• 25.10.2007 14:56

Edwards fordert Aussprache

Roush-Fenway Fahrer Carl Edwards fühlt sich nach seinem jüngsten Gerangel mit Teamkollege Matt Kenseth in seiner Haut nicht wohl

(Motorsport-Total.com) - Busch-Series-Dominator Carl Edwards kann dieses Wochenende den Titel einfahren, hat aber auch noch Chancen im Nextel-Cup-Chase weit vorne zu landen. Am meisten beschäftigt ihn aber die schlechte Stimmung in seinem Team, die in einem Gerangel mit Teamkollege Matt Kenseth nach dem Rennen in Martinsville ihren bisherigen negativen Höhepunkt hatte.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards und Teamkollege Matt Kenseth können derzeit nicht miteinander

Frage: "Hast du dir die Aufzeichnung des Vorfalls von Sonntag angesehen?"
Carl Edwards: "Ja, habe ich."#w1#

Frage: "Und was sagst du dazu?"
Edwards: "Es war schlecht und ich würde es gerne ungeschehen machen. Aber alles was ich jetzt noch tun kann, ist mich zu entschuldigen. Das wär's."

Frage: "Die Situation bei Penske mit Ryan Newman und Rusty Wallace schien ähnlich. Sie hatten immer Probleme miteinander und konnten sie nie ausräumen. Kann es sein, dass die Piloten bei Roush einfach nicht zusammenpassen? Dass Ihr einfach keine Freunde werdet, unüberbrückbare Differenzen habt?"
Edwards: "Ich denke jeder kann sehen, dass Matt Kenseth und ich grundverschieden sind. Aber wir beide sind extrem wettkampf-orientiert. Er ist ein großartiger Fahrer, ein Champion. Er hat viele Rennen gewonnen und er ist ein klasse Typ. Wir müssen einfach besser miteinander kommunizieren. Matt hat von sich aus mit mir seit sechs Monaten keine zwei Sätze gewechselt. Wir kennen einander nicht gut und all die Probleme sind aus der zu geringen Kommunikation entstanden. Ich bin bereit alles zu tun, was nötig ist, um Matt zu verstehen und uns zu guten Teamkollegen zu machen."

Frage: "War das also ein "falscher-Ort-falsche-Zeit-Problem?"
Edwards: "Genau das war's. Alles kam zusammen. Ich schied in Runde 185 aus, enttäuschte meine Fans, hatte massive Kopfschmerzen und war frustriert. Genau in dem Moment steht Matt Kenseth vor mir und ich weiß nicht einmal, ob er etwas gesagt hat, aber ich war nur schlecht drauf. Und, na ja, Ihr wisst, was dann kam..."

Keine Lösung in Sicht

Frage: "Nun müsst Ihr aber in Zukunft zusammenarbeiten. Wirst du den ersten Schritt machen? Wirst du zu Greg gehen und ein wenig Wiedergutmachung betreiben?"
Edwards: "Ganz bestimmt. Das ist alles, was mir übrig bleibt. Matt war Gregs Trauzeuge letzte Woche und auch Jamie McMurray kommt mit ihm gut aus. Ich muss mich einfach entschuldigen. Ich komme jede Woche zu den Rennen um zu gewinnen, aber gemeinsam haben wir viel mehr erreicht, das ist sicher. Also was immer ich tun muss, um das wieder gut zu machen, werde ich tun. Ich fühl mich echt mies."

Frage: "Hat sich Jeff Smith in irgendeiner Weise eingeschaltet? Oder lassen die Chefs das die Fahrer austragen?"
Edwards: "Jack und Jeff Smith haben mich angerufen. Ich habe Matt eine Nachricht auf die Box gesprochen. Er hat mich noch nicht zurückgerufen, aber ich bin sicher, wir werden bald darüber sprechen. Wir sind erwachsene Menschen und weder Jack noch Jeff Smith erklären uns, was wir tun sollen. Sie wollen den Erfolg und wollen, dass wir zusammenarbeiten. Das versteht sich von selbst. Ich bin hier und heute völlig offen und ehrlich."

Frage: "Wie sehr hat dich diese Situation gerade im Chase beeinflusst? Im Vorjahr gab es Jeff und Jimmie, dann zu Saisonbeginn Stewart und Hamlin. Wie sehr hat das mit dem Druck von außen zu tun?"
Edwards: "Ich denke der Druck ist schon OK. Jeder will einfach gewinnen. Und das ganze Aufregen, Diskutieren, usw. macht einen Teil der Attraktivität aus. Es ist ein Wettkampf und es bewirkt besondere Dinge in Menschen, gute und schlechte. Aber ich weiß nicht, wie sehr es der Chase ist. Bei Roush Fenway haben wir nicht 15 Rennen diese Saison gewonnen und fünf Piloten im Chase. Es ist wohl eher eine Frage der Zufriedenheit und gewisse Leute scheinen nicht mehr so zufrieden."

Frage: "Während du ein direkter Mensch bist, ist Matt Kenseth wohl von Natur aus zurückhaltender und als er über Euer Verhältnis sprach, schienen die Differenzen ausgeräumt. Hat dich etwas Bestimmtes in Rage versetzt?"
Edwards: "Wie die Dinge in den letzten Monaten liefen, war nicht OK. Momentan ist die Beziehung zwischen Matt Kenseth und Carl Edwards von schnell durchbrennenden Sicherungen gekennzeichnet. Wann immer ich ihn wütend machte, zahlte er es mir auf seine Art heim und umgekehrt. Wir haben zwar über Funk gesprochen, aber das Problem ist größer."

Teamgeist fehlt

Frage: "Du hast dich über den Mangel an Teamgeist beschwert. Wie könnt Ihr den wiedergewinnen?"
Edwards: "Ich weiß nicht, wie es dazu kam und daher auch nicht, was man nun tun sollte. Ich kann nicht für Matt oder Greg oder sonst wen sprechen. Aber als ich zu Roush Fenway kam, hatten wir 2005 viel Erfolg und ich fuhr mir den Hintern wund für den Job, aber ich wusste, sonst würde ich immer noch im Haus meiner Mutter in Columbia wohnen. OK, ich wohne noch immer dort, aber ich hab's nun gekauft. Seit damals haben wir aber keinen so guten Job mehr gemacht, alle von uns, haben verabsäumt zu kommunizieren, wie wir auf der Strecke behandelt werden wollen und nun sind wir einander schon recht fremd. Das führt automatisch zu Vorfällen auf der Strecke. Ich kann Matt sicher mehr Respekt entgegenbringen, wenn er mir das gegenüber auch macht. Wir können das alle deutlich besser."

Frage: "Verspürst du Neid innerhalb deines Teams, weil du sozusagen als 'golden boy' angeheuert wurdest? Jack hat dich abseits der Strecke oft nach vorne gestellt und im Gegensatz dazu waren Gregs Kommentare im Fernsehen letzte Nacht schockierend, wenn man bedenkt, dass Ihr Teamkollegen seid."
Edwards: "Ich war auch geschockt, aber ich glaube, dass er nochmals darüber nachdenken wird. Ich weiß nicht, was los ist. Alles was ich sagen kann ist, dass wir uns zusammensetzen und das klären müssen, damit wir nicht von Teams, die gut zusammenarbeiten, geschlagen werden. Greg Biffle und Matt Kenseth sind großartige Fahrer, Jamie McMurray hat enormes Talent und David Ragan ist aufstrebend. Und wir haben tolle Fahrzeuge, super Sponsoren und alles andere, was man braucht. Ich habe heute mit Max Jones gesprochen und er ist so frustriert, weil so viele Leute so hart arbeiten und wir haben hier nur Probleme. Hoffentlich können wir in Daytona nur mehr über die ganze Sache lachen."

Busch-Titel winkt

Frage: "Du kannst dieses Wochenende in Memphis die Busch Serie gewinnen. Wie gehst du an diese Aufgabe heran? Es wird dich wohl auch von den Vorfällen von Sonntag ablenken."
Edwards: "Nicht wirklich, denn ich spreche Dinge immer direkt an. Daher bin ich aufgeregt Sonntag im Cup zu fahren. Betreff Memphis, das ist natürlich eine tolle Stecke und der erste Kurs auf dem ich einen NASCAR Event gefahren bin. Ich fuhr in der Craftsman Truck Series, ich glaube 2002. Es war mein erstes NASCAR-Rennen mit Mike Mettler und ich wurde 17. Seitdem liebe ich den Kurs. Im Vorjahr dachte ich, wir würden gewinnen, aber es reichte nicht ganz. Dennoch war es ein Klasserennen und ich freu mich schon auf diesmal, speziell, wenn ich den Busch-Titel einfahren kann."

Frage: "Wenn man deinen Run in den ersten 15 Läufen bedenkt, gab es irgendetwas, das die Harmonie im Team dramatisch störte, dass du aber der Saisonmitte mit Problemen zu kämpfen hattest? Und beeinflussen die fehlenden Erfolge in der Busch-Serie in der zweiten Saisonhälfte die Freude über den Titelgewinn?"
Edwards: "Unsere Performance in den beiden Saisonhälften war nicht so unterschiedlich. Natürlich hatten wir schreckliche Rennen wie Kentucky, als ich in Führung liegend abgeschossen wurde, oder in Montreal wo beschädige Kerbs meinen Wagen aus dem Rennen warfen. Ähnliches geschah in Watkins Glen. Letztes Wochenende drehte sich ausgerechnet Jimmie Johnson und crashte in mich. So viel Pech gibt's eigentlich gar nicht. Natürlich nimmt einen das mit, denn als Rennfahrer willst du immer gewinnen und es wäre wesentlich besser den Titel mit einem Sieg in Memphis sicherzustellen."

NASCAR goes weltweit?

Frage: "Es scheint, als würde NASCAR eines Tages eine weltweite Serie werden. Auch wenn die Kosten zwei Wagen nach Japan oder Australien zum Beispiel zu schippern enorm wären, würdest du diese Entwicklung begrüßen? Sollte NASCAR seine Serie in den USA weiter ausbauen oder weltweit fahren?"
Edwards: "Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Die Serie ist schon jetzt unglaublich guter Sport. Mit der Busch-Serie in Mexico City oder Kanada zu fahren, macht schon Spaß. Wenn es eine Möglichkeit gibt in anderen Ländern zu fahren, wäre das schon toll, sicher eine klasse Show auf und neben der Strecke. Ich wäre auf alle Fälle dafür! Es wäre einfach genial in Japan oder England zu fahren."

Frage: "Mit nur mehr einem ausständigen Rennen für den 'Car of Tomorrow', wie denkst du über den Wagen? Und wie sehr hat sich dein Bild seit Saisonbeginn verändert?
Edwards: "Dass der 'Car of Tomorrow' ein perfektes Beispiel ist wie man gemeinsam Erfolg haben kann. Wir fuhren den 'Car of Tomorrow' in Bristol und wir waren unglaublich schlecht. Dank Robby Riser und dem ganzen Ingenieursteam ist der Wagen nun hervorragend. Das ist wohl unser größter Sieg in dieser Saison. Ich bin schon sehr auf kommende Saison gespannt. Ich denke, wir können damit gleich von Beginn an um Siege fahren. Meine Meinung hat sich also um 180 Grad gedreht."