Piloten gut - egal, ob hier oder in der Formel 1."

"Es ist ganz einfach: Man braucht das Equipment, um gewinnen zu können. Und unser Equipment ist viel besser als 2008, aber es könnte noch besser sein und wir lernen immer noch dazu. Wir sind ein kleines Team, aber wir geben unser Bestes. Und wir haben es auch den vielen Kritikern gezeigt, die vorausgesagt haben, dass wir große Probleme bekommen werden. Wir sind einfach gut."

Frage: "Wobei ist der Druck größer? In die Top 12 zu gelangen oder dort zu bleiben?"
Montoya: "Wir versuchen gerade, gegenüber allen anderen Boden gut zu machen. Letzte Woche zum Beispiel hat David Reutimann viele Punkte geholt. Im Rennen war er niemals zu sehen, aber er hat ein tolles Ergebnis geholt. Das ist ärgerlich, denn so konnte er die Lücke wieder schließen. Gleichzeitig hatten die Roush-Fords einen ganz schlechten Tag und wir konnten gegenüber ihnen Boden gutmachen."

Nicht nur um Platz zwölf

"Ich bin etwa 100 Punkte von Platz fünf entfernt und es sind noch zehn Rennen zu fahren. Hier dreht sich alles um Zahlen und Durchschnitte. Du weißt, welchen Schnitt du holen musst und es ist dabei egal, wer vor dir oder hinter dir ins Ziel kommt. Du weißt, wenn du einen bestimmten Durchschnitt holst, dann bist du dabei."

Juan Pablo Montoya

Montoya findet: Nur Platz zwölf ist als Saisonziel 2009 viel zu wenig Zoom

"Wir haben die Zahlen rund um den Chase ausführlich durchgerechnet. Dabei ist es ganz einfach: Du musst gute und konstante Rennen fahren und klug agieren. Wenn das alles klappt, dann kannst du dabei sein. Aber gleichzeitig will ich auch sagen können: Wenn wir es schon schaffen, dann will ich auch in der Position sein, um dann angreifen zu können. Wenn wir den Chase schaffen würden und dann nur auf Platz zwölf landen, dann würde mich das extrem ankotzen."

Frage: "Bringst du diese Punkte-Mentalität aus der Formel 1 mit?"
Montoya: "Punkte sind in jeder Serie wichtig. Viele Jungs hier können Rennen gewinnen. Wenn du das kannst, dann kannst du auch einmal einen schlechten Tag haben. Wenn du hier einmal Erster und einmal 30. wirst, dann bist du laut Punktetabelle im Schnitt ungefähr Zwölfter geworden. Das ist nicht schlecht."

"Nur: Wenn du einmal Zehnter und einmal 30. wird, dann bist du im Schnitt ungefähr 18. Das tut dir weh. Wenn unsere guten Wochenenden also ein bisschen besser sein würden, dann wäre die Aufgabe viel einfacher. Denn dann könnte man sagen, dass man nun auf die Siege losgeht. Aber das können wir noch nicht."

Montoya und die Dopingtests

Frage: "Wurdest du seit dem Mayfield-Vorfall schon einmal auf Drogen kontrolliert?"
Montoya: "Ja, in Dover."

Juan Pablo Montoya

Angepisst: Juan Pablo Montoya nach drei Stunden Pinkelpause Zoom

Frage: "Hat NASCAR seine Testpolitik intensiviert? Was denkst du darüber?"
Montoya: "Es ist nun einmal so. Ob du es magst oder nicht, du musst es machen. Normalerweise holen sie dich nach einem Training direkt aus dem Auto. In meinem Fall beendeten wir das Training etwas früher und als sie kamen, war ich gerade auf dem Klo."

"Ich habe sie gefragt, ob ich in zwei Stunden wiederkommen könnte, damit ich in der Zwischenzeit etwas Wasser trinken kann, aber sie sagten, dass ich sofort mitkommen müsste. Ich dachte mir schon, dass das etwas Zeit brauchen würde und habe mir fünf Flaschen Wasser mitgenommen. Dann saß ich drei Stunden lang herum, bis ich wieder pinkeln konnte. Danach musste ich alle zehn Minuten aufs Klo. Sorry wegen der Details, aber so interessant war das alles nicht."

Frage: "Gab es dabei eine Menge Papierkram zu unterzeichnen?"
Montoya: "Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. In Daytona war es vielleicht etwas einfacher. Ich meine, ich musste nachweisen, wer ich bin. Ich dachte mir nur: Was soll das denn jetzt? Ich stehe hier in einem Rennanzug, welchen Beweis brauchen die denn noch?"

Über Danica Patrick

Frage: "Wenn Danica Patrick in die NASCAR wechseln würde, was müsste sie durchmachen? Traust du ihr überhaupt zu, ein StockCar zu fahren?"
Montoya: "Ich glaube schon, dass sie das Talent und das Können dazu hat. Aber es ist eine schwere Aufgabe. Die entscheidende Frage lautet: Haben die Leute genug Geduld, wenn sie zu Beginn Probleme hat? Wenn sie kommt und wenn es jemanden gibt, der sie engagieren möchte, dann muss allen Beteiligten klar sein, dass sie viele Probleme bekommen wird."

Danica Patrick

Montoya weiß: Bei Danica Patrick wäre jede Menge Geduld gefragt Zoom

"Sie kann durchaus tolle Rennen fahren, bei denen sie sich im Auto wohl fühlen wird. Aber es wird auch Rennen geben, an denen es einfach nur schrecklich sein wird. Das beste Beispiel dazu ist Joey Logano. Er zeigte in der Nationwide-Serie eine unglaubliche Pace, seine Pace im Sprint-Cup ist damit aber überhaupt nicht zu vergleichen."

"Die Leute müssen halt akzeptieren, dass sie hier nicht Fünfte wird. Hier ist alles ganz anders als in den Formelserien. Wenn sie bei den IndyCars ein Top-5-Resultat holt, dann kann man das nicht mit der NASCAR vergleichen. In der NASCAR bedeutet ein Top-5-Resultat soviel wie drei Siege bei den IndyCars."