Jeff Gordon, Johnson und die Frage nach der Frühform
In dieser Form ist Jimmie Johnson dessen fünfter NASCAR-Titel in Folge nicht zu nehmen, doch vielleicht kommt alles ja ganz anders - hofft Jeff Gordon
(Motorsport-Total.com) - Natürlich war Jeff Gordon nach dem Shelby American auf dem Las Vegas Motor Speedway enttäuscht. 218 der insgesamt 267 Runden lag sein dominanter Hendrick-Chevrolet in Front, doch am Ende blieb ihm nur Platz drei. Grund war ein Strategiefehler beim letzten Boxenstopp, als Jeff Gordon nur zwei neue Reifen fasste. Jimmie Johnson holte sich hingegen vier neue Goodyears - und gewann.

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16 Runden vor Schluss wird Jeff Gordon von Jimmie Johnson überholt
Insofern herrschte nicht nur bei den Hendrick-Teamkollegen Einigkeit, dass die Entscheidung "zwei oder vier" den Ausschlag gab. "Wenn wir das Rennen gewonnen hätten, dann wären wir die Genies gewesen", stellte Jeff Gordon lapidar fest. "Nun stehen Jimmie und Chad Knaus als die Genies da." Sein Trost: "Unsere beiden Autos waren gleichwertig. Wenn wir auf den gleichen Reifen unterwegs gewesen wären, dann hätte der das Rennen gewonnen, der nach dem Restart die Nase vorne gehabt hat."#w1#
Angesichts seiner phänomenalen Restarts ist klar, wen der Kalifornier damit meinte. Doch so musste sich Jeff Gordon einmal mehr mit seiner Rolle als Mitbesitzer am Johnson-Chevy begnügen. "Irgendjemand hat mir einmal gesagt, dass wenn man schon geschlagen wird, dann sollte man wenigstens sicher stellen, ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen. Das ist das einzig Positive an dieser Sache."
Es ist vor allem erschreckend, in welch blendender Frühform sich das Johnson-Team 2010 befindet. Vor Jahresfrist dauerte es viele Wochen, bis Crewchief Chad Knaus und Jimmie Johnson so richtig in Fahrt kamen. Nicht so in diesem Jahr, denn nach Fontana landete die 48 in Las Vegas bereits Saisonsieg Nummer zwei. Das ist natürlich auch gleichbedeutend mit 20 Bonuspunkten, wenn nach 26 der 36 Saisonrennen der NASCAR-Chase beginnt.
Kann Johnson diese Form das ganze Jahr halten?

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Bereitet Jimmie Johnson schon jetzt seinen fünften NASCAR-Titel vor? Zoom
So sah es auch Jeff Gordon: "Was ich überhaupt nicht mag, ist, den Jungs diese Bonuspunkte überlassen zu müssen. Sie sehen richtig gut aus, aber ich hoffe, dass sie in diesem Jahr schon sehr früh ihre Topform haben, während ein paar Konkurrenten vielleicht erst zum Chase so richtig in Schwung kommen. Aber eines ist ganz klar: Sie sind auch in diesem Jahr wieder das Team, das es zu schlagen gilt."
Die Frage wird also lauten, ob es sich bei Johnson tatsächlich nur um eine Frühform handelt und die 48 dieses Mal später im Jahr schwächelt. Ein spekulatives Thema, das in den kommenden Wochen mit Sicherheit im Fokus stehen wird. Das wollte auch der Las-Vegas-Sieger nicht in Frage stellen.
"So etwas ist durchaus legitim", sinnierte Johnson. "Aber ich spiele gerne den Anwalt des Teufels. Denn ich will nicht, dass bei uns im Team eine Selbstzufriedenheit einzieht. Auch wenn wir nun schon zwei Rennen gewonnen haben, sind es immer noch 23 andere Rennen bis der Chase beginnt. Aber klar: So etwas ist gut möglich. Das kann nur die Zeit sagen. Wir werden aber mit Sicherheit alles in unserer Macht stehende tun, damit dies nicht der Fall ist."

