• 06.08.2007 13:55

  • von Pete Fink

Kuhn: "Das Wetter ist unser größter Feind"

NASCAR-Experte Christian Kuhn gibt exklusiv auf 'Motorsport-Total.com' einen detaillierten Einblick rund um den zweiten NASCAR-Einsatz von Klaus Graf

(Motorsport-Total.com) - Christian Kuhn traf sich vergangenes Wochenende beim Funcup am Hockenheimring zu einem ausführlichen Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', in dem er über viele Details zu den Hintergründen des zweiten NASCAR-Einsatzes von Klaus Graf berichtete.

Titel-Bild zur News: Klaus Graf BAM Racing Sears Point 2007

Klaus Graf fuhr den BAM-Dodge bereits dieses Jahr einmal in Sears Point

Neben einer Vorschau auf das Watkins-Glen-Wochenende ging es in diesem Gespräch auch um eine allgemeine Einschätzung der Situation in Bezug auf zukünftig mögliche Nextel-Cup-Aktivitäten des Schwarzwälders, denn angesichts des zuletzt wieder erstarkten Teams von BAM Racing will Kuhn weitere NASCAR-Einsätze von Graf - eventuell sogar noch in der laufenden Saison - nicht kategorisch ausschließen.#w1#

Frage: "Christian, erst einmal Herzlichen Glückwunsch zum nun realisierten zweiten Nextel-Cup-Anlauf von Klaus Graf in Watkins Glen. Kannst du uns schon irgendwelche allgemeine Tendenzen verraten, wie es nach dem kommenden Wochenende in Sachen Klaus Graf, BAM Racing und NASCAR weitergehen wird?"
Christian Kuhn: "Das weitere Prozedere in Sachen Klaus hängt zum einen davon ab, wie und ob Klaus eine weitere Freigabe von Cytosport erhält, und zum anderen, ob wir vor einem eventuellen Ovalrennen auch ausreichend auf einem Oval testen können. Und genau diese beiden Themen untersuchen wir gerade intensiv. Aber am wichtigsten für alle im Team - und auch für den Klaus - ist es jetzt zu sehen, wie erfolgreich er und unser neuer - und alter - Crew Chief David Hyder zusammenarbeiten können."

Frage: "Es ist es aber so, dass der Klaus in Watkins Glen noch nie gefahren ist und durch die Hin- und Herfliegerei ist es auch so, dass die Konzentration so ein wenig zwischen ALMS und NASCAR aufgeteilt ist. Hältst du das persönlich für ein Problem?"
Kuhn: "Gute Frage. Ich hoffe, dass es kein Problem ist. Die beiden Autos könnten ja nicht unterschiedlicher sein. Ein LMP1-Fahrzeug ist aerodynamisch und mechanisch High-Downforce, und das Car of Tomorrow der NASCAR ist genau 180 Grad gedreht von einem LMP1. Ich hoffe und denke aber, dass weder die unterschiedlichen Autos, noch die Fliegerei ein Problem darstellen. Klaus hat genug Erfahrung, er wird damit sicher umgehen können."

Watkins Glen als Wetterlotterie?

Christian Kuhn

Christian Kuhn (li.) griff beim Funcup auf dem Hockenheimring aktiv ins Lenkrad Zoom

Frage: "Gab es denn in dem gesamten Vorbereitungsprozess zu Watkins Glen irgendeine Alternative zu Klaus Graf?"
Kuhn: "Für uns nicht. Wir wollten den Klaus da haben. Klar standen da einige andere Piloten zur Diskussion, und im Motorsport gibt es immer Alternativen. Aber BAM Racing wollte Klaus haben und vielleicht gibt es bei der ganzen Aktion ja auch ein positives Element, denn einen Wechsel zwischen NASCAR und ALMS hat noch nie jemand gemacht."

"Es hat noch niemals in der US-amerikanischen Motorsportgeschichte einen Piloten gegeben, der an einem Wochenende gleichzeitig ein ALMS-Rennen und ein Rennen in der höchsten NASCAR-Liga gefahren ist. Das ist auch in den USA pressetechnisch eine ganz tolle Geschichte für uns."

Frage: "Du denkst also, dass diese Aktion auch in den USA mediale Beachtung finden wird?"
Kuhn: "Absolut. Die ALMS und auch NASCAR werden darüber berichten."

Frage: "Jetzt ist Watkins Glen ja immer so ein keines Wetterloch. Gibt es denn bereits Daten, die darüber Auskunft geben, wie das Wetter am Rennwochenende sein wird? Denn das schlimmste, was euch passieren könnte, wäre ja wie bereits 2004 ein verregneter Freitag, der dann unweigerlich in einer automatischen Nicht-Qualifikation enden würde."
Kuhn: "Es gibt erste Tendenzen und wir sind auch schon fleißig am schauen. Im Moment haben wir eine vermutliche Regenwahrscheinlichkeit von 10 Prozent, aber es soll die ganze Nacht von Freitag auf Samstag regnen und es ist eigentlich noch zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen."

"Zu wissen, wie das Wetter werden wird, geht seriös erst ab Mittwoch. Aber wir haben das Wettergeschehen natürlich jetzt schon auf unserem Radar. Eins ist jedoch klar: Sollten wir wegen Regens nach 2004 das zweite Mal nicht starten können, dann wäre das natürlich unglaublich enttäuschend."

Testfahrten sollten dieses Mal verwertbar sein

Klaus Graf

Klaus Graf und Christian Kuhn sind für Watkins Glen verhalten optimistisch Zoom

Frage: "Klaus Graf hat gestern gesagt, entscheidend sei, dass ihr - im Unterschied zu Sears Point - am Freitag vernünftig ausladen werdet. Ihr habt am Mittwoch dieser Woche noch einen Test auf dem Virginia Raceway. Wird dort schon massiv auf die Qualifying-Performance hingearbeitet werden?"
Kuhn: "Dazu muss ich ein wenig ins Detail gehen. Ich war in Sachen Sears Point von Anfang an ein wenig besorgt und mit unserem damaligen Crew Chief überhaupt nicht einverstanden. Leider hat es sehr lange gedauert, den David Hyder aus seinen Toyota-Verträgen rauszusprengen und ihn wieder zu BAM Racing zurückzuholen."

"Jetzt haben wir die Idealsituation, die wir uns immer gewünscht haben. Jetzt muss halt schlicht und ergreifend auch einmal ein Ergebnis her. Klar testen wir in Virginia einige Qualifying-Setups, es wird auch darauf ankommen, dass Hyder und Klaus dort das richtige Setup für Klaus in Watkins Glen finden und herausfiltern können, aber primär brauchen wir jetzt ein gutes Resultat, bevor wir über die weitere Zukunft reden. Klar gibt es Pläne für die Zukunft, aber ich will jetzt erst einmal ein richtig gutes Ergebnis sehen."

Frage: "Das Problem im NASCAR-Reglement ist ja immer das Gleiche: Ihr habt im Freien Training drei oder vier Versuche über eine schnelle Runde und dann muss im Qualifying bereits alles passen. Klaus hat im Juni gesagt, dass man ein Setup von Virginia niemals nach Sears Point bringen könnte. Ist die Charakteristik von Virginia und Watkins Glen zueinander ähnlicher?"
Kuhn: "Ja. Watkins Glen ist wesentlich schneller als Sears Point und Virginia passt zu Watkins Glen auch wesentlich besser, als Sears Point. Man kann also wesentlich mehr vom Setup mit hinübernehmen, als noch in Sears Point. Dieses Mal bin ich wirklich verhalten optimistisch. Ich denke mir, wenn es klappt, dann nur mit Hyder und seinen Jungs."

Frage: "In wieweit ist es für euch von Vorteil, dass Leute wie Joe Nemecheck oder Sterling Marlin nicht mehr dabei sind? Die Summe an Fahrern, die sich qualifizieren werden, dürfte im Vergleich zu Sears Point ja geringer sein."
Kuhn: "Das wird uns nicht viel bringen. Wir erwarten im Prinzip die gleichen Gegner wie im Juni. Die Road-Spezialisten werden alle wieder da sein, es soll möglicherweise auch Scott Pruett ein Ganassi-Auto fahren. Auch Boris Said wird wieder da sein, wir müssen im Qualifying also wieder irgendwo zwischen Platz 17 und 25 landen, um auf der sicheren Seite zu sein. Aber der ganz große Feind für uns ist am Wochenende mit Sicherheit das Wetter."

Folgen Sie uns!

Tourenwagen-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Tourenwagen-Newsletter von Motorsport-Total.com!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!