• 11.10.2010 01:23

  • von Pete Fink

Fontana-Show: Tony Stewart wieder im Titelgeschäft!

Tony Stewart bezwang in einem spannenden Fontana-Finale Clint Bowyer und Jimmie Johnson, und machte in der Gesamtwertung einen Riesensatz

(Motorsport-Total.com) - Kein Zweifel: Das vierte von den insgesamt zehn Chase-Rennen war mit großem Abstand der bislang beste Playoff-Auftritt der versammelten Sprint-Cup-Asse. Die Zuschauer sahen permanente Rad-an-Rad-Duelle, die teilweise zu fünft (!) nebeneinander ausgetragen wurden. Dazu mussten auf dem Auto Club Speedway in Fontana jede Menge Meisterschaftskandidaten einen herben Tiefschlag erleiden. Und am Ende gab es noch eine waschechte Premiere.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Jubel bei "Smoke": Tony Stewart meldet sich mit seinem Fontana-Sieg zurück

Sage und schreibe 19 Mal war Tony Stewart auf dem mächtigen Zwei-Meilenoval östlich von Los Angeles bisher angetreten, gewinnen konnte der zweifache NASCAR-Champion dort noch nie. Bis zum Sonntagabend, als er mit seinem roten Stewart/Haas-Chevrolet in einem sehenswerten und hochspannenden Finale Clint Bowyer (Childress-Chevrolet; 2.) und den haushohen Fontana-Favoriten Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 3.) niederringen konnte.

Es war ein hart umkämpfter Erfolg, denn im Gegensatz zu den bisherigen Chase-Rennen gab es dieses Mal kein dominantes Auto. Neben dem Spitzentrio hätte durchaus auch NASCAR-Oldie Mark Martin (Hendrick-Chevrolet; 6.) seinen ersten Saisonsieg einfahren können. Doch der 51-Jährige hatte in den Schlussrunden nicht mehr den Punch, um ganz vorne mithalten zu können. Mit 41 Führungsrunden holte sich Martin wenigstens die zehn Bonuspunkte, denn Bowyer wies am Ende nur deren 40 auf.

Enges Fontana-Finale

Der Childress-Pilot sah bis 18 Runden vor Schluss als der sichere Sieger aus. Bowyer hatte sich zuvor Stewart geschnappt, der seinerseits vom stark aufkommenden Johnson überholt wurde. Dann kam es zur achten und vorletzten Gelbphase. Mit Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet; 12.) und Paul Menard (Petty-Ford; 22.) gab es im Feld zwei Pokerspieler, die sich nur zwei neue Goodyear-Gummis aufschnallen ließen, und beim Restart in der ersten Reihe prompt für Verwirrung sorgten.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson verteidigte seine Sprint-Cup-Tabellenführung Zoom

Stewart katapultierte sich an den beiden aufmüpfigen Mittelfeldlern vorbei in Front, während Johnson und Bowyer dahinter etwas aufgehalten wurden. Dies nutzte Kasey Kahne (Petty-Ford; 4.), der sich auf der Außenbahn spektakulär von Fünf auf Zwei schob. Erst Johnson, dann Bowyer verwiesen Kahne in der Folge wieder auf Platz vier. Stewart musste an der Spitze noch einen weiteren Restart zwei Runden vor dem Ende überstehen, was "Smoke" in souveräner Manier löste.

Während er vorne weg zog, griff Bowyer in Runde 199 auf der Innenbahn erfolgreich nach Johnson, der Konter des Kaliforniers im letzten Umlauf kam zu spät. Hinter Kahne holte sich ein starker Ryan Newman im zweiten Stewart/Haas-Chevrolet Rang fünf. Mit Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 7.), Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 8.) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 9.) folgten drei weitere Meisterschaftskandidaten auf den Plätzen.

Stewarts Dank an Bowyer

"Ich wusste, dass mir Jimmie eine Menge Ärger bereiten würde", schilderte Stewart die letzten beiden Runden. "Gott sei Dank hat sich Clint dazwischen geschoben." Bowyer wiederum haderte angesichts seiner sicheren Führung via Bordfunk mit der vorletzten Gelbphase. Im Ziel hatte er sich beruhigt: "Klar war die Caution schlecht für uns, aber ich bin trotzdem zufrieden. Immerhin haben wir nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen einen Turnaround hingelegt."

Tony Stewart, Clint Bowyer

Die Entscheidung nach einem Restart: Tony Stewart schnupft Clint Bowyer Zoom

Zur Erinnerung: Nach seinem Sieg zum Chase-Auftakt in Loudon wurde Bowyers Childress-Chevy als illegal eingestuft. Ein Abzug von 150 Meisterschaftspunkten war die bittere Folge, seine Revanche folgte am Sonntagabend beim Pepsi 400. Johnson wiederum nahm seinen dritten Platz gelassen: "Wäre es Grün geblieben, dann stünden wir in der Victory Lane", war sich der Lokalmatador sicher. "Beim Restart kam mir Clint in die Quere. Aber wenn wir jede Woche unter den Top 3 landen, dann können wir beruhigt nach Homestead fahren." Dort wird am 21. November bekanntlich das NASCAR-Finale ausgetragen.

Im engen Meisterschaftskampf gab es in Fontana einige prominente Opfer: Greg Biffle (Roush-Ford; 41.) und Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 35.) erlitten jeweils einen Motorschaden. Carl Edwards (Roush-Ford; 34.) wurde mit Zündungsproblemen weit zurückgeworfen. Auch beim dritten Roush-Ford von Matt Kenseth (30.) streikte im Finale das Triebwerk. Von Jeff Burton (Childress-Chervolet; 23.) war 200 Runden lang überhaupt nichts zu sehen, während Kurt Busch (Penske-Dodge; 21.) nach einer Kollision mit David Ragan (Roush-Ford; 32.) in die letzte Gelbphase verwickelt war.

Viele Probleme und Strafen

Doch auch Harvick, Hamlin und Jeff Gordon kamen nicht heil durch die 200 Rundenhatz. Am Hamlin-Toyota musste das Getriebe gewechselt werden, weshalb der Gibbs-Pilot das Rennen nur von Startplatz 42 aufnahm. Harvick und Gordon wurden jeweils zu schnell in der Boxengasse erwischt und erhielten eine Durchfahrtsstrafe. Im Fall Gordon hätte dies beinahe schlimme Folgen gehabt, denn den Hendrick-Pilot erwischte es erst 46 Runden vor dem Ende in Gelbphase sieben.

Jeff Gordon

Jeff Gordon kam in Fontana mit einem blauen Auge davon Zoom

Dies warf ihn im letzten Rennviertel bis auf Platz 25 zurück. "Ich hätte nicht mehr geglaubt, dass wir noch in die Top 10 fahren würden", atmete Gordon auf. "Klar waren die beiden letzten Gelbphasen gut für uns. Wir konnten die Balance korrigieren, wir holten uns zwei Runden vor dem Ende noch einmal zwei neue Reifen und dann hat es halt 'Bumm' gemacht."

Auch Juan Pablo Montoya erwischte es in der Boxengasse gleich zweimal. Aber das Rennen des Kolumbianers war bereits in Runde neun gelaufen, als er seinem Earnhardt/Ganassi-Chervolet einen Streifschuss an der Mauer verpasste. In Gelbphase sieben pokerte Montoya und ließ sich nur zwei neue Reifen aufziehen, was ihn von Rang 18 auf eins beförderte. Doch sein angeschlagenes Fahrzeug war am Ende nicht in der Lage, ganz vorne mitzumischen. Immerhin sprang noch Position 14 heraus.


Fotos: NASCAR in Fontana


Stewart wieder im Titelgeschäft

Der große Gewinner des Kalifornien-Sonntags hieß natürlich Tony Stewart. "Smoke" machte in der Gesamtwertung einen Riesensatz von Zehn auf Fünf, und rangiert nun 107 Punkte hinter dem alten und neuen Tabellenführer Jimmie Johnson. Denny Hamlin (-36) und Kevin Harvick (-54) befinden sich genauso in Schlagdistanz wie Jeff Gordon (-85).

Tony Stewart

Tony Stewart machte in der Gesamtwertung einen großen Sprung Zoom

Kurt Busch (-140) braucht als aktueller Gesamtsechster am kommenden Wochenende in Charlotte unbedingt ein Top-Resultat, um noch entscheidend in den Titelkampf eingreifen zu können. Ab Platz sieben (Carl Edwards; -162) wird es in der Schlacht gegen Johnson und Co. bereits ganz eng. Doch auch Tony Stewart weiß, was die Stunde geschlagen hat. "Wir werden alles Menschenmögliche unternehmen", versprach der Fontana-Sieger in Sachen Titelambitionen.

Er ist sich aber im Klaren: "Wir werden schon ein wenig Hilfe benötigen." Wohl wahr, denn mit Charlotte und Martinsville folgen nun zwei weitere Spezialstrecken von Tabellenführer Johnson. Nur: Wenn der Kalifornier schon zuhause in Fontana zu schlagen ist, dann sollte dies auch für das Bank of America 500 gelten, das am kommenden Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag über die Bühne gehen wird. Die beiden Frühjahrsrennen von Charlotte gewann übrigens Kurt Busch.