• 25.09.2010 11:37

  • von Pete Fink

Illegales Siegerauto: "So blöd sind wir doch nicht!"

Denny Hamlin sparte in Dover nicht mit deutlichen Worten in Richtung Richard Childress Racing - Clint Bowyer fühlt sich nach wie vor völlig unschuldig

(Motorsport-Total.com) - Natürlich war der illegale Loudon-Chervolet von Clint Bowyer und die Konsequenzen das große Gesprächsthema am Dover-Freitag. Und natürlich gingen die Meinungen der Beteiligten weit auseinander. Während die Fraktion um Bowyer und Teamchef Richard Childress keine Gelegenheit ausließ, um ihre Unschuld zu beteuern, gab sich die Partei der Kontrahenten eher skeptisch. Allen voran Denny Hamlin.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson, Denny Hamlin, Clint Bowyer

Die Diskussionen um den Bowyer-Chevy nehmen an Fahrt auf

Dass Hamlin auch in aller Öffentlichkeit eine spitze Zunge an den Tag legen kann, stellte der Gibbs-Pilot bereits vor einigen Monaten unter Beweis, als er Brad Keselowski dessen Spitznamen "Bad Brad" verpasste. In eine ganz ähnliche Richtung ätzte Hamlin auch in Dover: "Wir hatten das schnellste legale Auto", kommentierte er gewohnt bissig angesichts seines zweiten Platzes von Loudon.#w1#

Es ist eine durchaus kontroverse Frage: Warum wird - wie im Fall Bowyer - der Sieg nicht aberkannt, obwohl das Fahrzeug die technische Abnahme nicht besteht? Hamlin wäre in diesem Fall der Gewinner von New Hampshire gewesen. Anstelle dessen verhängt NASCAR saftige Geldstrafen, Punktabzüge und Sperren für die verantwortlichen Techniker. Nicht für den betreffenden Piloten.

Die Antwort: Am Sonntagabend soll der Sieger eines NASCAR-Rennens feststehen, um langwierige Entscheidungen am Grünen Tisch zu vermeiden, wie es in der Formel 1 zuletzt im Fall der Stallorder-Frage bei Ferrari zu beobachten war. Und über ihre Piloten hält NASCAR insofern die schützende Hand, weil man ganz einfach vermeiden will, dass disqualifizierte Superstars an einem Rennwochenende zuhause vor dem Fernseher sitzen.

Childress unter Generalverdacht?

Denny Hamlin

Denny Hamlin erhob am Freitag schwere Vorwürfe in Richtung RCR Zoom

Tabellenführer Hamlin legte jedenfalls kräftig nach: "Alle in der NASCAR-Garage haben gewusst, dass so etwas bei Childress schon ein paar Monate läuft. Wir reden hier nicht über zwei Wochen. Sie wurden schon lange vorher immer wieder verwarnt, lange vor Richmond, lange vor New Hampshire. Meiner Meinung nach haben sie ganz einfach versucht, alles heraus zu holen. Was haben sie denn zu verlieren? Eigentlich kann man ihnen deswegen auch keinen Vorwurf machen."

Für Hamlin betrifft das Problem also auch Kevin Harvick und Jeff Burton. Ein Generalverdacht. Auch an die Childress-Ausrede, ein Safety-Truck habe die Heckpartie des Bowyer-Chevys aus der Form gebracht, als dieser das ohne Benzin stehen gebliebene Fahrzeug von der Strecke in die Victory Lane geschoben habe, glaubt Hamlin keine Sekunde.

"Das Gleiche ist mir doch in Atlanta passiert", argumentiert der scharfzüngige Gibbs-Pilot. "Wir haben nichts gewechselt und die technische Inspektion verlief problemlos. Dabei wurde mein Auto bei dem ganzen Prozedere wesentlich heftiger beschädigt als das Bowyer-Auto in Loudon." Harter Hamlin-Tobak in Richtung RCR.

Childress: "So dumm sind wir doch nicht"

Clint Bowyer

Schatten über dem Loudon-Sieg: Clint Bowyer ist "not amused" Zoom

Mit diesen Aussagen konfrontiert, gab sich Teambesitzer Richard Childress eher schmallippig: "Wir haben in den vergangenen 40 Jahren in diesem Sport eine Integrität aufgebaut. Diese wird hoffentlich zu dem Glauben führen, dass wir - und diese Formulierung wähle ich jetzt ganz bewusst - nicht so dumm sind, ein Auto an die Strecke zu bringen, von dem wir wissen, dass es außerhalb der Toleranzen liegt."

RCR wurde im Vorfeld seitens NASCAR informiert, dass man den Bowyer-Chevy nach dem Rennen einer genauen Inspektion unterziehen werde, weil das Team bereits eine Woche zuvor nur hauchdünn im vertretbaren Rahmen lag. In das exakt gleiche Horn blies auch Bowyer. "Man hat uns nach Richmond verwarnt. Wir wussten, dass NASCAR unser Auto untersuchen wird. Ist es nicht nachvollziehbar, dass wir das Auto deswegen dreimal gecheckt haben, bevor wir damit auf die Strecke gingen?"

Bowyer fühlt sich also völlig unschuldig: "Ich bin stinksauer, weil jetzt ein Schatten über meinem Sieg liegt. Ich würde niemals bescheißen, um einen Sieg landen zu können und ich bin davon überzeugt, dass wir nichts falsch gemacht haben." Daher auch der RCR-Einspruch. Teamchef Childress: "Ich kann versichern, dass alle Autos legal waren, als sie unseren Shop verlassen haben. Alles, was ich jetzt will, ist eine faire Verhandlung."