Harte Kansas-Bandagen: Joey Logano dreht Matt Kenseth um

Im Kampf um den Sieg auf dem Kansas Speedway wird Matt Kenseth von Joey Logano aufs Korn genommen - Situation im Chase lässt Thriller in Talladega erwarten

(Motorsport-Total.com) - Joey Logano (Penske-Ford) hat eine Woche nach seinem Sieg in Charlotte auch das zweite Rennen der Contender-Round im NASCAR-Titelkampf 2015 für sich entschieden. Doch im Gegensatz zum glasklaren Triumph vor Wochenfrist war der Sieg beim Hollywood Casino 400 am Sonntag auf dem Kansas Speedway durchaus kontrovers.

Titel-Bild zur News: Joey Logano, Matt Kenseth

Die Entscheidung im Kampf um den Kansas-Sieg: Logano dreht Kenseth um Zoom

Die entscheidende Szene spielte sich in der 263. von ursprünglich geplanten 267 Runden ab. Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) hatte bis dahin stolze 153 Führungsrunden angesammelt, lag in Führung und stand damit kurz vor dem für ihn so wichtigen Sieg. Am vergangenen Wochenende in Charlotte war für Kenseth nach diversen Rückschlägen nicht mehr als Platz 42 zu holen gewesen.

Aus seinem Punkteloch hätte sich Kenseth mit einer Top-Platzierung in Kansas City ein gutes Stück herausarbeiten können. Doch angesichts seiner starken Performance im Rennverlauf wollte der Routinier verständlicherweise alles. Mit einem Sieg hätte er eine Woche nach Logano seinerseits frühzeitig das Ticket für die dritte Chase-Stufe (Eliminator-Round) gelöst. Doch dabei machte Kenseth seine Rechnung ohne Logano.

Beinharter Zweikampf mit Logano: Kenseth zieht den Kürzeren

Nachdem Justin Allgaier (HScott-Chevrolet) mit einem Crash in Runde 245 die sechste von insgesamt sieben Gelbphasen ausgelöst hatte, ging es zwischen Kenseth und Logano ans Eingemachte. Der an zweiter Position liegende Penske-Pilot versuchte mehrfach, dem in Führung liegenden Gibbs-Piloten die Spitzenposition abzunehmen. Dieser aber verteidigte sich mit allen Mitteln. Einen Angriff von Logano auf der Außenbahn der Gegengerade konterte Kenseth mit einem knallharten Block. Es kam zur kurzen Berührung der beiden gelben Fahrzeuge, doch der Kampf war noch lange nicht zu Ende.

Wenige Runden später setzte Logano auf der Start/Ziel-Gerade außen zu einem weiteren Angriff an. Kenseth blockte erneut. Daraufhin versuchte es Logano vor Turn 1 auf der Innenbahn, doch Kenseth zog herunter. Diesmal hatte der Penske-Youngster genug gesehen. Er fuhr dem Gibbs-Toyota von Kenseth auf die linke Ecke der hinteren Stoßstange und zwang diesen damit in einen Dreher. Einen Einschlag in die Mauer konnte Kenseth zwar vermeiden, aber die Chance auf den Kansas-Sieg war dahin.


Joey Logano dreht Matt Kenseth um

Die Kollision Kenseth/Logano brachte die siebte und gleichzeitig letzte Gelbphase heraus. Weil man sich kurz vor dem geplanten Rennende befand, ging es in die Verlängerung. Für den letzten Restart ließ Logano wie der Großteil seiner Verfolger zwei frische Reifen aufziehen. Der einzige, der auf der Strecke blieb, war Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet), der angesichts seines Ausscheidens aus dem Chase vor zwei Wochen nun nichts mehr zu verlieren hatte.

Beim Restart kam Spitzenreiter Johnson mit seinen abgefahrenen Reifen erwartungsgemäß schlechter weg als Logano neben ihm. Der Penske-Pilot schnappte sich die Führung, brachte die beiden letzten Umläufe unter Grün noch hinter sich und fuhr den Sieg ein. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) fing Johnson noch ab und holte sich Platz zwei.

Hinter Johnson, der Dritter wurde, landete dessen gar nicht erst in den Chase eingezogener Hendrick-Teamkollege Kasey Kahne auf Platz vier vor Kyle Busch (Gibbs-Toyota). Die Top 10 wurden von Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet/6.), Teilzeitstarter Ryan Blaney (Wood-Ford/7.), Carl Edwards (Gibbs-Toyota/8.), Polesetter Brad Keselowski (Penske-Ford/9.) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet/10.) komplettiert.

Kenseth an Logano: "Strategisch nicht das beste Manöver"

Joey Logano

Um Talladega muss sich Logano keine Sorgen machen, aber wie geht es weiter? Zoom

Im Mittelpunkt aber stand der beinharte Zweikampf zwischen Joey Logano und Matt Kenseth. "Ein Rennen, das Spaß gemacht hat", waren die ersten Worte von Sieger Logano in der Victory Lane. Den Zweikampf mit Kenseth beschrieb der Penske-Pilot mit den Worten: "Das war gutes, knallhartes Racing. Auf der Geraden wurde ich zweimal in die Wand gedrückt. Wer heftig gegen mich kämpft, gegen den kämpfe ich heftig." Auf die Frage, ob er sein Manöver in Turn 1 als ein gutes einstufen würde, antwortete Logano ausweichend: "Ich fand es nicht gut, als ich in die Wand gedrückt wurde. Wir werden uns sicherlich unterhalten müssen."

Kenseth hat allerdings gar keinen Bedarf an einer Konversation mit Logano. "Ich werde nicht mit Joey sprechen", so die klare Ansage des Gibbs-Piloten, dem dank des Bump-and-Run-Manövers von Logano nur Platz 14 blieb. Das Manöver aus Sicht von Kenseth: "Joeys Auto lag auf den Shortruns deutlich besser als meines. Ich dachte, dass ich klar vor ihm liege. Also zog ich herunter. Er aber nahm einfach meine Hinterachse hoch und fuhr mich über den Haufen."

Nach dieser Aktion ist der Fall für Kenseth klar: "Ich bin ihm auf der Rennstrecke stets mit Respekt gegenübergetreten. Ich war sogar einer seiner größten Fans. Das ist nun klarerweise nicht mehr der Fall." Abschließend machte Kenseth deutlich, dass er mit Logano durchaus noch eine Rechnung offen hat. Eine Revanche plant er allerdings nicht am kommenden Wochenende in Talladega, sondern vielmehr erst nach dem darauffolgenden Reset der Punkte. "Strategisch scheint mir das nicht die beste seiner Entscheidungen gewesen zu sein", so Kenseth vielsagend in Bezug auf Loganos Kansas-Manöver.


Fotos: NASCAR in Kansas City


Das letzte Rennen der Contender-Round, das CampingWorld.com 500 am kommenden Wochenende in Talladega, verspricht schon jetzt ein echter Thriller zu werden. Nach den Plätzen 42 in Charlotte und 14 in Kansas City steht Matt Kenseth als weiterhin Letzter in Reihen der zwölf Chase-Piloten nun vor der schwierigen Aufgabe, im Sinne eines Einzugs in die Eliminator-Round ausgerechnet bei der gefürchteten Restrictor-Plate-Schlacht ein Top-Ergebnis einfahren zu müssen. Viel weniger als ein Sieg wird ihm kaum helfen, es sei denn, diverse andere Chase-Piloten erleben in Talladega ähnliche Dramen wie er selbst in Charlotte und Kansas City.

Mit seiner alles andere als komfortablen Ausgangssituation steht Kenseth nicht allein da. Auch Dale Earnhardt Jr. bleibt nach einem zweiten verpatzten Rennen hintereinander wohl nur die Hoffnung auf den Sieg in Talladega. Kenseths Rückstand auf den rettenden achten Platz der Chase-Tabelle beträgt derzeit 35 Punkte. Earnhardt Jr. liegt nach einem missglückten Kansas-Auftritt (Boxenstopp unter Grün aufgrund eines nicht richtig festgezogenen Rades und damit einhergehend Verlust von zwei Runden und nur Platz 21) nur vier Punkte vor Kenseth.

Thriller in Talladega steht bevor

Dale Earnhardt Jun.

Für Kenseth, aber auch für Earnhardt Jr. ist der Weg in die Eliminator-Round ein weiter Zoom

Rund um den rettenden Tabellenplatz acht geht es so richtig eng zu. Kevin Harvick, der das Kansas-Rennen nach einer späten Durchfahrtsstrafe (Tankkanne aus der Box geschleift) nur auf Platz 16 beendete ist aktuell Fünfter der Tabelle. Punktgleich mit Harvick rangieren Jeff Gordon und Brad Keselowski auf den Tabellenplätzen sechs und sieben. Martin Truex Jr., der sich genau wie Harvick eine späte Durchfahrtsstrafe (herrenloser Reifen beim Boxenstopp) einfing und nur 15. wurde, ist mit gerade mal einem Punkt Rückstand auf das Trio Harvick/Gordon/Keselowski Tabellenachter.

Auch die auf den Tabellenplätzen zwei, drei und vier liegenden Denny Hamlin, Kurt Busch und Carl Edwards sind noch alles andere als sicher weiter. Virtuell nicht in der dritten Chase-Stufe wären nach aktuellem Stand der Dinge neben den punktemäßig weit zurückliegenden Dale Earnhardt Jr. und Matt Kenseth auch Kyle Busch und Ryan Newman. Kurzum: Der einzige, der sich seines Einzugs in die Eliminator-Round sicher sein darf, ist Joey Logano. Für alles Weitere gibt es aber auch beim Penske-Piloten keine Garantien, wie Matt Kenseth klar zu verstehen gab...

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