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Hendrick-Boliden wieder siegfähig: "Stand um 4:30 Uhr auf"

Der Sieg ging Chase Eliott durch die Lappen, doch Rick Hendrick kann man zufrieden sein: Endlich waren seine Boliden wieder siegfähig - Ist die Krise überwunden?

(Motorsport-Total.com) - Viel zu lachen hatte Rick Hendrick in den vergangenen Monaten nicht: Seit Jimmie Johnsons Sieg in Fontana im März waren seine Boliden mit einigen wenigen Ausnahmen ins Mittelmaß abgerutscht. Für das erfolgsverwöhnte Team eine untragbare Situation. "Wir hatten Probleme dieses Jahr", gibt der Teambesitzer zu. "Wir waren nicht so gut, wie wir es gern gewesen wären und wie wir sein sollten." Bereits in Bristol kündigte er an, dass sein Team das Ruder in Michigan herumreißen würde.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Zurück zu alter Form? Die Hendrick-Boliden gehörten in Michigan zu den besten Zoom

Das waren keine leeren Worte: Im Qualifying in Brooklyn kamen alle vier Hendrick-Chevrolets in den dritten Teil des Qualifyings, der für die zwölf schnellsten Fahrer reserviert ist. Und im Rennen hatten Jimmie Johnson und Chase Elliott reelle Siegchancen. Johnson wurde durch einen schleichenden Plattfuß, der ihn zu einem zusätzlichen Stopp zwang, um einen möglichen dritten Saisonsieg gebracht. Großes Pech hatte Alex Bowman: Der Ersatzmann für Dale Earnhardt jun. beklagte ein loses Zündkabel, was ihn frühzeitig aus der Entscheidung warf. Danach war er einer der schnellsten Fahrer im Feld.

Elliot verpasste den Sieg durch einen schwachen letzten Restart. Der Rookie war stinksauer auf sich selbst: "Das Schlimmste ist, dass ich meine Jungs im Stich gelassen habe, nachdem sie mir vorher aus der Patsche geholfen haben. Ich habe meinen Teil nicht erfüllt." Elliott hatte das Rennen dank cleverer Strategie souverän angeführt, bis ein Reifenschaden bei Michael Annett eine Gelbphase auslöste. Beim Restart hatte er durchdrehende Reifen und fiel bis auf Rang drei zurück. "Ich müsste lügen, wenn ich nicht frustriert wäre", sagt der selbstkritische 20-Jährige weiter. "Wenn das nicht der Fall wäre, würde das ja bedeuten, dass mir das nichts bedeutet."

Elliott hatte schon einige Male den Sieg auf dem Fuß, musste sich aber immer wieder mit Platz zwei zufriedengeben. Sein Talent steht außer Frage, doch bislang hatte er nicht das glücklichste Händchen im Finish. Eine natürliche Lernkurve, die für den erfolgreichen Youngster schmerzhaft ist. Die Ausrede "Rookie" gilt für ihn nämlich nicht. "Ich muss an meinen Restarts arbeiten", sagt er. "Die waren bislang nicht meine Stärke. Ich muss darüber nachdenken, aber auch das Positive mitnehmen." Elliott käme derzeit über den Punktestand in den Chase weiter.


Fotos: NASCAR in Brooklyn


Mit Mammutschichten zurück in die Erfolgsspur

Jimmie Johnson, der seinen Platz für das Titelrennen bereits sicher hat, sieht die Sache ebenfalls positiv: "Wir haben über die vergangenen Monate einige Lichtblicke gehabt; wir brauchen lediglich ein bisschen mehr Konstanz und das Wichtigste: Wir dürfen keine Fehler mehr machen." Im Chase könnte ein Reifenproblem das sofortige Aus im Titelrennen bedeuten. Am sechsmaligen Meister ist die Schwächephase von Hendrick nicht ganz spurlos vorbeigegangen, mittlerweile ist er aber wieder wesentlich entspannter im Hinblick auf den Chase, der am 18. September beginnt.

Auch Kasey Kahne spürt die Verbesserungen, obschon er seit zwei Jahren sieglos ist: "Mein Auto ist im Vergleich zu dem, das ich beim ersten Rennen hier in Michigan (im Juni; Anm. d. Red.) hatte, wie der Tag zur Nacht. Ich bin sehr zufrieden mit den Verbesserungen, die zu einem Großteil auf Hendrick Motorsports zurückzuführen sind; in Sachen Chassis, Karosserie und allen kleinen Teilen treibt Herr Hendrick alle an und steht hinter ihnen." Er gibt zu, dass die fehlende Konkurrenzfähigkeit des Teams auch ihn überrascht habe: "Ich bin lange genug gegen sie gefahren. Und so etwas habe ich noch nie bei ihnen gesehen. Das war eine echte Überraschung."

Chase Elliott, Kyle Larson, Ryan Blaney, Kevin Harvick, Denny Hamlin

Chase Elliott hadert noch mit seinen Restarts Zoom

Die jüngsten Verbesserungen sind die Folge eines rigorosen Aufholprogramms im Team. Rick Hendrick persönlich ging mit gutem Beispiel voran. Der 67-Jährige erklärt: "Ich bin jedem in meinem Team gegenüber verpflichtet. Ich habe Nächte im Windkanal verbracht. Ich bin um 4:30 Uhr aufgestanden. Ich war mit den Jungs in der Werkstatt. Wir wissen, dass wir alle Zutaten haben, um erfolgreich zu sein. Wir waren nicht zufrieden und geben alles, was nötig ist."

In Michigan hat sich das nun ausgezahlt. Ob die Verbesserungen von Dauer sein werden, muss sich aber zeigen. Schließlich ist Brooklyn eine Restriktor-Strecke und damit nicht repräsentativ für die Mehrzahl der Kurse. Für die Zukunft lässt die Leistung jedenfalls hoffen, denn das Ultra-Low-Downforce-Paket aus Michigan soll in den kommenden Jahren öfter zum Einsatz kommen.